Klärschlamm statt Steinkohle
Die EnBW will ihr Kraftwerk bei Walheim umrüsten. Die neue Anlage würde zweistelligen Millionenbetrag kosten. Doch vor dem Neubau sind einige Hürden zu nehmen.

Seit langem ist das Kohlekraftwerk bei Walheim nur noch ein Reservestandort: Als eine der ersten Anlagen des Energieversorgers EnBW wurde sie 2013 zur Stilllegung angemeldet und ist nur noch in Betrieb, weil sie von der Bundesnetzagentur als systemrelevant eingestuft wird. Nun will der Konzern EnBW den Standort umbauen und auf einen anderen Brennstoff umrüsten: Statt Steinkohle soll von 2023 an Klärschlamm verfeuert werden, teilte das Unternehmen am Montag mit.
50.000 Tonnen Trockenmasse können verfeuert werden
Dazu wird allerdings der Bau eines neuen Ofens nötig, erläuterte EnBW-Sprecher Jörg Busse. Er soll eine Jahres-Kapazität von 180.000 Tonnen entwässertem Schlamm haben, was 50.000 Tonnen Trockenmasse entspricht - die angelieferten Mengen müssen vor Ort nochmals getrocknet werden. Das Material wird von den Kläranlagenbetreibern an die EnBW-Tochter MSE geliefert. Die Karlsruher würden dann in Walheim ihre erste eigene Anlage im Land betreiben. Momentan gibt es solche Klärschlamm-Öfen bereits in Stuttgart und Karlsruhe, dort aber betrieben durch die jeweiligen Stadtwerke. Ansonsten wird Klärschlamm zurzeit überwiegend in Zementwerken und Kohlekraftwerken mitverbrannt. Allerdings ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossene Sache.
Für die EnBW ist das Projekt auch eine Umrüstung auf alternative Energien: Mit dieser Anlage könne auch "grüne Energie" in Form von Wärme sowie Strom zur Eigenversorgung erzeugt werden, heißt es. "Wir prüfen derzeit den Aus- und Aufbau eines Nah- und Fernwärmenetzes in Walheim und den benachbarten Gemeinden", berichtet Projektleiter Andreas Pick.
Spezielle Filter gegen Gestank
Der geplante Neubau umfasst vor allem einen nach außen abgedichteten Klärschlammbunker, einen Ofen mit Wärmeauskopplung sowie eine hocheffiziente Rauchgasreinigung. Ein Schleusensystem sowie spezielle Filter sollen für eine geruchsneutrale Anlieferung und Lagerung des Materials sorgen. Nun startet ein mehrmonatiges Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Stuttgart. Nach dessen Zustimmung und der endgültigen Investitionsentscheidung der EnBW könnte mit dem Bau frühestens 2023 begonnen werden. Gerechnet wird mit einer zweijährigen Bauzeit. Die Investitionskosten würden auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag veranschlagt, hieß es weiter. 2023 könnten dann die beiden Kohleblöcke in Walheim endgültig stillgelegt werden.
Infoveranstaltung am 23. Juni
Als nächsten Schritt lädt der Konzern zu einer Online-Informationsveranstaltung ein: Am Mittwoch, 23. Juni, 18 Uhr, stellen die Fachleute des Unternehmens den Stand der Planungen vor und beantworten Fragen zum Projekt. Dazu können sich Teilnehmer über die Internetseite www.enbw.com einwählen.