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Kampf dem Grauen Star: Augenärztin aus Bad Rappenau leitet Hilfsprojekt in Nepal

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8000 Menschen das Augenlicht wieder schenken: Das ist das erklärte Ziel eines Hilfsprojekts in Nepal, das die Bad Rappenauer Augenärztin Dr. Eva Frei für den Hilfsverein Help ehrenamtlich betreut. Jetzt sucht sie nach Mitstreitern.

Der nepalesische Augenarzt Dr. Kishore Pradhan ist Partner des Hilfsvereins Help. Hier untersucht er eine Patientin nach der Operation.
Der nepalesische Augenarzt Dr. Kishore Pradhan ist Partner des Hilfsvereins Help. Hier untersucht er eine Patientin nach der Operation.  Foto: privat

Die Ärmsten der Armen haben keine eigene Stimme. Sie werden gehört, wenn sich Hilfsorganisationen zu ihrem Sprachrohr machen. In Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung verleiht der Hilfsverein Help mit Sitz in Schwäbisch Hall Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen seine Stimme.

Anfangs finanzierte Help Operationen von Lippen-, Kiefer- und Gaumen-Spalten. Zwischenzeitlich bezahlt der Verein auch Augenoperationen mit Spendengeldern, die ihm zu treuen Händen überlassen werden. "Mir hat der Verein gefallen, weil alles ehrenamtlich ist", sagt die Bad Rappenauer Augenärztin Dr. Eva Frei: "Die Gelder werden zu 100 Prozent weitergegeben."

Großer Nutzen bei geringen Kosten

Eva Frei hat hier ihr Herzensprojekt gefunden. Als eines von 700 Help-Mitgliedern hat sie ein Projekt in Nepal aufgebaut, bei dem zwischenzeitlich über 2000 am Grauen Star erkrankte Menschen ihr Augenlicht wiedererhalten haben.

Operiert worden sind sie von Eva Freis Partner vor Ort, dem Augenarzt Dr. Kishore Raj Pradhan vom Matrika Eye Center in Kathmandu. Frei ist dankbar, dass es ihn gibt: Zuverlässige Partner vor Ort zu finden, ist laut der Augenärztin die eigentlich Schwierigkeit, "vieles geht nur über persönliche Kontakte".

Help arbeitet nicht mit jedem Krankenhaus zusammen, ist aber offen für Empfehlungen - und wurde so auch schon oft fündig. "Bezahlt werden die Ärzte und die Therapie, nicht die Patienten", erklärt Eva Frei, die zur Sektion Heilbronn gehört.

Die Fotos, die Dr. Eva Frei aus Nepal bekommt, studiert sie aus der Ferne: In 3000 Fällen konnte Help schon Grauer-Star-Operationen bezahlen. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer
Die Fotos, die Dr. Eva Frei aus Nepal bekommt, studiert sie aus der Ferne: In 3000 Fällen konnte Help schon Grauer-Star-Operationen bezahlen. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer

Die Partner vor Ort müssen gute Mediziner sein. Sie müssen aber auch die Bedingungen des Hilfsvereins erfüllen. Mit Vorher-Nachher-Fotos weist der Operateur seine Leistung nach.

Die Beseitigung des Grauen Stars ist günstig und kann auch unter einfachen Bedingungen durchgeführt werden. Die Diagnose aus der Ferne ist möglich: "Man kann hier mit einfachen Mitteln helfen", sagt Eva Frei.

Gut 50 Euro kostet ein Eingriff, darin enthalten sind die Operation selbst, Medikamente, die Linse sowie eine Brille, die hinterher getragen wird. Mit ihrem nepalesischen Kollegen korrespondiert Eva Frei regelmäßig.

Kishore Pradhan reist durchs Land, sucht die Kranken auf und dokumentiert jeden einzelnen Fall. Die Patienten selbst beantworten standardisierte Fragen. Operiert werden nur Patienten, die mit beiden Augen schlecht sehen. "Es ist besser 5000 Menschen zu helfen als 2500", sagt Eva Frei. Ein gesundes Auge reiche außerdem aus, damit der Patient wieder arbeiten gehen könne: "Das Ziel ist immer die Selbstständigkeit."

5000 weitere Cataractoperationen sind geplant

Eva Frei hat in der pensionierten Reutlinger Kinderärztin Dr. Christiane Flaig selbst Hilfe gefunden. Trotzdem suche man immer nach weiteren Unterstützern, sagt sie: "hier wie dort" und idealerweise auch unter Kolleginnen und Kollegen. Denn auch in Kambodscha gibt es zwischenzeitlich eine verlässliche Adresse: Ein weiteres Katarakt-Projekt soll dort in Kürze anlaufen.

3000 solcher Operationen hat Kishore Pradhan für Help in Nepal schon durchgeführt, für weitere 5000 steht das Geld bereits zur Verfügung.

Seit Bestehen des Haller Hilfsvereins wurden insgesamt 1,5 Millionen Euro an Spendengeldern ausgeschüttet. Lippen-, Kiefer- und Gaumen-Spalten zu schließen kostet 400 Euro. "Wenn ich so die Bilder durchgehe", sagt Eva Frei, "dann begreife ich auch, was wir für ein Glück haben."

Ihr zeitintensives Ehrenamt gebe ihr daher sehr viel zurück. Zufrieden ist Eva Frei, "wenn die Menschen wieder sehen können." Den kulturellen Austausch, der dabei entstehe, nimmt sie als bereichernd wahr.

Informationen zum Hilfsverein Help 

Der gemeinnützige Hilfsverein Help ist 2008 gegründet worden. Informationen zu den Aktivitäten der gut 700 Mitglieder gibt es im Netz unter www.help-wirhelfen.de. Dort können sich auch Menschen melden, die ehrenamtlich mitarbeiten und ihre Kompetenz einbringen wollen.

Spenden sammelt der Hilfsverein unter anderem bei Kulturveranstaltungen wie dem Konzert der Heidelberger Musikfreunde, das voraussichtlich am Samstag, 2. Juli, in Bad Rappenau stattfindet, und das ebenfalls von Eva Frei organisiert wird.

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