Forschung in Heilbronn: Auszeichnung für Jennifer Niessner von der HHN
Ob Mikroplastik in Ozeanen oder Luftqualität in Innenräumen: Professorin Jennifer Niessner von der Hochschule Heilbronn forscht zu vielen Themen. Nun wurde sie von der Unicum-Stiftung ausgezeichnet.

Strömungsmechanik ist ihr Ding: Nun wurde Jennifer Niessner, die im Studiengang Maschinenbau am Sontheimer Campus der Hochschule Heilbronn (HHN) lehrt, von Unicum ausgezeichnet. Die Stiftung ehrt mit dem Wettbewerb "Professor des Jahres" herausragendes Engagement von Professorinnen und Professoren.
Expertin für technische Physik und Strömungslehre
Jennifer Niessner hat in der Kategorie Ingenieurwissenschaften und Informatik den dritten Platz belegt. Die Expertin für technische Physik und Strömungslehre leitet zudem das Forschungsinstitut für Strömung in additiv gefertigten porösen Strukturen, kurz ISAPS.
"Die Auszeichnung bedeutet mir viel, ich bin sehr dankbar dafür. Ich weiß zwar nicht, wer genau mich nominiert hat, aber ich werte das als Anerkennung für die Forschungsarbeiten, die wir im Pandemiekontext geleistet haben." Die 44-Jährige erzählt, dass sie schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie viel an Aerosolen geforscht habe. Dann kam Corona. Das Leben lag still, auch die Hochschule war zwischenzeitlich geschlossen. Die Forschung aber lag nie brach, im Gegenteil.
Auch Studierende wachsen über sich hinaus
Mit Studierenden forschte Jennifer Niessner weiter, beispielsweise über Masken oder wie sich Aerosolpartikel ausbreiten und abscheiden lassen und wie die Luftqualität in Innenräumen verbessert werden kann. Einige seien sogar als Autoren wissenschaftlicher Publikationen in Fachzeitschriften genannt worden. "Die Studierenden sind in dieser Zeit über sich hinaus gewachsen", schwärmt die Professorin.
Was macht eine gute Professorin aus? Jennifer Niessner muss nicht lang überlegen: "Man muss Studierende dort abholen, wo sie herkommen." Oft seien sie die ersten in ihrer Familie, die einen akademischen Abschluss anstreben. In der Folge sei es etwas Besonderes für sie, studieren zu dürfen. "Es ist wichtig, ihnen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen und sie dabei zu begleiten."
Wie Strömungsmechanik und Cappuccino-Schaum zusammenhängen
Den Freiraum an der HHN hebt die Professorin positiv hervor. Der komme Studierenden zugute, wenn sie an Forschungsprojekten mitarbeiten dürfen und Wissenschaft anwenden. "Dadurch lernen sie viel." Oft seien Industriepartner mit an Bord, und Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern könnten geknüpft werden.
Vor allem Strömungsmechanik fand Jennifer Niessner schon immer faszinierend, wie sie sagt. Was für eine Laie erstmal abstrakt klingen mag, wird verständlicher an einfachen Beispielen, die die Professorin nennt: Wie entstehen Tsunamis? Oder wie kriegt man den perfekten Schaum auf dem Cappuccino hin? Alles Fragen, deren Antworten in der Strömungsmechanik liegen. Der Bereich sei sehr vielseitig und spannend.
"Viele Forschungsergebnisse liegen brach"
Sich auf ihrer Unicum-Auszeichnung ausruhen will Niessner nicht. In der Zukunft will die ambitionierte Professorin mithilfe des ISAPS-Forschungsinstituts vor allem drei Themengebiete in den Fokus rücken: Zum einen kündigt sie an, weiter an Luftqualität in Innenräumen forschen zu wollen.
"Viele Forschungsergebnisse liegen brach." Das Interesse an der Thematik sei in den Hintergrund gerückt. Dabei sei es wichtig, infektiöse Keime mit Frischluft zu ersetzen. Die Herausforderung liege darin, in Zeiten von Gaskrise und Klimawandel auf effizientem Wege für eine gute Luftqualität zu sorgen.
Einen Waschmaschinen-Filter gegen Mikroplastik
Außerdem will sich die 44-Jährige dem globalen Problem, Mikroplastik in Ozeanen, widmen. Ein Drittel gelange durch das Waschen von Fleecepullis und Funktionsbekleidung ins Meer. Niessners Hoffnung liegt auf einem "vielversprechenden Filter" für die Waschmaschine, der in der HHN entwickelt wurde. "Er hat viel Potenzial."
Und zu guter Letzt will die 44-Jährige in Zukunft verstärkt an personalisierter Medizin forschen. Auch hier komme wieder Strömungsmechanik ins Spiel. Mithilfe von Strömungssimulationen könne man Patienten die bestmögliche Therapie vorschlagen.
Gleich zwei HHN-Professorinnen auf Siegertreppchen
Im Rahmen des Wettbewerbs „Professor des Jahres“ stehen 2023 gleich zwei Professorinnen der Hochschule Heilbronn (HHN) auf dem Siegertreppchen: Neben Jennifer Niessner wurde auch Maren Lay ausgezeichnet: Sie belegt in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften und Jura den ersten Platz. Lay lehrt am Campus Schwäbisch Hall in Studiengängen der Fakultät Management und Vertrieb und ist Studiendekanin (Digital Business Psychology).
„Als ich erfahren habe, dass mich Studierende nominiert haben, habe ich mich sehr über diese Wertschätzung gefreut.“ Professor des Jahres wird seit 2006 als jährlicher, bundesweiter Wettbewerb der Unicum-Stiftung ausgerichtet und steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz