Ist der Buga-Zwerg Karl etwa abgekupfert?
Das Buga-Maskottchen stellt den Künstler Ottmar Hörl vor ein Problem: Karl sieht Hörls Zwergen durch Farbe und Installation im öffentlichen Raum ähnlich. Das ist die Meinung des Künstlers. Die Heilbronner Gartenschau-Macher sind da anderer Meinung.

Der Buga-Zwerg Karl sorgt für Gesprächsstoff. Das knallige Pink des Heilbronner Buga-Maskottchens und die Idee der öffentlichen Installation - das gibt es doch alles schon. So sehen es zumindest Kunstsammler aus der Region. Und so sieht es auch Kunstprofessor Ottmar Hörl. Der Bildhauer und Konzeptkünstler stellt seine leuchtend bemalten Kunststoff-Gartenzwerge seit 1985 in mehreren Städten in großer Zahl auf (siehe Infokasten). Viele leuchtend pinke Zwerge sind vor einigen Wochen auch vor dem Heilbronner Rathaus aufgestellt worden. Haben die Heilbronner Hörls Idee geklaut?
Was der Künstler sagt
Hörl nimmt es mit Humor. "Die Leute werden nachfragen: Was hast Du da für eine eigenartige Gestaltung gemacht?" Der 68-Jährige kennt keine anderen Künstler, die mit Gartenzwergen arbeiten. "Jetzt haben wir das Dilemma, dass ich das aushalten und sagen muss, der ist nicht von mir." Wenn man als Künstler durch ein Objekt oder einen bestimmten Stil berühmt geworden sei, "dann ist das ein Problem". Gartenzwerge als Kunstobjekt bringe man mit ihm in Verbindung. "Das ist genauso wie Bilder mit Nägeln. Das ist Günther Uecker."
So argumentieren die Buga-Macher
Dem widerspricht man bei den Buga-Machern. Natürlich kenne man Ottmar Hörl, erklärt Mirjam Weber (41), Leiterin der Marketing-Abteilung bei der Bundesgartenschau Heilbronn. Das Design für den bunten Buga-Zwerg sei aus dem Team entstanden. "Uns ist es wichtig, dass wir Vorreiter sind. Wir können es uns nicht leisten, irgendwas zu kopieren." Karl repräsentiere die Buga. "Die Farbe Blüten-Pink ist unsere stärkste Farbe. Sie ist einfach auffällig. Mit der spielen wir."
Mit der Installation auf dem Heilbronner Marktplatz im Herbst dieses Jahres wollte man Karl den Bürgern nahebringen. "Uns liegt sehr viel daran, dass viele Menschen mit uns in Berührung kommen und der Zwerg nahbar wird", sagt Weber. Er solle aufgenommen werden in der Gemeinde.
Seit 1985 weltweit verbreitet
Das beabsichtigt auch Hörl. Durch Installationen im öffentlichen Raum integriert er den Zwerg in die politische Gesellschaft, wie er sagt. "Der macht mit und nimmt Teil am gesellschaftlichen Leben. Der wird zum politischen Material", sagt der Kunstprofessor über seine öffentliche Figur. Diese sei mittlerweile gesellschaftsfähig geworden. "Er ist weltweit verbreitet. Eine Biker-Gruppe in den USA hat einen meiner Zwerge in der Wüste Nevadas aufgestellt."
Auf die Frage, wie ein Hörl-Zwerg für die Buga ausgesehen hätte, sagt der 68-Jährige: "Ich weiß nicht, wie ich es gemacht hätte. Ich beschäftige mich lange damit, wie ich einen Gartenzwerg gestalte. Es hätte mir was Grandioses einfallen müssen. Eine Geschichte, die ich dazu erzählen kann." Wäre er eingeladen worden, hätte er sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Ein Patentrezept gebe es nicht. "Als Künstler hätte ich aber die Finger von einem Gartenzwerg gelassen." Zur Gestaltung hält sich Hörl zurück. "Ich habe mich nicht allzu sehr damit beschäftigt. Auf den ersten Blick sieht er kubistisch aus und ist ein wenig eckig geworden."
Hörl-Zwerg in Waiblingen
Der Zwerg von Hörl hat es dennoch in eine Gartenschau geschafft. Und zwar in die Remstal-Gartenschau, die von 10. Mai bis 20. Oktober 2019 stattfindet. Dort werden in Waiblingen Zwerge mit sechs unterschiedlichen Gesten ausgestellt. Man freue sich sehr, die Original-Hörl-Zwerge zur Schau in Waiblingen zu haben, so die Initiatorin auf Nachfrage.
Kommentar "Auffällig"
Die Buga-Macher haben mit dem auffällig pinkfarbenen Gartenzwerg eine Figur geschaffen, die exklusiv für die Bundesgartenschau im kommenden Jahr stehen soll. Als Karl, der Gartenzwerg, der Öffentlichkeit präsentiert wurde, hat es viele Spötter gegeben. Zu eckig, zu grell. Ja und? Kunst darf, Kunst muss mitunter provozieren. Karl war in kürzester Zeit in aller Munde. Das ist den Erfindern gelungen.
Die Freude über den gelungenen Coup hat allerdings Dellen. Einen grellen Gartenzwerg, der vielfach im öffentlichen Raum ausgestellt wird, gibt es schon. Und zwar seit Mitte der 1980er-Jahre, als Ottmar Hörl, ein Künstler von Weltruf, die ersten Zwerge auf Marktplätzen und vor Konzerthallen platzierte.
Dass keinem der Beteiligten, egal, ob unter den Buga-Machern oder in der Stadtverwaltung, die Ähnlichkeit der pinkfarbenen Zwerge samt öffentlicher Installation aufgefallen ist, darf zumindest sachte angezweifelt werden. 2005 entführte die damalige SPD-Stadträtin Elke Schulz-Hanßen bei ihrer Hasenmahl-Rede die geladenen Gäste in die Welt der Kultur. Als Beispiel diente ein Goldklon des berühmten Hasen von Albrecht Dürer. 2016 stellte Hörl seine Hitler-Gartenzwerge "Poisoned" in der Kunsthandlung Cameo, direkt neben dem Heilbronner Rathaus aus. So nah und doch nicht bemerkt? Na sowas.