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Materiallager an L1105
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Wofür die 400 Rohre zwischen Leingarten und Kirchhausen gebraucht werden

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An der L1105 entsteht ein großes Materiallager für den Bau der neuen Erdgas- beziehungsweise Wasserstoffleitung – der SEL. Die Terranets BW legt Wert auf umweltschonendes Vorgehen.

Während der Kran das Rohr stapelt, wird der entladene Sattelzug schon für die Rückfahrt nach Heilbronn bereit gemacht.
Während der Kran das Rohr stapelt, wird der entladene Sattelzug schon für die Rückfahrt nach Heilbronn bereit gemacht.  Foto: Schwarzbürger, Susanne

An der L1105 zwischen Leingarten und Kirchhausen herrscht seit ein paar Tagen reger Schwerlastverkehr. Nur wenige hundert Meter vom Ortsrand entfernt biegt ein Sattelzug nach dem anderen rechts ein, die Auflieger sind längenmäßig an die Fracht angepasst: Die LKW transportieren je ein Stahlrohr, 18 Meter lang, 1,20 Meter im Durchmesser, PE-isoliert und mit einer Wandstärke von 23 Millimetern. 13 Tonnen wiegt so eine Röhre.

Materiallager an L1105: 7,5 Kilometer für Leingarten

Philipp Mayerhofer rattert die Daten aus dem Effeff herunter. "Ich bin hier Mädchen für alles", sagt der Bauleiter bei der Firma PPS Pipeline Systems. Im Auftrag der Stuttgarter Terranets BW ist das österreichische Unternehmen am Bau der SEL, der Süddeutschen Erdgasleitung, beteiligt. Und gerade ist Mayerhofers Baustelle das dafür in Leingarten angelegte Rohrlager. "Hier lagern wir ungefähr 7,5 Kilometer", ergänzt André Arnold. Er sei im Auftrag von für die Rohrlagerplätze zuständig, erzählt der Mann mit dem blauen Schutzhelm.

Einmal mitten durch den Landkreis

Mit der SEL plant die Terranets BW den Rhein-Neckar-Raum und den Großraum Stuttgart mit Energie zu versorgen. Zunächst mit Erdgas, ab 2030 will die Firma dann Wasserstoff über diese Pipeline aus Richtung Mannheim in Richtung Stuttgart transportieren. Die SEL wird mitten durch den Landkreis Heilbronn verlaufen und dabei nach Kirchhausen auch Leingarten, Nordheim, Lauffen, Brackenheim, Kirchheim und Bönnigheim berühren.

400 Rohre werden dafür in Leingarten deponiert. Etwa 230 seien (am Montag) schon da, bis zu diesem Mittwoch sollte das Lager voll werden, rechnet Arnold.


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Schotter soll nicht in Mutterboden dringen

André Arnold von Terranets (links) und PPS-Bauleiter Philipp Mayerhofer kümmern sich um die Lagerung der Rohre in Leingarten. Fotos: Susanne Schwarzbürger
André Arnold von Terranets (links) und PPS-Bauleiter Philipp Mayerhofer kümmern sich um die Lagerung der Rohre in Leingarten. Fotos: Susanne Schwarzbürger  Foto: Schwarzbürger

"Wir haben zu kämpfen gehabt", sagt er mit Blick auf "vier Wochen Dauerregen". Schließlich habe sich das Unternehmen "so ökologisch wie möglich" auf die Fahnen geschrieben. Das bedeute, dass man keinen Boden vernichten will. Das Gelände sei von einem Bauern gemietet. Daher, erklärt Philipp Mayerhofer, habe man eine Baustraße aus Natursteinbruch gebaut, darunter verhindert eine Vliesschicht die Vermischung des Schotters mit dem Mutterboden. Der Bauleiter findet: "Wenn die Landwirte zufrieden sind, sind auch wir zufrieden."

Kehrmaschine gegen Unmut

Doch jetzt muss er sich dringend um die Straßenreinigung kümmern. Durch die Nässe ist nicht nur der Boden aufgeweicht. An den Reifen der schweren Sattelzüge sammelt sich einiger Dreck. Fast im Minutentakt fahren sie beladen aufs Gelände oberhalb der Landstraße. Etwa 200 Meter weiter gelangen sie, nachdem ihnen ein blauer Kran die Last abgenommen und ordentlich auf dem Stapel platziert hat, wieder hinunter auf die Fahrbahn. Den Schmutz tragen sie im Radprofil weiter. Beide Baustellenverantwortliche sind nun froh, das kurze Stück der Abfahrt asphaltiert zu haben.

Auf der L1105 stauen sich derweil Autos - nicht hinter den LKW, sondern hinter einer Kehrmaschine, die mit der Dauerreinigung der Fahrbahn beschäftigt ist. Philipp Mayerhofer ist mit dem Gerät nicht zufrieden. Er greift zum Handy, um eine kompakte, größere Kehrmaschine zu organisieren "damit nicht Unmut aufkommt".

Lauffen ist als nächstes dran

Auch André Arnold ist offensichtlich um das saubere Image der Firma Terranets BW bemüht. Sollte die Stadt Leingarten irgendein Problem mit der Baustelle haben, könne ihn der Bürgermeister jederzeit darauf ansprechen. Auch, wenn er den Schotter nach Auflösen des Rohrlagers brauchen könnte. Den würde man verschenken.

Bis Frühjahr 2024 werden die Stahlröhren liegenbleiben. Im März sollen die Baumaßnahmen beginnen. Sobald man in Leingarten fertig ist, wird der nächste Lagerplatz eingerichtet: in Lauffen. "Der wird größer", sagt Arnold, "Rohre für zehn Kilometer".

Relevante Technologie

Die jetzt in Depots entlang des Pipelineverlaufs gelagerten Stahlrohre werden von der Europipe GmbH in Mühlheim an der Ruhr hergestellt und geliefert. Per Güterzug gelangen sie aus Nordrhein-Westfalen nach Heilbronn. Dort werden sie auf LKW umgeladen, die sie über die Straße in die Rohrlager transportieren.

Die SEL, die von Lampertheim in Hessen bis nach Bayern an allen relevanten Kraftwerken in Mannheim, Heilbronn und Stuttgart vorbei verlaufen wird, soll entscheidend zur Klimaneutralität der Wirtschaft im Land beitragen: grüner Wasserstoff gilt dafür bei Experten als Schlüsseltechnologie.

 
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