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In der Krise ist mehr Müll angefallen

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Der Lockdown wirkte sich auf das Entsorgungsverhalten der Menschen in der Stadt und im Landkreis Heilbronn aus. Längere Wartezeiten am Recyclinghof in Wartberg ließen manchen Besucher auf das Personal schimpfen.

Raus mit den alten Möbeln: Während Corona-Zeiten wurden Keller ausgeräumt, Sperrmüll ausrangiert und entsorgt. Ein Großteil kam auf der Mülldeponie Vogelsang am Wartberg an. 
Foto: Ralf Seidel
Raus mit den alten Möbeln: Während Corona-Zeiten wurden Keller ausgeräumt, Sperrmüll ausrangiert und entsorgt. Ein Großteil kam auf der Mülldeponie Vogelsang am Wartberg an. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Corona-Zeit ist Entrümpelungs-Zeit. Vor allem im Landkreis Heilbronn ist das Sperrmüllaufkommen während der vergangenen Monate im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. Während zwischen März und Juli 2019 im Monat durchschnittlich 809 Tonnen Sperrmüll an den Recyclinghöfen gesammelt wurden, waren es im selben Zeitraum 2020 durchschnittlich 1029 Tonnen - Tendenz steigend.

Ein Trend, der sich in der Müllmengen-Statistik der Entsorgungsbetriebe der Stadt Heilbronn für den Sperrmüll nicht eindeutig feststellen lässt. Im Gegenteil: Zwischen Januar und Juni kamen durchschnittlich 52 Tonnen im Monat zusammen. Im selben Zeitraum 2019 waren es mit durchschnittlich 53 Tonnen monatlich etwas mehr.

Die Zeit zum Entrümpeln nutzen

Dennoch berichtet eine Mitarbeiterin des Entsorgungszentrums Heilbronn von spürbar gestiegenen Mengen an Sperrmüll, Bauschutt und Baumaterial, die während der Zeit des Lockdowns zur Mülldeponie Vogelsang am Wartberg gebracht wurden: "Viele Menschen haben während dieser Zeit renoviert, den Dachboden oder das Gartenhäuschen ausgeräumt", mutmaßt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Statistik und subjektives Empfinden könnten dennoch zusammenpassen. Schließlich beinhaltet die Kategorie der illegalen Müllabladungen auch Sperrmüll, der wild entsorgt wird. Seit dem Lockdown hat wilder Müll ein beträchtliches Ausmaß angenommen, sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Heilbronn. An Schwerpunkten wie der Neckarmeile und dem Wertwiesenpark in Heilbronn stapelten sich achtlos weggeworfene To-Go-Verpackungen der Gastronomie.

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Mehr Bio- und Verpackungsmüll

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung des Verpackungsmülls: 419 Tonnen kamen in Heilbronn im Monat durchschnittlich zwischen Januar und Juni zusammen, im Vorjahr waren es durchschnittlich 404 Tonnen im selben Zeitraum. Im Landkreis, wo die dualen Systeme für die Entsorgung von Verpackungen verantwortlich sind, sei der Verpackungsmüll um sieben Prozent gestiegen, teilt ein Landratsamt-Sprecher auf Stimme-Anfrage mit. Einen Zuwachs während des Lockdowns lässt sich auch in der Heilbronner Statistik auch beim Biomüll ablesen.

Die Abfallmengen müssten im Vergleich zu den Vorjahreszahlen und langfristig beobachtet werden, um das Müllaufkommen während der Corona-Krise tatsächlich beurteilen zu können. Das betont Dr. Beate Gehring von den Heilbronner Entsorgungsbetrieben. Durch die besonderen Umstände seien Verschiebungen bei den Abfallkategorien möglich. Ein Beispiel: Weil infolge des Lockdowns Firmen und Schulen schließen mussten, sank beispielsweise die Zahl der gewerblichen Restmüllmengen. Diese könnten sich aber in die privaten Haushalte verlagert haben, mutmaßt Beate Gehring: "Die Leute waren mehr daheim, haben dort gekocht und gewirtschaftet."

Recyclinghof-Mitarbeiter werden wegen längerer Wartezeiten beschimpft

Ein weiterer Grund für die Verlagerung könnte die Schließung der städtischen Recyclinghöfe von Ende März bis Ende April sein. Nur die Vogelsang-Deponie war durchgehend geöffnet. Das habe bei der Abfallberatung für viel Informationsbedarf gesorgt, berichtet Beate Gehring. "Die Kunden wollten wissen, welche Recyclinghöfe offen sind, ob sie zur Entsorgung vorbeikommen können oder sich anmelden müssen."

Durch die Schließung der Recyclinghöfe sei der Andrang bei der Deponie am Wartberg groß gewesen, erzählt eine langjährige Mitarbeiterin. Viele Kunden hätten die längeren Wartezeiten bis zu einer Stunde in Kauf genommen. Manche hätten allerdings uneinsichtig reagiert. Unflätige Beschimpfungen seien gefallen. "Wir wurden nicht mehr respektiert", erzählt die Mitarbeiterin.

Eine Kollegin auf dem Recyclinghof Frankenbach sei sogar angefahren und übel beschimpft worden, berichtet sie. Zwei Wochen lang habe Sicherheitspersonal für Ordnung sorgen müssen. Nachdem die Corona-Auflagen schrittweise gelockert und die umliegenden Höfe wieder geöffnet wurden, habe sich die Lage wieder beruhigt.

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