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Impfzentren schöpfen Kapazität bei Weitem nicht aus

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Rund 170.000 Impfdosen haben die drei Kreisimpfzentren (KIZ) der Region bislang verabreicht. Dabei bleiben die Kosten noch weit unter der Kalkulation des Landes, nachdem die Zentren wegen Impfstoffmangels ihre Kapazität nicht ausschöpfen. Landtagsabgeordnete aus der Region halten die Entscheidung für die KIZ im Rückblick fraktionsübergeifend für richtig.

"Ernüchternd" findet Klaus Holaschke die KIZ-Zwischenbilanz. Es gebe eine große Diskrepanz zwischen Impfzahlen und dem, was die Infrastruktur hergegeben hätte, betont der Eppinger OB und Vizepräsident des Gemeindetags. "Dafür können weder Kommunen noch Landkreise etwas." Es fehlt an Impfstoff, dessen Bestellung Sache von Bund und EU war.

Drei KIZ haben 170.000 Impfdosen verabreicht

Im KIZ Heilbronn-Horkheim wurden bislang rund 65.000 Dosen verabreicht. Wäre tatsächlich von Beginn an der angestrebte Sieben-Tage-Betrieb mit 800 Impfungen täglich möglich gewesen, läge diese Zahl über 100.000.

Trotzdem hält Susanne Bay das Zwei-Stufen-System - erst impfen die KIZ, dann die Ärzte - für richtig. Gleich die Ärzte einzuspannen, "das hätte die Praxen lahmgelegt", sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Heilbronn. Klaus Ranger, SPD-Abgeordneter für Neckarsulm, erinnert daran, dass man anfangs davon ausging, der Biontech-Impfstoff müsse nicht wie aktuell praktiziert bei Gefrierschranktemperatur, sondern bei minus 70 Grad gelagert werden. "Das wäre bei Hausärzten nicht gegangen." Das KIZ-System ist für Ranger nachvollziehbar. Komme man in Zukunft in eine ähnliche Situation, werde man "diesen großen Apparat" nicht brauchen, sondern schneller die Ärzte impfen lassen.

Abgeordnete halten System für richtig

"Überbrückend waren die KIZ und die mobilen Teams ganz wichtig", sagt Michael Preusch, Mediziner und Eppinger Wahlkreisabgeordneter für die CDU. "Die Versorgung der Pflegeheime hätten wir mit anderen Strukturen nicht hinbekommen." So sieht es auch Georg Heitlinger. "Das System ist gut", urteilt der Eppinger FDP-Abgeordnete. Die Terminvergabe hält er allerdings für "Murks". Besser sei es gewesen, wie andere Länder etwa Ticketagenturen bei der Terminvergabe einzubinden.

"Aufgrund der katastrophalen Bestellpolitik und durch die Lagerschwierigkeiten der neuartigen mRNA-Impfstoffe musste es zentral organisiert werden", sagt der Öhringer AfD-Landtagsabgeordnete Anton Baron. "Insofern war es richtig, dass die Kreise gehandelt und Impfzentren errichtet haben." Angesichts der "chaotischen politischen Vorgaben" hätten sie ihren Zweck erfüllt. "Prinzipiell wäre es besser gewesen, die Impfstoffe frühzeitig an die Haus- und Betriebsärzte auszuliefern."

Kosten liegen wohl unter Kalkulation des Landes

Neun Zentrale Impfzentren und 50 Kreisimpfzentren sind in Baden-Württemberg eingerichtet. Das Land erstattet den Kommunen die Kosten und erwartet, dass der Bund die Hälfte übernimmt. Für die drei KIZ in Heilbronn, Ilsfeld-Auenstein für den Landkreis Heilbronn und Öhringen für den Hohenlohekreis sind bislang Kosten von 3,5 Millionen Euro angefallen. Das geht aus Zahlen hervor, die unsere Zeitung bei den Behörden erfragt hat. Der Aufwand für die Ärzte, die 130 Euro pro Stunde erhalten und mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen, sind hierin nicht enthalten.

Insgesamt geht das Sozialministerium bei Betrieb unter Volllast von monatlichen Kosten - und inklusive der Ärztehonorare - von bis zu 1,3 Millionen Euro pro Kreisimpfzentrum und bis zu 2,7 Millionen Euro pro zentralem Impfzentrum aus. Bei der bisherigen Betriebszeit von rund viereinhalb Monaten wären das landesweit mehr als 400 Millionen Euro. Die Rechnung dürfte aber geringer ausfallen, weil die Zentren nicht ausgelastet sind. Eigentlich war ihr Betrieb bis Ende Juni vorgesehen. Sie bleiben aber für noch unbestimmte Zeit offen.

 

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