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Illegale Müll-Entsorgung nimmt drastisch zu

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Die in der Region entsorgten Müllmengen sind während der Corona-Pandemie deutlich angestiegen. Sorgen bereitet vielen Kommunen wild abgelagerter Sperr- und Restmüll. Achtlos weggeworfene Schutzmasken sind kaum ein Problem.

Mundschutz-Masken werden, wie hier in der Uhlandstraße in Heilbronn, mitunter achtlos weggeworfen. Das Problem hält sich aber in Grenzen.
Foto: Mario Berger
Mundschutz-Masken werden, wie hier in der Uhlandstraße in Heilbronn, mitunter achtlos weggeworfen. Das Problem hält sich aber in Grenzen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Keller aufräumen, Kleiderschrank ausmisten, Dachboden entrümpeln: Das gehörte in den vergangenen Wochen zum Corona-Beschäftigungsprogramm in vielen Haushalten. Das ist auch an den in der Region entsorgten Müllmengen abzulesen, sagt Norbert Raatz, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landratsamt Heilbronn.

"Solche Steigerungen hatten wir in anderen Jahren nie." Im Mai lag etwa die Sperrmüll-Menge bei 1000 Tonnen, rund 100 Tonnen mehr als im Mai 2019.

Hausmüll in öffentlichen Abfalleimern

Doch nicht alle Menschen entsorgen ihren zusätzlichen Abfall ordnungsgemäß. Die illegale Müllentsorgung hat seit Beginn der Corona-Krise ebenfalls stark zugenommen, berichten Städte und Gemeinden. "Vor allem die Containerplätze werden vermehrt als Müllabladestellen missbraucht", teilt Andreas Bracht, Pressesprecher der Stadt Neckarsulm, mit. Hausmüll werde zunehmend in öffentlichen Abfalleimern entsorgt.

Viel zu tun für den Bauhof

"Das sind massive Kosten für die Stadt", berichtet Thomas Goth, Leiter des Amtes für Baurecht, Umwelt und öffentliche Ordnung in Weinsberg. Der Bauhof sammle den wilden Müll ein. Der Trupp, der in Weinsberg dafür zuständig ist, hat "heftig zu tun", beschreibt Goth die Situation.

Achtlos weggeworfene Mundschutzmasken, die in anderen deutschen Städten vermehrt zu Umweltverschmutzung führen, sind in der Region Heilbronn hingegen weniger ein Problem. "Lediglich am Bahnhof sind gelegentlich Einwegmasken zu entsorgen", berichtet Sönke Brenner, Sprecher der Stadt Eppingen, auf Nachfrage.

Auch in Heilbronn fällt der Masken-Müll laut Sprecherin Claudia Küpper nicht stark ins Gewicht. Beschwerden seien deshalb noch keine eingegangen. In Heilbronn gab es zu Beginn des Lockdowns eher aufgrund der To-Go-Gastronomie Ärger. Schwerpunkte waren die Neckarmeile, der Wertwiesenpark und der Wartberg.

Seit der Wiedereröffnung der Gastronomie hat sich die Situation wieder normalisiert, so Küpper. Mehr Aufwand durch weggeworfene Masken, Handschuhe und Desinfektionstücher haben allerdings Supermärkte auf ihren Parkplätzen und rund um die Einkaufswagen-Boxen. "Das hat zugenommen in Corona-Zeiten", berichtet etwa Steffen Ueltzhöfer, der einige Edeka-Filialen im Landkreis betreibt. Sein Personal müsse mehrmals täglich Müll einsammeln. "Das ist ein Ärgernis." Ueltzhöfer will das Problem eindämmen, indem er noch mehr Mülleimer aufstellt.

Bürger sollen Müllsünder melden

Um Müllsündern auf die Spur zu kommen, ruft die Stadt Neckarsulm ihre Bürger ausdrücklich dazu auf, solche Fälle zu melden, berichtet Andreas Bracht. Die Stadt gehe solchen Hinweisen nach und untersuche die Hinterlassenschaften auf Hinweise. Ein Verursacher könne zur Rechenschaft gezogen werden, wenn es gerichtsverwertbare Beweise gibt oder der Müllsünder auf frischer Tat ertappt wird. Die Erfolgsquote ist aber gering, sagt Thomas Goth von der Stadt Weinsberg. "In der Regel bleibt das an der Stadt hängen."

Die Mehrheit der Menschen im Landkreis Heilbronn entsorgt ihren zusätzlichen Müll aber ordnungsgemäß, betont Norbert Raatz vom Landratsamt. So habe etwa die Zahl der verkauften Restmüllsäcke, die man zu seiner Tonne dazustellen kann, wenn diese nicht ausreicht, zugenommen. Im April diesen Jahres wurden 8088 solcher Säcke verkauft, das entspricht einer Steigerung von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Wer seinen Müll also nicht zum Recyclinghof bringen kann oder will, muss sich lediglich zusätzliche Säcke besorgen, erklärt Raatz. Diese gebe es meist dort, wo auch Müllmarken verkauft werden.

 

Bußgelder

Wer seinen Müll achtlos im öffentlichen Raum entsorgt, dem droht ein Bußgeld. In der Stadt Heilbronn werden für weggeworfene Taschentücher, Kaugummis, Zigarettenkippen und ähnliches zum Beispiel 70 Euro fällig. Der Bußgeldrahmen des Landes sieht Strafen zwischen 50 und 250 Euro vor. Anpassungen sind derzeit nicht geplant. Ganz anders in Frankreich. Die Regierung in Paris will wegen der zunehmenden Umweltverschmutzung durch Mundschutzmasken die Bußgelder drastisch erhöhen. Statt 68 Euro sollen in Zukunft 135 Euro fällig werden.

 

Kommentar: Keine Ausrede für illegale Müllentsorgung

Wer Hilfe bei der Müllentsorgung braucht, muss nur auf die Internetseiten des Landkreises und der Stadt Heilbronn klicken. Auf jede Frage gibt es hier eine Antwort. Man erfährt nicht nur, welcher Müll in welche Tonne gehört und wo der nächste Recyclinghof ist. Es gibt auch Services zur Erinnerung an Abholtermine und ein Abfall-ABC, das von A wie Abbeizmittel bis Z wie Zündkerzen die entsprechende Müll-Sorte verrät. Die zuständigen Stellen haben sich auch Mechanismen überlegt, wie Menschen, die nicht mobil sind, ihren Müll loswerden können. Sperrmüll etwa wird direkt vor der Haustür abgeholt. Und wer nicht im Internet nachsehen kann oder mag, für den stehen Ansprechpartner am Telefon bereit. Es gibt also keine nachvollziehbare Ausrede dafür, seine Abfälle nicht ordnungsgemäß zu entsorgen.

Wer Restmüllbeutel in den Park wirft, den ausgedienten Kinderwagen am Altpapiercontainer abstellt oder Autoreifen ans Neckarufer legt, verhält sich hochgradig egoistisch und asozial. Dass sich gerade in diesen Zeiten noch mehr Menschen als sonst aus der Verantwortung ziehen und der Allgemeinheit die Kosten für die Entsorgung ihres Mülls aufdrücken, stimmt wütend und traurig. Unterhalten wir uns derzeit nicht ständig über Solidarität und den Schutz des Allgemeinwohls? Dazu gehört auch, die Umwelt nicht zu verschmutzen und die Müllentsorgung nicht auf seine Mitmenschen abzuwälzen.

 


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