Holz-Boom: Heiz-Alternative um jeden Preis
Holz als Brennmaterial ist stark nachgefragt: Allgegenwärtig ist der Wunsch, beim Heizen auf Gas zu verzichten. Die Mangellage macht Feuerholz-Händlern Schwierigkeiten, manche Forstreviere sind jetzt bereits ausverkauft. Förster sind besorgt, dass der Mangel Kriminelle auf den Plan ruft.

Von wegen Kamin-Romantik. "Brennholz ist das neue Klopapier", sagt Marcel Herkner, Feuerholzhändler aus Heilbronn-Horkheim. Wie auch im Fall der Elektro-Radiatoren schauen sich Menschen nach Ersatz-Lösungen um, damit die Wohnung warm wird - möglichst ohne die Gasrechnung weiter zu belasten. Einfache Holzöfen gibt es im Baumarkt für unter 200 Euro. Doch wie steht es um Brennholz?
Teilweise gilt "Abgabe nur in handelsüblichen Mengen" beim Brennholz-Kauf
Marcel Herkner muss inzwischen die "Preise wochenaktuell" gestalten, so angespannt sei die Lage am Holzmarkt. "Die Nachfrage hat sich um bis zu 150 Prozent gesteigert", sagt Herkner. Der Horkheimer Brennholzhändler berichtet, er habe die Verkaufsmenge rationiert auf zwei bis zweieinhalb Raummeter (Rm) pro Kunde. 1,4 Rm gestapeltes Holz lässt sich aus einem Festmeter Holz gewinnen.
Im laufenden Jahr schätzt Herkner, dass er "mit Ach und Krach" 120 bis 150 Rm Brennholz verkaufen wird, "weil wir einfach kein Material bekommen". Normalerweise seien es jährlich 200 bis 250 Rm an Holzscheiten, mit denen Herkner handelt. In letzter Zeit bestellten Kunden jedoch gerne die doppelte Menge Brennholz.
Es ist erkennbar, dass sich viele Kunden rechtzeitig mit Vorräten eindecken wollen
Wie der Materialmangel die Preise diktiert, erklärt Herkner so, dass der Fm Holz seiner Zulieferer um die 20 Euro teurer geworden ist und nun bei etwa 85 Euro liege. Bei Herkners kaminbereiten Scheiten läge dann ein Rm bei einem Wert von 160 bis 165 Euro, allerdings ohne die gestiegenen Betriebskosten. Er wolle "fair bleiben" zur Kundschaft, sagt Herkner. Also rationiert er das Angebot, er habe aber auch schon Kunden absagen müssen.
Einen Stopp für Neukunden hat in Bad Rappenau Felix Hocher bereits eingeführt. "Das gibt es bei mir sonst erst im Oktober oder November an", berichtet der Feuerholz-Händler, "und nur damit die Bestandskunden sicher durch den Winter kommen". Bei Hocher schlagen vor allem die Betriebskosten ins Kontor, der Bezug weniger. Der Einkaufspreis sei "relativ konstant" geblieben. Er ist froh, die Preise nur "geringfügig anheben zu müssen", unter zehn Prozent, wie er sagt.
Eine "spürbar gestiegene Nachfrage", erlebt Tobias Traber, der stellvertretende Leiter des Kreisforstamts in Heilbronn, "die über die gewohnten Schwankungen der Vorjahre hinaus geht". Während das Landratsamt Kommunal-, Privat- und Kirchenwälder betreut, bewirtschaftet Forst BW den Staatswald.
Forstbezirke des Staatswalds erleben viele Anfragen von Brennholz-Händlern
Am Forst-BW-Bezirk Unterland ist der Stadt- und Landkreis Heilbronn angesiedelt. Förster Florian Fiedler betont, die Brennholz-Nachfrage sei "stark gestiegen", auch meldeten sich interessierte Händler, die zuvor "nicht in Erscheinung" getreten sind. Bereits jetzt seien erste Reviere benachbarter Forstbezirke ausverkauft, so Fiedler weiter.
Auch der Forst-BW-Leiter Roland Hartz, für den über Hohenlohe hinausreichenden Bezirk Tauberfranken Hohenlohe zuständig, stellt eine erhöhte Nachfrage fest, die "so nicht vollständig zu befriedigen sein wird". Laut Hartz steigen die Feuerholz-Preise um gut 35 Prozent an, diese Teuerung wertet er aber als "moderat" gegenüber Preisen, wie beim "Heizöl, bei dem der Anstieg bei circa 100 Prozent liegt", wie der Forstwissenschaftler ausführt.
Der Holzbedarf sei vielfältig: es gebe "eine sehr hohe Nachfrage nach dem konkurrierenden Industrieholz", darunter Buchenholz, welches "unter anderem in die Produktion von Hygienepapieren oder Medizinprodukten geht", so Hartz.
Christian Jakob leitet den Holzverkauf im Landratsamt Hohenlohekreis. Als "deutlich spürbar" wertet er die gestiegene Nachfrage. Obwohl das Feuerholz-Aufkommen über die Jahre gleich blieb, ist jüngst der Kundenkreis gewachsen, der einen Wintervorrat möchte. Diese Ausgangslage führe "bei allen Forstbetrieben zu höheren Preisen", sagt Jakob. Engpässe beim Landratsamt erwartet er nicht: "Es herrschte und herrscht kein Holzmangel. Wir können zurzeit alle Anfragen bedienen."
Holzdiebstahl - kein neues Phänomen - wird wieder florieren, erwarten die Förster
Als Heizmittel wird Holz auch für Kriminelle attraktiv. Tobias Taber berichtet von Revierleitern, die betonen, dass Holz häufiger gewildert wird, wenn der Preis steigt. Florian Fiedler geht ab Herbst im Unterland von "einer steigenden Tendenz beim Holzdiebstahl" aus. Das illegale Entwenden hält auch Christian Jakob für Hohenlohe "für wahrscheinlicher" und Förster Roland Hartz nimmt an, das Problem bleibe aktuell "angesichts der extrem hohen Nachfrage und möglichen Versorgungsengpässen bei Gas und Öl im Winter".
Holzart beinahe egal
Zeichen des Feuerholz-Booms sind auch, dass "Baumarten, wie Kirsche, Weichlaubholz oder Weide - sonst als Brennholz kaum gefragt - sich vermarkten lassen", so Christian Jakob vom Hohenloher Landratsamt.
Dass beim Brennwert genügsamer auf Holzsorten geblickt werde, sieht auch Brennholz-Händler Marcel Herkner: Harthölzer wie Buche, Eiche oder Esche galten stets als beliebt. Doch Weichholz wie Fichte und Kiefer zieht nach, ist gar "dieses Jahr gleichwertig nachgefragt". Die Nadelhölzer zünden zwar gut, verbrennen aber schnell und ergeben kaum Glut. "Wir dürfen dieses Jahr nicht wählerisch sein", sagt Herkner.