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Die Jagsttalbrücke: Höher, länger, lauter

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Die Jagsttalbrücke ist eine Ingenieursbaukunst mit Schattenseiten. Nach Höhe und Länge landet sie unter den Top Ten in Baden-Württemberg.

Von Patricia Dauenhauer
Die Jagsttalbrücke der A81 liegt zwischen den Anschlussstellen Möckmühl und Osterburken und führt über die Jagst und das Jagsttal.  
Foto: Patricia Dauenhauer
Die Jagsttalbrücke der A81 liegt zwischen den Anschlussstellen Möckmühl und Osterburken und führt über die Jagst und das Jagsttal. Foto: Patricia Dauenhauer  Foto: Patricia Dauenhauer

Sieben riesige Pfeiler ragen aus dem Erdreich in die Höhe, auf ihnen thront ein Teil der A81. Von unten sehen die Autos und Lastwagen wie winziges Spielzeug aus. Tausende Fahrzeuge passieren tagtäglich diesen vierspurigen Autobahnabschnitt. Von oben erwartet einen ein atemberaubender Ausblick über das Tal und die Jagst, der nur kurz währt, wenn man sich auf die Straße konzentrieren muss. Trotz der Pfeiler, oder genau wegen ihnen, scheint die Brücke zu schweben, so leicht wirkt sie in der Landschaft.

Die Jagsttalbrücke liegt zwischen den Anschlussstellen Möckmühl und Osterburken und rangiert mit ihrer Höhe von 80 Metern auf Platz sechs der höchsten Brücken des Landes. Auch mit ihrer Länge von 888 Metern landet sie unter den Top Ten in Baden-Württemberg. Der Spatenstich für den Viadukt erfolgte vor 50 Jahren. Vier Jahre dauerten die Arbeiten, bis die Brücke 1974 schließlich fertig war.

"Es handelt sich um eine Mehrfeldbrücke aus acht Feldern", sagt Petra Hentschel, Sprecherin der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH des Bundes. Die Brückenfelder sind dabei die Räume zwischen zwei Auflagern. Letztlich befördern sieben Pfeiler die schweren Lasten ins Erdreich. Die Konstruktion aus Stahlbeton, Stahl und Leichtmetall ist echte Ingenieursbaukunst: "Bei der Jagsttalbrücke kam der erste vollverschweißte Überbau bei einer Autobahnbrücke in der Bundesrepublik zur Anwendung", sagt Hentschel. "Diese Konstruktion diente der Reduzierung des Gesamtgewichts, da sich die Untergrundverhältnisse als besonders herausfordernd darstellten."

Tatsächlich ist der Boden des Jagsttals nicht ohne.

Das Fluss-Schwemmland besteht aus unterschiedlichen Sedimentschichten wie Sand und Schotter, die sich dort über Jahrtausende angesammelt haben. Deshalb musste das Gewicht der Brücke so leicht wie möglich werden, was gut gelungen ist.

Die Jagsttalbrücke sei derzeit in einem guten konstruktiven Zustand, erklärt Hentschel.

Die letzten baulichen Maßnahmen liegen zwei Jahre zurück. Damals seien unter anderem der Überbau und die Pfeiler elektrisch ausgestattet und eine umweltgerechte Ableitung des Oberflächenwassers eingebaut worden, erklärt die Sprecherin. Laut Hentschel liegen keine Erkenntnisse über Aquaplaning-Probleme vor. "Generell ist die Gefahr von Aquaplaning bei Starkregen stets gegeben, daher ist die Geschwindigkeit entsprechend zu reduzieren", erklärt sie. So positiv das alles klingen mag, die Brücke hat auch eine Kehrseite. Sie zieht Menschen an, die Suizid begehen möchten. Deshalb wurde 2017 ein Übergangschutz an das Geländer angebracht. Trotz des Schutzes gab es 2018 und 2019 je einen Suizidfall, erklärt der Heilbronner Polizeisprecher Carsten Diemer auf Anfrage.

Die Jagsttalbrücke stellt für viele Anwohner Widderns eine Lärmbelastung dar

Auf die Entfernung kann man sich, ohne die Stimme zu heben, nicht unterhalten. Bei Westwind ist es besonders schwierig, einander zu verstehen. Eine Lärmschutzwand komme laut Hentschel aufgrund der Brückenstatik nicht infrage.

Eine Alternative wäre eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Doch hier müssten hohe rechtliche Anforderungen erfüllt werden. "Ist Lärm die Ursache solcher Überlegungen, so müssen bestimmte Immissionsgrenzwerte überschritten sein. Zudem muss sicher sein, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung das geeignete Mittel ist, um Abhilfe zu schaffen", erklärt die Sprecherin. Zwischen 2010 und 2013 sei die Übergangskonstruktion erneuert worden: "Das brachte eine deutliche Verbesserung der Lärmsituation im Umkreis der Brücke", sagt Hentschel. Die Lärmbelastung schien demnach vor einigen Jahren noch schlimmer gewesen zu sein.

Brücken sind oft Nistplätze von Vögeln und Fledermäusen

Bei der jüngsten Untersuchung der Jagsttalbrücke hat man festgestellt, dass sie Nistplatz für Wanderfalken ist. Das Vorkommen der Vögel wird bei baulichen Maßnahmen berücksichtigt: "So sind zum Beispiel Ausgleichsnistplätze zu schaffen, wenn bestehende Nistplätze durch Eingriffe wegfallen müssen", erklärt Petra Hentschel, Sprecherin der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH des Bundes.

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