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Heilbronn/Bad Friedrichshall
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Wirrer Angeklagter beim Untergriesheimer Mordprozess

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Respektlosigkeiten und wirre, ausufernde Reden des Angeklagten sowie viele ungelöste Rätsel: Der zweite Verhandlungstag des Mordprozesses am Dienstag am Heilbronner Landgericht brachte nicht viel mehr Licht in das Dunkel des Mordes in Untergriesheim.

Von Helmut Buchholz
Großes Medieninteresse beim Prozessauftakt am vergangenen Freitag. Foto: Veigel
Großes Medieninteresse beim Prozessauftakt am vergangenen Freitag. Foto: Veigel

Die Staatsanwaltschaft wirft einem 27-jährigen Asylbewerber aus Pakistan vor, im Mai 2016 eine 70-Jährige in ihrem Haus in Untergriesheim erdrosselt zu haben. Mordmotiv sei: eine in den Augen des strenggläubigen Muslim Ungläubige zu töten und sie auszurauben.

Keine eindeutige Einbruchsspuren

Allerdings ist völlig unklar, wie der Täter in das Gebäude gelangte. Eine Antwort auf diese Frage hatte auch nicht der Schwiegersohn des Opfers, der mit seiner Familie in einer separaten Wohnung in dem Haus der 70-Jährigen lebt. Es fanden sich keine eindeutige Einbruchsspuren. „Ich kann mir nur vorstellen, dass aus Versehen eine Tür offen stand“, sagte der 48-Jährige. Er versicherte, dass seine ganze Familie keinen Kontakt zu Flüchtlingen habe. Opfer und der mutmaßliche Mörder kannten sich wohl vorher nicht.

Welche Erklärung er dann für das Verbrechen habe, wollte der Vorsitzende Richter von dem Schwiegersohn wissen. Die Antwort: „Wenn der Angeklagte der Täter ist, dann Hass gegen Andersgläubige und ein verachtendes Frauenbild. Wie kann man sonst eine schlafende Frau im Bett ermorden. Das ist so was von abartig.“

Der Täter hatte der Getöteten ein Kreuz zwischen die gefesselten Hände gesteckt und arabische Schriftzeichen unter anderem an der Schrankwand im Schlafzimmer hinterlassen. Ein Bild, das an der Wand hing, war mit roten Filzstift durchgestrichen. Es hatte die Inschrift: „Jeder neue Tag ist ein neues Geschenk der Liebe Gottes.“

Der Schwiegersohn bekam von dem Verbrechen in der Nacht nichts mit. Er war früh zu Bett gegangen, schlief mit Oropax in den Ohren, weil er am nächsten Tag früh aufstehen musste.

Verhalten sorgt für Entsetzen und Kopfschütteln

Der Angeklagte strapazierte wie schon am beim Prozessauftakt am Freitag die Nerven der Richter und löste mit seinen Fragen nur Entsetzen und Kopfschütteln bei den Angehörigen des Opfers im Gerichtssaal aus. So fragte er: „Warum hat mich der Schwiegersohn so angestarrt?“ Außerdem sagte er: „Wenn Muslime hier nicht erwünscht sind, dann machen Sie doch die Grenzen zu.“

Außerdem bezweifelte er abermals die eindeutige Spuren- und Indizienlage. Der Vorsitzende Richter sagte dem Asylbewerber klipp und klar: „Sie brauchen nicht meinen, uns hier nach Strich und Faden anlügen zu können.“

Auf der Kleidung der Getöteten wurden DNA-Spuren des Angeklagten gefunden. Als der Asylbewerber wenige Tage nach der Tat in der Öhringer Flüchtlingsunterkunft festgenommen wurde, fand die Polizei bei ihm Handy und Schmuck des Opfers. Doch der Angeklagte bestreitet vehement, der Mörder, geschweige denn jemals in Untergriesheim gewesen zu sein.

 

Video vom Prozessauftakt (vom 20.01.2016)

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