Sechseinhalb Jahre Haft nach Raubüberfall in Kirchardt
Eine Frau erleidet Todesqualen, wird von Einbrechern mit einer Luftdruckpistole bedroht, durch Scherben gezerrt und angeschossen: Heute fiel vor Gericht das Urteil gegen zwei Männer, die eine 59-jährige Frau brutal überfallen haben.
Der brutale Überfall auf eine 59-Jährige Frau aus Kirchardt hat im Oktober 2012 entsetzen in dem 5000-Einwohner-Ort ausgelöst. Zwei Männer sind damals in das Haus der Frau eingedrungen, haben sie mit einer Waffe bedroht, schwer verletzt und Geld sowie Schmuck gestohlen.
Am Donnerstagnachmittag ist einer der beiden Haupttäter vom Landgericht Heilbronn zu sechseinhalb Jahren Haft wegen besonders schwerem Raub, Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Der Tatvorwurf des versuchten Mordes wurde fallengelassen. Wegen seiner Alkohol- und Drogenprobleme soll der 24 Jahre alte Mann in der Haft zudem eine Entziehungskur machen.
Fluchtauto
Ein 27-jähriger Komplize, der im Fluchtauto wartete, wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Er muss zudem eine Geldbuße von 2000 Euro an den Opferhilfsverein Weißer Ring zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass beide Männer an der Tat beteiligt waren.
"Man muss sich fragen, wie Menschen eine solche Brutalität an den Tag legen, bloß um für sich was rauszuholen", sagte der Vorsitzende Richter Roland Kleinschroth. "Das ist erschreckend." Bei dem Überfall am 4. Oktober 2012 drangen die beiden maskierten Täter gewaltsam in das Haus der Frau ein, überwältigten sie, zerrten sie durch zerborstenes Glas und schossen mit einer Luftdruckpistole fünf Mal auf ihr Opfer.
Tot gestellt
Der 24-Jährige hatte das Opfer während der Tat nicht selbst angegriffen. Während sein Partner die Frau bedrohte und auch mit der Pistole auf sie schoss, durchsuchte der Mann die Wohnräume nach Bargeld und Schmuck. Der Mann ließ erst von der Frau ab, nachdem diese sich tot stellte.
Richter Kleinschroth stellte in seiner Urteilsbegründung ebenfalls klar, dass der 24-Jährige billigend in Kauf genommen habe, dass sein Mittäter die Frau "in ganz brutaler Weise körperlich misshandelt".
Der zweite der beiden Haupttäter wurde bereits im vergangenen Jahr zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes und Raubes verurteilt.
Zeuge
Er hatte während des Prozesses ein Geständnis abgelegt und seine beiden Mittäter belastet. Erst durch die Aussagen des Hauptbelastungszeugen, konnten die anderen beiden Männer von der Polizei verhaftet werden.
Mutmaßlich wussten mindestens zwei weitere Menschen, ein Mann und eine Frau, von dem geplanten Überfall auf die Kirchardterin. "Sie tragen eine moralische Mitschuld an der Tat", sagte Kleinschroth. Ob und wie weit sie in das Verbrechen involviert waren, ist noch unklar.
Drogensucht
Hintergrund des gewalttätigen Einbruchs war offenbar die Drogensucht der beiden Haupttäter. Der bereits verurteilte Mann schuldete dem 24-Jährigen offenbar mindestens 2000 Euro. Dieser wiederum benötigte das Geld, um seine eigene Drogensucht zu finanzieren.
Der Einbruch wurde nach Überzeugung des Gerichts bei mehreren Treffen geplant. Das Gericht ging auch davon aus, dass die Täter auch mit einkalkulierten, dass das Haus doch nicht wie zunächst behauptet leer steht. Sonst mache es nämlich keinen Sinn Maske, Handschuhe und Pistole mitzunehmen.