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Rockerchef gibt den Kokainhandel zu

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Heilbronn - Vor dem Landgericht Heilbronn wurde am Mittwoch der Prozess gegen den Hells-Angels-Chef Eric L. fortgesetzt. Dem 48-Jährigen drohen mindestens acht Jahre Haft wegen bandenmäßigen Drogenhandels

Von Helmut Buchholz

Heilbronn - Die Geständnisse waren knapp, aber vielsagend. Alle Verteidiger im Hells-Angels-Prozess haben gestern wie angekündigt im Namen ihrer Mandanten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft eingeräumt. "Da wird nicht dran herumgewackelt", sagte Anwältin Anke Stiefel-Bechdolf für das hauptangeklagte führende Mitglied der Heilbronner Rockergruppe. "Eric L. räumt die Taten ein." Die Ehefrau des 48-Jährigen sei nur seine Gehilfin beim Kokainhandel gewesen. Der Schwiegervater fungierte als Drogenkurier. Stiefel-Bechdolf: "Mein Mandant bedauert, dass er seine Frau in die Sache verstrickt hat." Motiv für den Handel im Umfeld der Hells Angels sei die Kokainsucht von Eric L. gewesen. Das hatte der sogenannte "Sergeant at arms" im Heilbronner Chapter der "Höllenengel" schon in einer früheren Vernehmung vor Gericht angegeben. Ähnlich lautende Erklärungen gaben auch die Verteidiger der Ehefrau und des Schwiegervaters ab. Die 38-Jährige habe ihren Mann nur unterstützen wollen, sagte ihr Anwalt.

Abgekürzt

Diese Geständnisse waren die Voraussetzung für die von den Richtern in Aussicht gestellten Strafen, die bei Verständigungsgesprächen hinter verschlossenen Türen ausgehandelt worden waren. Die Große Strafkammer des Heilbronner Landgerichts würde demnach den Rockerchef zwischen acht und achteinhalb Jahre hinter Gitter schicken. Die Ehefrau muss mit vier bis viereinhalb Jahren rechnen, dem Schwiegervater drohen bis zu drei Jahre Haft. Die Geständnisse kürzen den Prozess ab.

Schon am nächsten Verhandlungstag am 13. April soll plädiert werden. Möglicherweise fällt an diesem Tag auch bereits das Urteil. Gestern, am dritten Verhandlungstag, gewährten die ermittelnden Polizeibeamten einen interessanten Einblick in die heikle Fahndung. Ihren Aussagen nach hat vor allem der Schwiegervater der Kripo mit seinen umfassenden Angaben die Arbeit erleichtert.

Vertraulicher Tipp

Der 59-Jährige war im Juni 2010 mit 1,2 Kilo Koks im Auto gefasst worden. Wenig später entschloss er sich, gegen die Familie auszusagen. "Er wollte nicht dafür gerade stehen, was andere zu verantworten haben", berichtete der Kripobeamte. Der Grund für die Kokain-Kurierfahrten, die sein Schwiegersohn in Auftrag gegeben hatte, "war ein rein finanzieller". Der 59-Jährige war damals arbeitslos. Noch eines verriet ein Polizeibeamter im Zeugenstand: Wie die Fahnder auf die Spur des Rockerchefs kamen. "Es war ein vertraulicher Hinweis." Wer der Tippgeber war, verriet er − natürlich − nicht.

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