Prozess um Mord an Rentnerin gestartet
Vor dem Landgericht Heilbronn hat heute der Prozess gegen einen pakistanischen Asylbewerber begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen Mord an einer 70-jährigen Rentnerin in Bad Friedrichshall-Untergriesheim vor.
Das Verbrechen löste in der Öffentlichkeit Entsetzen aus. Angeklagter und Opfer kannten sich vorher offenbar nicht.
Nach wie vor ist unklar, warum der mutmaßliche Täter das Haus der 70-Jährigen in Untergriesheim aussuchte, um in das Gebäude einzubrechen und die Rentnerin zu töten. Doch das ist nicht das einzige Rätsel, vor dem die Richter der Heilbronner Schwurgerichtskammer stehen.
Der pakistanische Asylbewerber reiste nach Informationen der Stimme 2013 nach Deutschland ein. Er wohnte zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Öhringen.
Motivlage
Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten zur Last, in der Nacht auf den 19. Mai 2016 in das Haus eingedrungen zu sein, um einen aus seiner Sicht ungläubigen Menschen umzubringen sowie Bargeld und Wertgegenstände zu entwenden. Der 26-Jährige habe die im Bett schlafende Frau stranguliert, bis sie gestorben sei. Dann soll der Angeklagte an unterschiedlichen Stellen im Gebäude arabische Schriftzeichen an den Wänden angebracht haben. Er habe zudem Mobiltelefon, Schmuck und Bargeld gestohlen.
Die Angehörigen des Opfers treten als Nebenkläger im Mordprozess auf. Deren Vertreter, Rechtsanwalt Tobias Göbel, sagt, "dass die Familie von der Tat in ihren Grundfesten erschüttert ist". Für die Hinterbliebenen sei es wichtig, im Verfahren "Aufschluss über die Begleitumstände und Beweggründe des Verbrechens zu bekommen". Diese seien immer noch nicht ganz klar.

Das gilt um so mehr, da der Angeklagte die Tat bestreitet, wie seine Rechtsanwälte Christoph Troßbach und Elisabeth Unger-Schnell sagen. "Er ist überzeugt, dass er es nicht war", berichtet Troßbach. Das habe er auch so bei seinen polizeilichen Vernehmungen vor dem Prozess ausgesagt. Allerdings sind die Indizien erdrückend, dass der 26-Jährige im Haus war. Wie das alles zusammenpasst? Verteidigerin Unger-Schnell antwortet, dass das psychologische Gutachten über ihren Mandanten eine wichtige Rolle spiele. Auch die Schuldfähigkeit müsse geklärt werden.
Streitiges Verfahren
Nicht ganz deutlich wurde vor dem Prozess, worauf die Staatsanwaltschaft ihren Vorwurf stützt, dass der Angeklagte einen "ungläubigen Menschen" umbringen wollte. Möglicherweise geben darüber die arabischen Schriftzeichen an den Wänden Aufschluss, die religiöse Inhalte haben sollen.
Die Richter stellen sich jedenfalls "auf einen streitigen Prozess ein", so Landgerichtssprecher Roland Kleinschroth. Es sind 34 Zeugen und vier Sachverständige geladen. Ein Urteil soll Ende Februar fallen.
Laut Heilbronner Staatsanwaltschaft droht dem 26-Jährigen im Falle einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe „nach teilweiser oder vollständiger Verbüßung der Strafe“ die Abschiebung.
Stimme.de