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Beilstein
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Leitungsstruktur kaum zu durchschauen

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Südafrikanischer Einfluss auf Spätregenmission − Mitglieder arbeiten ohne Entlohnung

Von unserem Redakteur Reto Bosch

Vertuschter sexueller Missbrauch von Kindern und große Finanzprobleme haben die Spätregenmission in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die inzwischen nur noch 120 Bewohner von Haus Libanon leben seit vielen Jahrzehnten weitgehend abgeschottet vom Rest der Stadt. Was hinter den Mauern geschieht, weiß kaum jemand. Das Glaubenshaus in Beilstein ist in Europa der zentrale Knoten im Missionsnetz, viele wichtige Entscheidungen fallen aber in Südafrika.

Reaktion

Gegründet wurde die Mission 1927 von Mara Fraser in Südafrika − als "Reaktion auf die angebliche Verweltlichung der dortigen Pfingstbewegung", erklärt Hansjörg Hemminger, Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Landeskirche. Die Spätregen-Geschichte in Beilstein beginnt 1957 mit einem kleinen Haus. Bis heute ist daraus ein kleiner Stadtteil mit mehreren Wohngebäuden, Werkstätten und einer 900 Besucher fassenden Kirche geworden. Die Männer sind in der Regel braun, die Frauen blau oder weiß gekleidet.

Was geschieht auf dem Gelände? Die 120 Bewohner arbeiten ohne Bezahlung. Sie versorgen Übernachtungsgäste, bestellen Äcker zur Eigenversorgung mit Obst und Gemüse. Gemeindemitglieder, die außerhalb des Glaubenshauses leben, in Beilstein und ganz Süddeutschland, kommen zu Bibelstunden oder Gottesdiensten auf das Gelände. "Damit die Glaubenshäuser all den Anforderungen gewachsen sein können, sorgt Gott selbst dafür, dass zur rechten Zeit die nötigen Mittel und die richtigen Mitarbeiter zur Verfügung stehen", schreibt die Mission selbst. Im Klartext: Ohne Spenden wären die Häuser nicht zu halten.

Anhänger

In Deutschland betreibt die Spätregenmission − sie agiert als gemeinnütziger Verein − vier solcher Häuser: in Beilstein, Haiterbach-Beihingen, Minden und bei Lüneburg. Dazu kommen Zentren in den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Ungarn, in der Schweiz, in der Ukraine, in den USA, in Paraguay und Australien. Im südlichen Afrika sind es nach Missionsangaben etwa 30 Glaubenshäuser. Insgesamt hat die Mission nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Martin Illig weltweit 10 000 Anhänger. In den deutschen Glaubenshäusern leben angeblich mehr als 200 Menschen − Kenner der Organisation halten sogar diese kleine Zahl für übertrieben.

Kontrolle

Auch wenn Beilstein als Europazentrale fungiert, trifft Präsident Fanie van Vuuren in Südafrika viele wichtige Entscheidungen. Genau diese intransparente Leitungsstruktur bemängelt auch Hansjörg Hemminger. Die Führungsebene fühle sich durch den Heiligen Geist geleitet. Diese Struktur sei für die Mitglieder nicht kontrollierbar.

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