Lange Haftstrafen für Totschlag in der Titotstraße
Das Landgericht hat gestern drei junge Männer im Alter zwischen 18 und 20 Jahren wegen Totschlags verurteilt. Sie hatten einen 38-Jährigen im Januar in der Heilbronner Titotstraße zu Tode geprügelt.

Der 20-jährige Haupttäter erhielt eine Jugendhaftstrafe von siebeneinhalb Jahren. Außerdem wurde seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet, damit er sein Drogenproblem in den Griff bekommt. Ein 18-jähriger Mittäter muss für fünfeinhalb Jahre, der andere 18-jährige Mittäter für viereinhalb Jahre hinter Gitter.
Das Ausmaß des Gewaltexzesses wurde in der Urteilsbegründung der Vorsitzenden Richterin Eva Bezold deutlich. Der Haupttäter habe gegen den Kopf des am Boden liegenden Opfers getreten, „als ob er eine Wassermelone zum Platzen bringen wollte“.
Die Tat an jenem Januartag fasste die Richterin so zusammen: „Eine Gruppe lungert in der Stadt herum, konsumiert Alkohol und Drogen und sucht einen Schwächeren, den sie zu Tode prügelt.“ Und über den Haupttäter sagte die Kammervorsitzende: „Aus seinen Vorstrafen ergibt sich, dass es ihm eine gewisse Genugtuung verschafft, auf Schwächere einzuschlagen.“
Eskalation
Auslöser für die Eskalation war ein Geschenk, wie die Richterin die Geschehnisse in ihrer Urteilsbegründung beschrieb: Die drei jungen Männer trafen den 38-Jährigen, den sie flüchtig kannten, zufällig vor der Heilbronner Harmonie. Als einer aus dem Trio Lust bekam, einen Joint zu rauchen, habe der 38-Jährige ein Pulver angeboten. Die jungen Männer nahmen an, es handele sich um Kokain. Zwei konsumierten es. In Wirklichkeit war es eine synthetische Droge namens PVP, auch Badesalz genannt. Die Drei fühlten sich verschaukelt und wollten ihren Lieferanten dafür „körperlich abstrafen“.
Zuerst setzte es in der Nähe der Harmonie Schläge und Tritte, dann flüchtete der 38-Jährige. Der Nüchternste unter den Dreien war offenbar der Einzige, der ihm noch folgen konnte und stellte ihn bei der Post an der Allee. Hier rief der 18-Jährige dem Flüchtenden zu: „Bleib‘ stehen und komm her“ – was der 38-Jährige auch tat.
Dann zog der Verfolger die Kapuze seines Shirts über den Kopf und ging mit ihm in die „ruhigere Titotstraße“. Hier schlugen die Drei derart brutal zu, „dass ihnen der Tod des Opfers egal war“. Der 20-Jährige habe so lang mit den Fäusten zugeschlagen, bis sie ihm weh taten, dann habe er weiter mit dem Fuß auf den Kopf getreten, so Eva Bezold.
Alkoholisiert
Die Schläger seien alle alkoholisiert gewesen und hatten auch Drogen konsumiert. Dadurch sei ihre Steuerungsfähigkeit erheblich vermindert gewesen. Doch ihnen sei spätestens in der Titotstraße egal gewesen, „was aus dem Opfer wird“, unterstrich die Richterin. Der 38-Jährige hatte sich zu keinem Zeitpunkt gegen die Schläge gewehrt.
Stimme.de