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Lange Haftstrafen für sieben Black Jackets

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Zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und fast siebeneinhalb Jahren hat das Heilbronner Landgericht am Montagnachmittag sieben Mitglieder der rockerähnlichen Gruppierung Black Jackets verurteilt.

Von Carsten Friese

Das Gericht sah es nach den Ermittlungen und Geständnissen als erwiesen an, dass die Mitglieder der gemischtnationalen Heilbronner Gruppierung zwei Raubüberfälle auf Tankstellen, mehrere Einbrüche sowie gefährliche Körperverletzungen in wechselnder Besetzung begangen haben.

In einem Fall sollen sie einen Schuldner mit einem Messer eine Wunde an der Wange zugefügt haben, in einem anderen Fall die Freundin eines abtrünnigen Ex-Mitglieds ebenfalls brutal mit einem Messer am Hals bedroht haben. Durch Drogenhandel mit Marihuana und Kokaingemisch erzielten die Gruppe Einnahmen.

 Foto: Foto: Mario Berger

Spontane Straftaten

Eine Bandenstruktur war der Gruppe nach Einschätzung des Gerichts nicht nachweisbar. Als „Haufen junger Männer“, der im Rechtssinn aber noch nicht straff genug organisiert war, stufte die Vorsitzende Richterin die Gruppe ein. Straftaten seien teilweise spontan erfolgt, ohne dass die Chefetage einen Auftrag gegeben habe.

Die höchste Strafe erhielt ein 23 Jahre altes Mitglied der mittleren Ebene mit sieben Jahren und drei Monaten Haft. Der Angeklagte war an zwei bewaffneten Raubüberfällen auf Tankstellen und bei Körperverletzungen dabei. Nach den Überfällen hatten die angestellten Kassiererinnen noch lange Zeit psychische Probleme, eine Frau trug ein Trauma davon. Ein Gewaltopfer beschrieb die Richterin als „vor Angstschweiß triefenden Zeugen“ im Gerichtssaal.

Damit hat das Heilbronner Landgericht nun acht regionale Black-Jackets-Mitglieder zu Haftstrafen verurteilt. Bereits zuvor hatte ein Drogenbeschaffer der Gruppe eine Haftstrafe über sechs Jahre erhalten. Die rockerähnliche Gruppierung, in der vor allem Migranten vertreten sind, gibt es mittlerweile in verschiedenen Ländern. Eine Zähne fletschende Bulldogge ist auf der Internetseite nach wie vor ein Symbol der Gruppierung.

Am Morgen hatten die Angeklagten durch die Bank weg Reue gezeigt. „Ich möchte künftig ein Leben ohne Drogen führen, die Vergangenheit abschließen und dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen“, sagte der Präsident der rockerähnlichen Gruppierung aus. Andere der sieben Angeklagten bereuten ihre Taten, entschuldigten sich bei den Opfern und bei ihrer Familie. „Es tut mir leid, ich entschuldige mich auch für meine Ausraster“, sagte ein Angeklagter.

Ob die Reue echt oder Prozesstaktik kurz vor dem Urteil war? „Wie sehr sie es wirklich bereuen, wissen nur sie selbst“, sagte die Staatsanwältin auf Stimme-Nachfrage. „Ich kann nicht in die Köpfe hineinschauen."

Hintergrund: Gruppe existiert nicht mehr

Nach einer Razzia und vielen Festnahmen sprach Heilbronns Polizeichef Roland Eisele im Mai 2012 von „einem ordentlichen Schlag“, der gegen die mutmaßliche kriminelle Bande gelungen sei. Baseballschläger, Messer, Schlagringe und Schusswaffen, dazu Kutten der Black Jackets mit dem Aufdruck „Forever Friends“ (für immer Freunde) stellte die Polizei damals sicher. Acht Tatverdächtige kamen in U-Haft.

„Das Black-Jackets-Chapter in Heilbronn gibt es nicht mehr“, sagte Polizeisprecher Harald Schumacher am Montag. Aktivitäten seien der Polizei nicht bekannt. Ob Sympathisanten sich anderen Gruppen angeschlossen haben, wisse man nicht. 

 

 

 

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