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Im Rausch Saufkumpan erstochen

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Heilbronn - Was der Alkohol aus einem Menschen machen kann, zeigt sich zurzeit vor dem Heilbronner Landgericht. Seit Montag sitzt ein 39-Jähriger wegen Totschlags auf der Anklagebank. Er stach im März nach einem Trinkgelage in seiner Heilbronner Wohnung auf zwei Saufkumpane ein.

Von unserem Redakteur Helmut Buchholz

Heilbronn - Was der Alkohol aus einem Menschen machen kann, zeigt sich zurzeit vor dem Heilbronner Landgericht. Seit Montag sitzt ein 39-Jähriger wegen Totschlags auf der Anklagebank. Er stach Anfang März mit knapp drei Promille im Blut nach einem Trinkgelage in seiner Heilbronner Wohnung in der Luisenstraße auf zwei Saufkumpane ein (wir berichteten), „weil er seine Ruhe haben wollte“, wie es in der Anklageschrift heißt.

Offenbar war der alkoholkranke Mann eingeschlafen, wurde von dem Streit seiner Besucher geweckt und fühlte sich dadurch in seiner Nachtruhe gestört.

Bluttat

In der Anklageschrift ist die Bluttat minutiös beschrieben: Der 39-Jährige holte kurzerhand ein Messer mit 14 Zentimeter Klingenlänge aus der Küche und versetzte zunächst einem seiner Besucher einen Stich zwischen die fünfte und sechste Rippe.

Dann zog er das Messer wieder aus dem Brustkörper heraus, versetzte dem anderen „Störenfried“ einen Faustschlag ins Gesicht und drei Stiche mit dem Messer: zuerst zwei in die Oberschenkel, dann einen in den Hals nahe des Schlüsselbeins, wo das Messer stecken blieb. Das Opfer zog das Messer wieder aus der Wunde.

Der 39-Jährige nahm es wieder an sich, heißt es in der Anklageschrift, säuberte es und steckte es wieder in den Messerblock in der Küche.

Alkoholsucht

Der Täter selbst verständigte den Notarzt. Der Saufkumpan, der den ersten Stich versetzt bekommen hatte, starb noch in der Wohnung, der zweite überlebte schwer verwundet.

Was der 39-Jährige über die Tat selbst sagt, wird erst am zweiten Verhandlungstag Thema sein. Doch schon beim Prozessauftakt wurde deutlich, wie verwahrlost der Mann durch den Alkohol wurde. Schon die Mutter habe ein Alkoholproblem gehabt, berichtete der Angeklagte über sein Leben. Darum kam er ins Heim. Im 12. Lebensjahr habe er angefangen zu trinken, seit dem 16. regelmäßig.

Absturz

Mehrere Entzugstherapien im Klinikum am Weissenhof waren erfolglos. Drei Mal war er schon in Haft. Obwohl er zwei Berufsausbildungen abgeschlossen hatte, ging es mit dem Alkohol stetig bergab. „Das geht ratzfatz, man rutscht so schnell ab, so schnell kann man nicht denken.“

Am Ende stand die Arbeitslosigkeit und der völlige Absturz. „Ich bin nur noch in die Stadt gegangen, um Leute zu treffen und zu trinken. Das war mein Tagesablauf.“ Der Alkohol habe ihn bis zum Einschlafen begleitet. „Ich habe getrunken, bis nichts mehr reingeht.“

Der Vorsitzende Richter Norbert Winkelmann wollte von dem Angeklagten wissen: „Was soll denn nun aus ihnen werden?“ Die Antwort lautete: „Ich weiß es nicht.“

 


Hintergrund: Haus in der Luisenstraße

Das Haus in der Luisenstraße ist nicht zum ersten Mal Tatort einer Messerstecherei. Bereits im Februar 2011 hatte ein 48-jähriger Mann seinem Bekannten nach einem Streit ein Messer in den Hals gerammt. Das Opfer musste im Krankenhaus behandelt werden. Im Blut des Täters wurden 2,37 Promille nachgewiesen. Er wurde vom Heilbronner Landgericht zu fünf Jahren Haft wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. jükü

 

 


 

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