Haussklavin-Opfer hatte Beziehung zum Sohn
Haßmersheim - Im Fall der mutmaßlichen Geiselnahme in Eppingen und Haßmersheim hat das 20-jährige Opfer erklärt, dass sie im März 2010 in die Wohnung der beschuldigten Familie gezogen sei, weil sie eine dauerhafte Bleibe gesucht habe.
Haßmersheim/Eppingen - Im Fall der mutmaßlichen Geiselnahme in Eppingen und später in Haßmersheim gibt das Opfer, eine 20-Jährige, an, sie sei auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe gewesen. Deshalb, so die junge Frau, sei sie zu der dreiköpfigen beschuldigten Familie nach Eppingen-Elsenz gezogen. Mit dem damals 13-jährigen Sohn hat die 20-Jährige dann nach eigener Aussage ein sexuelles Verhältnis begonnen. "Wir waren ein Paar", sagte sie in der Vernehmung. Die gebürtige Würzburgerin ist nach ihren Angaben seit September 2009 verheiratet und hat mit ihrem Mann in Michelbach am Wald bei Öhringen gewohnt.
Nachdem sie sich im Februar 2010 von ihm getrennt hat, gibt sie an, zunächst zu einem Freund nach Heilbronn-Neckargartach und von dort zu einem Bekannten nach Bad Friedrichshall gezogen zu sein. Unter dem Namen "kleines Biest 19" habe sie den Sohn der beschuldigten Familie, der sich als 17-Jähriger ausgab, auf einer Interneplattform kennengelernt. Nur wenige Tage später, am 20. März 2010, zog sie zu ihm. "Was kann da schon groß passieren?" habe sie damals gedacht.
Messer
Das Martyrium in Form von Gefangennahme, Schlägen, sexuellen Übergriffen und psychischer Gewalt habe erst ein viertel Jahr später begonnen. Nach dem gemeinsamen Umzug nach Haßmersheim im Februar sei es immer schlimmer geworden. Der 51-jährige Familienvater habe ihr Personalausweis und Handy-Sim-Karte weggenommen. Immer wieder sei sie mit einem vom Vater so bezeichneten "Hitlermesser" bedroht und geschlagen worden. Hauptsächlich beschuldigt das Opfer den Familienvater, aber auch den Sohn, ihren ehemaligen Partner. Die 45-jährige Mutter habe von den Taten gewusst und nichts unternommen.
Der Heilbronner Anwalt der Mutter, Günther Silcher, ist nach wie vor der Ansicht, dass seine Mandantin nicht in Untersuchungshaft sitzen sollte (wir berichteten). Nachdem das Landgericht Mosbach seine erste Beschwerde abgelehnt hatte, beschäftigt sich nun das Oberlandesgericht Karlsruhe mit der Haftbeschwerde. Silcher wartet noch auf eine Antwort. Für ihn steht fest: "Die 20-Jährige wurde sicher Opfer von Gewalttaten." Aber dass sie im Hause der Familie festgehalten wurde, bezweifelt er. Der Sohn und auch die 13-jährige Nichte seiner Mandantin seien öfter alleine mit der 20-Jährigen unterwegs gewesen. Es habe zahlreiche Gelegenheiten gegeben, auf sich aufmerksam zu machen oder abzuhauen.
Misshandlung
Der inzwischen 15-jährige Sohn der Familie hat zugegeben, dass die junge Frau von ihm und dem Vater misshandelt wurde. Der beschuldigte 55-Jährige weist alle Vorwürfe von sich. Auch seine Frau betont, dass die 20-Jährige freiwillig und "als Familienmitglied" bei ihnen gelebt habe, bis man sie Anfang Juni rausgeschmissen hätte. Die Eltern waren laut Aussage der Mutter beide ehemals drogenabhängig und sind deshalb in einem sogenannten Methadon-Programm. Die Aussagen der 13-jährigen Nichte, sowie der Mutter der 45-jährigen Beschuldigten belasten hauptsächlich den 51-jährigen Familienvater.
Fall Geiselnahme
Der Vater und die Mutter der beschuldigten Familie waren 2003 wegen eines ähnlichen Falls zu Haftstrafen verurteilt worden. Damals hatten sie die Schwester der Mutter in ihrem Haushalt in Helmstadt-Bargen gefangen gehalten. Nach Angaben des Sohnes hat die Familie bevor sie nach Eppingen zog, auch in Heilbronn-Böckingen, in Fürfeld und Kirchardt gewohnt.
Stimme.de