Ermittlungen gegen weiteren Arzt
Heilbronn - Vor einer Woche ist die Beschäftigung des holländischen Skandalarztes an den SLK-Kliniken bekannt geworden – jetzt dringt an die Öffentlichkeit, dass bereits im September 2012 auf dem Gelände des Bad Friedrichshaller Plattenwald-Krankenhauses ein anderer Neurologe aufgegriffen wurde, der ohne gültige Approbation gearbeitet hat.
Heilbronn - Vor einer Woche ist die Beschäftigung des holländischen Skandalarztes Dr. Ernst J. S. an den SLK-Kliniken bekannt geworden – jetzt dringt an die Öffentlichkeit, dass bereits im September 2012 auf dem Gelände des Bad Friedrichshaller Plattenwald-Krankenhauses ein anderer Neurologe aufgegriffen wurde, der ohne gültige Approbation gearbeitet hat.
Stellungnahmen
Der Mann stand nach Informationen unserer Zeitung unter starkem Medikamenteneinfluss. Die Polizei war verständigt worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sie gegen den Arzt ermittelt. Wegen fahrlässiger Trunkenheit am Steuer und des Verstoßes gegen die Bundesärzteordnung. Offenbar erst dadurch, dass der Mann berauscht im Auto aufgegriffen wurde, ist man darauf aufmerksam geworden, dass er keine gültige Approbation vorweisen kann. Laut Staatsanwaltschaft ruhte die Approbation zu diesem Zeitpunkt, nähere Angaben über die Hintergründe machte Sprecher Harald Lustig dazu aber keine.
„Wir sind, und das muss man auch sehen, aber noch im Bereich des Ermittlungsverfahrens“, sagte Harald Lustig weiter. Auf die Frage, warum im September keine Pressemitteilung zum dem Vorfall von Heilbronner Polizei und Staatsanwaltschaft herausgegeben wurde, antwortete Lustig mit einer Gegenfrage: „Hätte es einen Grund gegeben, dieses Verfahren in Form einer Pressemitteilung mitzuteilen?“
Prüfung
Erst vor einer Woche betonte die SLK-Klinikleitung in einer Pressekonferenz im Zusammenhang mit den Enthüllungen um den holländischen Skandalarzt, dass der Mann eine deutsche Approbation und eine Facharzturkunde habe vorweisen können. Insgesamt prüfe man Dokumente genau, die auch im Original vorzuliegen hätten. Auch bei einem Pressegespräch im Heilbronner Rathaus mit SLK-Chef Dr. Thomas Jendges und Heilbronns Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach, der gleichzeitig SLK-Aufsichtsratsvorsitzender ist, war das noch einmal bekräftigt worden.
Aufklärung
Himmelsbach sagte zum gestern bekannt gewordenen Vorfall im Herbst auf dem Plattenwald-Gelände: „Ich höre davon zum ersten Mal.“ Bevor er nichts wisse, könne er auch nichts sagen. „Das muss man natürlich klären und dann eine Stellungnahme abgeben.“ Er werde um Aufklärung bitten. Mit der holländischen Sache sei das aber nicht zu vergleichen, es gehe um einen völlig anderen Sachverhalt. Die Papiere des Holländers seien ja in Ordnung gewesen.
Detlef Piepenburg, Landrat und stellvertretender SLK-Aufsichtsratsvorsitzender, äußerte sich ähnlich zurückhaltend. Auch er sagte, er habe von diesem Fall nicht gewusst. Momentan könne er nichts Konkretes dazu mitteilen. Auf die Frage, welche Konsequenzen diese Entwicklung haben könnte, sagte er: „Jetzt muss man erst mal schauen, was da los ist. Und dann sehen, welche Konsequenzen getroffen werden.“ Der Aufsichtsrat könne sich ja nicht als Hauptgeschäftsführer aufführen.
Kündigung
Die SLK-Kliniken bestätigten am Freitag gegen 20 Uhr die Recherchen unserer Zeitung. In einer Stellungnahme heißt es, die Ermittlungen der Kripo seien bekannt gewesen. Der Arzt sei seit 13. August 2012 im Rahmen eines Kooperationsvertrags als neurologischer Konsiliararzt im Klinikum am Plattenwald tätig gewesen, nachdem er zuvor im Juli 2012 in der Klinik für Neurologie am Gesundbrunnen tätig war. „Er war zu keinem Zeitpunkt bei SLK angestellt“, heißt es.
Der Arzt habe zu Beginn eine Approbationsurkunde vorgelegt. Als sich eine Behörde nach einer ladungsfähigen Anschrift des Mannes erkundigt habe, habe man ihn mit dieser Anfrage konfrontiert. „Am Folgetag gestand der Arzt, aufgrund einer Medikamentenabhängigkeit keine gültige Approbation zu besitzen.“ Daraufhin sei noch am selben Tag die Kooperationsvereinbarung fristlos gekündigt und die Tätigkeit des Arztes bei den SLK-Kliniken beendet worden. Weitere Nachfragen konnten am Freitag leider nicht mehr beantwortet werden.