Dreifachmord auf offener Straße ungeklärt
Untergruppenbach/Heilbronn - Vor 30 Jahren wurden in Untergruppenbach drei Exil-Jugoslawen aus nächster Nähe erschossen. Bei den drei Opfern handelte es sich um Freiheitskämpfer für ein freies Kosovo. Der Fall ist bis heute ungeklärt.
Untergruppenbach/Heilbronn - Es ist der 17. Januar 1982. Ein Sonntag. Über dem beschaulichen, winterlichen Untergruppenbach liegt eine geschlossene Schneedecke. Um 22.15 Uhr fahren drei Männer mit einem BMW aus ihrer Garage in der Habichthöhe. Als das Fahrzeug wenige Meter nach der Garagenausfahrt zum Stehen kommt, treten zwei Unbekannte aus der Dunkelheit. Zwölf Schüsse fallen und töten die drei Jugoslawen Jusuf Gervalla (36), seinen Bruder Bordosh (31) und den 28-jährigen Fernsehreporter Zeka Kadri.
Profis
Uwe Jacobi, Redakteur der Heilbronner Stimme, schrieb damals mit Verweis auf das Landeskriminalamt Stuttgart, "dass das Vorgehen und die Treffsicherheit auf professionelle Schützen" schließen lasse. Der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth warnte ausländische Extremisten davor, "ihre Auseinandersetzungen hier bei uns in Deutschland gewaltsam auszutragen". Schnell ging man davon aus, dass es sich um ein politisches Attentat handeln könnte. Die Opfer setzten sich für die Unabhängigkeit ihrer Heimat-Provinz Kosovo ein. Besonders Jusuf Gervalla − Sänger, Dichter und Journalist − war der jugoslawischen Regierung aufgrund seiner Texte ein Dorn im Auge. Unter seinen Landsleuten war er ein Volksheld.
Dies möchte die Heilbronner Staatsanwaltschaft nicht bestätigen. "Es gibt keine neuen Ermittlungsansätze", sagt der zuständige Heilbronner Staatsanwalt Christoph Meyer heute. Seinen Angaben zufolge spricht wenig dafür, dass es der UDBA gewesen ist. "Es wurde damals intensiv ermittelt." Dass der Fall nie aufgeklärt wurde, erklärt Meyer mit der fehlenden persönlichen Verbindung zwischen Opfern und Tätern.
Drohungen
Hoffnung, die Täter vor Gericht zu bringen, gibt es. Das Münchner Oberlandesgericht verurteilte im Jahr 2008 nach "Spiegel"-Bericht zum ersten Mal einen Agenten, der 1983 an der Tötung eines Exil-Kroaten in Wolfratshausen beteiligt war.
Gedenktafel
2003 gab es in Untergruppenbach den Vorstoß, eine Gedenktafel in der Nähe des Tatorts aufzustellen. Gemeinderat und Bürgermeister stimmten dem Ansinnen zu. Nachbarn hegten die Befürchtung, Untergruppenbach könnte sich zum Wallfahrtsort für Kosovaren entwickeln. Das Projekt wurde gestoppt. Trotzdem, so erzählen Anwohner, komme immer mal wieder jemand vorbei und erkundige sich nach dem Tatort. "Die wollen sogar in die Wohnung gehen", sagt ein aufgebrachter Nachbar.
Auch 30 Jahre nach der Tat scheint die Anteilnahme für den Volkshelden nicht abzuklingen.