Die sogenannten Gast-Heilbronner erzählen
Heilbronn - 24 Frauen und Männer haben der Soziologin Katie Rodgers ihre Geschichte erzählt. Es ist das Kapitel der ersten Zuwanderergeneration, die ab den 1960er Jahren nach Deutschland kam. Von "Gast-Heilbronnern" ist im Archiv der Heilbronner Stimme die Rede.
Für immer unerzählt bleibt eine Geschichte dann, wenn der Schmerz zu groß ist. So wie die Geschichte jenes griechischen Heilbronners, der noch heute nicht darüber zu sprechen vermag, wie seine ersten Jahre in Deutschland waren, damals in den 1960er Jahren.
Katie Rodgers hätte sie sehr gerne gehört und aufgenommen, diese Geschichte. "Aber er hatte in den ersten sechs, sieben Jahren kaum Kontakt zu seinen Kindern, und das ist für ihn ein solches Trauma, dass er noch nicht darüber sprechen kann", sagt Katie Rodgers. 24 andere Frauen und Männer haben der Soziologin erzählt: haben ihr tiefe Einblicke in ihre Biografien gewährt, damit die Heilbronner Stadtgeschichte um ein Kapitel ergänzt werden kann, das ihr bisher fehlt.
Es ist das Kapitel der ersten Zuwanderergeneration, die ab den 1960er Jahren nach Deutschland kam. Von "Gast-Heilbronnern" ist im Archiv der Heilbronner Stimme die Rede. Heute weiß man, dass die vermeintlichen Gäste geblieben sind und inzwischen ihre Kinder, ihre Enkel, auch die ersten Urenkel fest zur Stadtgesellschaft gehören.
"Wir haben damals, anfangs, zu wenig beachtet, welche Schicksale hinter den Menschen stehen, welche Trauer", blickt Bürgermeister Harry Mergel zurück. Jetzt hat sich Katie Rodgers auf die Suche nach diesen Geschichten gemacht. "Viele haben sich bedankt, dass ich mir die Mühe mache, ihnen zuzuhören."
Ein ganzes eigenes Buch könnte dieses eine, bisher unerzählte Kapitel der Heilbronner Stadtgeschichte füllen. Auch "Plakate mit prägnanten Zitaten oder Anekdoten" ihrer Gesprächspartner kann sich Katie Rodgers vorstellen: Dann würde man den spannenden, bewegenden, traurigen oder heiteren Geschichten in der Öffentlichkeit auf Schritt und Tritt begegnen.



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