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Die Abrüstung begann auf der Waldheide

  
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Heilbronn - Die Welt blickte am 1. September 1988 auf Heilbronn. Die Amerikaner zogen vor 25 Jahren die ersten atomaren Mittelstreckenflugkörper, neun ihrer 40 dort stationierten Pershing-II-Raketen, von der Heilbronner Waldheide ab.

Von Iris Baars-Werner

Heilbronn - Die Welt blickte am 1. September 1988 auf Heilbronn. Was es vor den Toren der kleinen schwäbischen Großstadt zu sehen gab, war für Friedhelm Ost, den damaligen Sprecher der Bundesregierung, schlicht "das wichtigste Ereignis der Nachkriegsgeschichte". Die Amerikaner zogen vor 25 Jahren die ersten atomaren Mittelstreckenflugkörper, neun ihrer 40 dort stationierten Pershing-II-Raketen, von der Heilbronner Waldheide ab.

Reagan und Gorbatschow

Fort Redleg, wie Heilbronn bei den US-Militärs geheißen hatte, war der erste von den drei Stationierungsorten Heilbronn, Mutlangen und Neu-Ulm, der Zug um Zug von dem atomaren Bedrohungsszenario befreit wurde, das in der Zeit des Kalten Krieges zwischen dem Westen und der Sowjetunion aufgebaut worden war.

Im Dezember 1987 hatten die zwei mächtigsten Männer der damaligen politischen Welt den Weg dafür frei gemacht: US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Generalsekretär Michael Gorbatschow unterzeichneten das INF-Abrüstungsabkommen. Jahrelang hatte die erbitterte innenpolitische Auseinandersetzung über den Nato-Doppelbeschluss die deutsche Bevölkerung gespalten.


Erinnerung

Um 9.59 Uhr an jenem 1. September 1988, dem internationalen Antikriegstag, der mahnend an den Überfall Nazideutschlands auf Polen erinnert, öffneten sich auf der Waldheide die Tore. Die hatten die ganzen Jahre seit 1983 verborgen, welche atomare Gefahr nur wenige Kilometer von Heilbronn, Weinsberg, Untergruppenbach und den Hunderttausenden Bürgern der Region Heilbronn entfernt lagerte.

Um zehn Uhr rollte der erste Konvoi los − Polizisten, Journalisten, einige Friedensbewegte schauten genau hin, ebenso wie die sowjetischen Kontrolleure. Die Abschusslafetten wurden bei Frankfurt verschrottet, die atomaren Waffenteile kamen in die USA. Eindreiviertel Jahre später war die Waldheide frei von den atomaren Pershing-Raketen.

  
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