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Bekennerschreiben zu Anschlag auf Topkar-Markt?

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Eine kurdische Gruppe hat sich offenbar zu dem Anschlag auf einen türkischen Supermarkt in Heilbronn bekannt. Der Markt war kurz vor Ostern fast komplett ausgebrannt.

Von Daniel Stahl

Das Feuer war verheerend. Ende März hatte es das Gebäude des türkischen Topkar-Markts in der Heilbronner Schaeuffelenstraße fast komplett zerstört. Schaden: Mindestens eine Million Euro. Immer mehr deutet darauf hin, dass der Brand ein gezielter Anschlag war. 

 

 

Am Montag ist im Internet ein mögliches Bekennerschreiben aufgetaucht. „Der Angriff galt in erster Linie an das Topkar Reisezenter“, steht dort im Wortlaut. Wer Urlaub in der Türkei anbiete, unterstütze automatisch die Wirtschaft des Türkischen Regimes und somit die Massaker am kurdischen Volk, heißt es weiter. „Das hier ist ein Aufruf an alle türkische Reisezenter in Deutschland, sie sollten alle sofort aufhören damit den türkischen Tourismus zu unterstützen, sonst wird es ähnlich enden wie beim Topkar Reisecenter.“

Angebliches Rachekommando als Urheber

Verfasser des Schreibens ist eine Gruppe namens „Rachekommando „Zinar Raperin“ der Apoistischen Jugendinitiative“. Die Verfasser werfen dem türkischen Staat vor, seit Monaten Zivilisten in den kurdischen Gebieten der Türkei kaltblütig zu ermorden.

Das angebliche Rachekommando wolle sich an allen rächen, „die dieses faschistische Terrorstaat und das Erdogan Regime unterstützen“. Warum es deshalb ausgerechnet den Topkar-Markt trifft, der ja keine politische Arbeit macht, bleibt unklar.

Ist Anschlag auf Überwachungsvideo zu sehen?

Ob das Bekennerschreiben echt ist, ist bisher unklar. Verwunderlich ist, dass das Schreiben erst Wochen nach dem Anschlag auftaucht. „Ich habe von dieser Organisaton nie gehört“, sagt auch Fuat Topaloglu, Gründer des Topkar-Marktes.

„Ich verstehe die Welt nicht“, sagt der Neckarsulmer Topaloglu. Er sei seit 35 Jahren Mitglied der SPD. Warum ausgerechnet sein Reisebüro die Türkei unterstützen soll, sei ihm nicht klar. „Ich weiß nicht, ob das Bekennerschreiben stimmt.“ Die Polizei vermutet dagegen, dass es echt ist. „Wir gehen davon aus, dass das Schreiben authentisch ist“, sagt Rainer Ott, Pressesprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums.

„Eigentlich gibt es in Heilbronn keine Probleme unter kurdischen und türkischen Vereinen“, sagt Burhan Uzun, Sprecher der türkischen Vereine in der Stadt. „Vielleicht waren es Angreifer von außerhalb.“ Auch Kurden hatten zuletzt mehrfach betont, dass der Konflikt in der Türkei nichts mit Heilbronn zu tun habe.

Polizei ermittelt mit 13 Beamten

Hinweise auf einen Anschlag gab es aber schon länger. Fuat Topaloglu, Gründer des Topkar-Marktes, berichtete der Heilbronner Stimme schon vor zwei Wochen von einem Überwachungsvideo: „Es ist ein Mann zu sehen, der insgesamt drei Molotow-Cocktails durch die Scheibe des Reisebüros wirft.“

Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe gegründet, bei der 13 Beamte mitarbeiten. Sie sucht jetzt weitere Zeugen.

Die Fragen der Ermittler:

  • Wer hat in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag im Bereich der Schaeuffelenstraße verdächtige Wahrnehmungen gemacht?

  • Wem sind dort Personen oder Fahrzeuge aufgefallen, die möglicherweise mit dem Brand in Zusammenhang stehen könnten?

  • Wer hat verdächtige Gegenstände aufgefunden, die im näheren oder weiteren Bereich der Brandstelle eventuell weggeworfen wurden?

Derweil laufen im Topkar-Supermarkt die Aufräumarbeiten. "Waren im Wert von 550.000 Euro konnten noch gerettet werden", sagt Fuat Topaloglu. Diese verkauft der Neckarsulmer nun an eine andere Firma, damit sie noch verwendet werden können.  

Zeugenaufruf

Hinweise bitte an die Kripo Heilbronn unter der Telefonnummer 07131 1044444.

Weitere Konflikte?

Der baden-württembergische Verfassungsschutz rechnet weiter mit Konflikten zwischen Türken und Kurden im Südwesten. „Das Gewaltniveau bei Kundgebungen dürfte bleiben, wie am 10. April 2016 erlebt“, erklärte ein Sprecher des Landesamts für Verfassungsschutz gegenüber der „Heilbronner Stimme“.

Am 10. April eskalierten in Stuttgart Proteste von Türken und Kurden, bei denen mehr als 50 Polizisten verletzt wurden. Nach Angaben des Sprechers müsse man sich auch im Südwesten darauf einstellen, dass es wegen des Konflikts vermehrt zu Brandanschlägen kommen kann. „Mit Brandanschlägen, die es auch in Baden-Württemberg bereits mehrfach gegeben hat, ist weiterhin zu rechnen“, so der Sprecher.

Steigere die PKK-Guerilla ihre Aktivitäten im Frühjahr, bringe dies auch eine entsprechende Steigerung der Aktivitäten der türkischen Armee mit sich. „Dies dürfte wiederum zu verstärkten Resonanzaktionen in Deutschland und Baden-Württemberg führen“, sagte der Sprecher. mis

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

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