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Heiße Zeiten für Winzer: Traubenblüte und Kostenfragen für Weindorf und Co.

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Die Triebe schießen aktuell in den Weinbergen in die Höhe. Doch nicht nur die Traubenblüte beschäftigt die Wengerter. Auch die Weindorf-Vorbereitung zu Corona-Zeiten und damit verbundene rote Zahlen sorgen bei Winzern für Gesprächsstoff.

Bei der Traubenblüte muss man ganz genau hinschauen. Foto: Krauth
Bei der Traubenblüte muss man ganz genau hinschauen. Foto: Krauth  Foto: Kilian Krauth

Traubenblüte kommt auf Touren

"Die Triebe schießen in die Höhe. Es brummt. Jetzt blüht bald alles in voller Pracht." Nachdem Hanns-Christoph Schiefer von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau am Mittwoch mit Schülern in den Weinbergen zugange war - und abends nochmals im Wengert vorbeischaut, traute er seinen Augen nicht: Innerhalb weniger Stunden sind die unscheinbaren Kapseln an den Rispen aufgeplatzt und stehen nun in voller Blüte. Laien müssen schon ganz genau hinschauen, um die Traubenblüte zu erkennen. Wer sich die Mühe macht, kann sich dem Zauber und dem zarten Duft kaum entziehen.

Im kalten April hinkte die Vegetation schwer hinterher. Der nasse Mai und der sonnige Juni haben das fast wettgemacht. "Wir liegen zwar drei Wochen hinter dem extrem frühen Vorjahr, aber nur leicht hinter dem langjährigen Schnitt", weiß Schiefer. Bei idealem Wetter dürfte die Blüte in zehn Tagen so gut wie durch sein. 100 Tage später, so sagt die Bauernregel, beginnt die Lese, also Ende September.

Rote Zahlen bei Weindorf-Auslese

Da sich die Lese diesmal nicht mit dem Heilbronner Weindorf, genauer: mit der coronabedingten "Weindorf-Auslese" überschneidet, kann die Zeit für passende Events genutzt werden. Diese Woche hat die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) die Beschicker schriftlich zur Ideenlieferung motiviert: von klassischen Führungen und themenbezogenen Proben bis zu kessen Kombinationen - gerne mit Genuss-Profis an besonderen Orten: an einer Tafel in den Rebzeilen, zwischen Fässern, warum nicht im Botanischen Obstgarten?

Die HMG selbst wird sich nach Angaben von Geschäftsführer Steffen Schoch diesmal auf städtische Gebäude und Orte konzentrieren wie etwa Schießhaus, Harmonie, Deutschhof - ganz einfach, weil man 2021 vor allem durch Mieten und Personalkosten fürs neue Parkhotel rote Zahlen schrieb. Die sollen laut Weindorf-Mitsprecher Karl Seiter durch nachträgliche Zuzahlungen der Beschicker aufgefangen werden, wovon keiner begeistert ist. Größter Kostenposten war laut Seiter die heiß diskutierte Eröffnungsfeier für Promis, die heuer flach fällt - auch, weil sie für einen Online-Shitstorm gesorgt hatte.

Auch seitens der Stadtverwaltung, namentlich OB und Aufsichtsratschef Harry Mergel, steht die HMG unter Spar-Druck. Corona hat der städtischen Tochter wegen vieler geplatzter Veranstaltungen die Bilanz verhagelt. "Wir werden an allen Ecken und Enden sparen, alle Veranstaltungen abklopfen, unser Ziel ist natürlich die schwarze Null", betont Schoch, wobei auch Sparfüchsen klar sein muss: Der Erfolg von Marketing lässt sich schwer in Geld darstellen. Bestes Beispiel: das Weindorf, das viele Winzer wegen hoher Kosten und gedrosseltem Konsum heute eher als Marketingplattform im Stile einer Messe begreifen.

Feueralarm und Entwarnung bei Bentzel-Sturmfeder

Eigentlich wollte der wackere Kilian Graf von Bentzel-Sturmfeder 2021 in großem Stil das 625. Bestehen seines 1396 gegründeten Weinguts in Ilsfeld-Schozach feiern: "Mit Ritterspielen und so." Dann kam Corona. Diese Woche sorgte Bentzel-Sturmfeder für andere Schlagzeilen: Weinlager und Wohnhaus in Flammen! Graf Kilian ist um Klarstellung bemüht: Es handle sich ums Anwesen seines Bruders, der im fränkischen Heroldsbach den Erlebnispark Schloss Thurn betreibt. "Am Wochenende muss ich mir das anschauen", sagt der Feuerwehrmann, weil auch er nicht wisse, bei welcher Hitze Flaschen platzen, Korken undicht und Weine ungenießbar werden.

 
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