Heimische Linsen: Schmackhaft, ohne Pflanzenschutz
Manchmal lassen sich Anforderungen der EU und produktiver Anbei vereinbaren: Linsen können auf ökologischen Vorrangflächen gesät werden. Chemischer Pflanzenschutz ist dann aber verboten.

Ein Haferfeld mit viel Unkraut? Nein, der erste Blick trügt. Auf dem Acker in Brackenheim-Hausen wachsen Linsen. Um sie besser ernten zu können, hat Thomas Schmoll gleichzeitig Hafer als Stützfrucht ausgesät. Seine Erfahrungen mit dem exotischen Gemüse sind gut - in mehrerlei Hinsicht.
EU stellt Bedingungen für ihre Zahlungen
Um in den Genuss von Geld aus EU-Töpfen zu kommen, müssen Landwirte eine Reihe von Vorgaben erfüllen. Dazu gehört das sogenannte Greening. Die Bauern müssen fünf Prozent ihrer Äcker und Felder als ökologische Vorrangfläche führen. Eine Möglichkeit ist, stickstoffbindende Pflanzen auszusäen. Und dazu gehören die Linsen.
Thomas Schmoll schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe: Er erfüllt Forderungen der EU und stellt gleichzeitig ein vermarktbares Produkt her. "Wir machen das jetzt im vierten Jahr", sagt Schmoll und zerreibt eine Schote der Puys Linsen auf der Hand. Zwei grüne Linsen mit schwarzen Punkten kommen zum Vorschein. Wer die bekannteren braunen Tellerlinsen vor seinem inneren Auge hat, stutzt zunächst. "Aber dafür sind sie viel bekömmlicher", meint der Landwirt aus Hausen. In der Region gibt es im Übrigen noch weitere Bauern, die Linsen aussäen.
Getreide ist in der Region die wichtigste Ackerfrucht
Im Ackerbau der Region Heilbronn dominieren Getreide (knapp 26.000 Hektar) sowie Hackfrüchte wie Kartoffeln und Zuckerrüben (1300 und 4800 Hektar). Zu den exotischeren Produkten zählen Mohn und Ölkürbisse der Kerners in Erlenbach oder Urgetreide, das zum Beispiel Reinhard Hecker in Eppingen anbaut. Ebenfalls in der Nische wächst noch immer Soja. Die Hausener Linsen sind ebenfalls eine Seltenheit. Den Ertrag beziffert Schmoll auf 700 bis 1400 Kilogramm pro Hektar. Gesät wird meist im März oder April, je nach Wetter.
Chemischer Pflanzenschutz ist wegen der Greening-Vorgaben verboten. Technisch wäre es laut Thomas Schmoll auch kaum möglich, die Spritze einzusetzen: Die Wirkstoffe würden entweder die Linsen oder den Hafer absterben lassen. Bis zur Ernte werden noch ein paar Wochen vergehen. Zum Einsatz kommt dann ein Mähdrescher. Der ist allerdings nicht in der Lage, Haferkörner und Linsen zu trennen. Das geschieht in der Mühle, nachdem die Ware getrocknet ist. Bleibt sie zu feucht, droht Schimmel. Passt alles, füllt die Mühle die Linsen in 25-Kilo-Säcke ab. Die Schmolls packen die grünen Linsen dann in haushaltsübliche Gebinde um.
Produkte sollen regional vermarktet werden
Viele Landwirte in Stadt- und Landkreis Heilbronn setzen auf Regionalität, um ihre Produkte leichter und gewinnbringender vermarkten zu können. So handhabt es Thomas Schmoll auch mit den Linsen. Da der Betrieb seit vielen Jahren Kartoffeln anbaut und vertreibt, kann er bestehende Vermarktungsschienen nutzen. Und mit Rewe in Lauffen hat er auch einen Supermarkt als Abnehmer gefunden. Konkurrenz aus Baden-Württemberg gibt es natürlich auch: Die Alblinsen zum Beispiel oder die Räuberlinsen aus dem Mainhardter Wald.