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Heilbronns Jahrzehnt des Wachstums

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Bei der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte liegt Heilbronn im Mittelfeld der großen Städte im Land. Seit 1970 zog die Einwohnerzahl um zehn Prozent an. Steil nach oben ging es aber vor allem in der vergangenen Dekade.

Vor 50 Jahren zählte Heilbronn knapp 115.000 Einwohner, jetzt sind es mehr als 126.000. Foto: Archiv/Mugler.
Vor 50 Jahren zählte Heilbronn knapp 115.000 Einwohner, jetzt sind es mehr als 126.000. Foto: Archiv/Mugler.  Foto: Mugler, Dennis

Bei der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte liegt Heilbronn im Mittelfeld der großen Städte im Land. Seit 1970 zog die Einwohnerzahl um zehn Prozent an. Steil nach oben ging es aber vor allem in der vergangenen Dekade. Die Verwaltung sieht darin einen Beleg für die Attraktivität der Stadt. Es gibt aber auch Hemmnisse, allen voran die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt.

Langfristig nur im Mittelfeld

Vor 50 Jahren zählte Heilbronn knapp 115.000 Einwohner, jetzt sind es mehr als 126.000. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt neu aufbereitet hat. Über diesen langen Zeitraum betrachtet, liegt Heilbronn bei der Bevölkerungsdynamik nur auf Rang 15 der baden-württembergischen Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern. In Tübingen und Freiburg, den Spitzenreitern, tummelt sich jeweils ein Drittel mehr Menschen als vor einem halben Jahrhundert.

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Trend dreht sich, Städte wieder attraktiver

Hier wie dort verlief die Entwicklung nicht konstant. "Noch in den 1970er- bis 1990er-Jahren war die Bevölkerungsentwicklung in den eher ländlich strukturierten Teilräumen des Landes deutlich dynamischer als in den verdichteten Gebieten", erklärt Werner Brachat-Schwarz, Experte vom Statistischen Landesamt. Es zog die Menschen eher aufs Land, "Suburbanisierung" lautet der Fachbegriff. So verlor Heilbronn in den 70er-Jahren Einwohner, während der Landkreis Heilbronn stetig zulegte und in der Dekade bis 2000 sogar zweistellige Wachstumsraten verzeichnete, bevor sich der Trend annäherte.

Öhringen mit dynamischer Entwicklung

Im vergangenen Jahrzehnt lockte Heilbronn 8,2 Prozent mehr Einwohner an, der Landkreis sieben Prozent. Beides liegt über dem Landesdurchschnitt, während sich der Hohenlohekreis mit 5,1 Prozent Zuwachs leicht unterdurchschnittlich entwickelte. Eppingen trifft mit 5,6 Prozent den Landesschnitt. Neckarsulm blieb darunter. Künzelsau und Bad Rappenau wuchsen stärker. Besonders dynamisch zeigte sich in der Region Öhringen mit einem Bevölkerungswachstum von mehr als zehn Prozent binnen eines Jahrzehnts. Der Trend in Großstädten wie Heilbronn wurde - wie in anderen Zentren des Landes auch - praktisch ausschließlich von der Zuwanderung junger Erwachsener bestimmt, erklärt Statistiker Brachat-Schwarz. "Immer mehr junge Menschen sind zur Ausbildung und zum Studium in die Städte gezogen."

Das ist auch eine Erklärung dafür, warum klassische Universitätsstädte wie Freiburg und Tübingen besonders kräftig wuchsen. Anderes entscheidendes Kriterium: der Wohnungsbestand. In Stuttgart, Mannheim und Esslingen stieg dieser innerhalb eines halben Jahrhunderts nur um ein Drittel, alle drei verloren sogar Einwohner.

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Wohnungsmarkt entscheidender Faktor

In der Stadt Heilbronn lag das Plus mit 37 Prozent nur etwas höher, in Tübingen und Freiburg war die prozentuale Zunahme aber mehr als doppelt so hoch. Der neue Stadtteil Neckarbogen könnte mittelfristig nach Ansicht der Statistiker dazu beitragen, der Wohnungsknappheit und den damit verbundenen gestiegenen Wohnungskosten entgegenzuwirken. Im Rathaus sieht man die jüngste Entwicklung vor allem als Ausdruck der Attraktivität Heilbronns. "Seit dem Jahr 2000 ist ein nahezu stetiges Wachstum zu verzeichnen, das gerade in den Jahren ab 2011 erheblich an Dynamik gewonnen hat", resümiert Bernd Berggötz, Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen. Arbeiten, Bildung, Wohnen - all das führt Berggötz als Trümpfe der Stadt an. Jüngste Rankings der Wirtschaftsfachpresse, die Städte nach ihrer Dynamik bewertete, hätten das bestätigt. Der Ausbau der Hochschullandschaft mache Heilbronn "in besonderem Maße interessant für junge Menschen".

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Dass Heilbronn bei der Einwohnerentwicklung langfristig nur einen Mittelfeldplatz belegt, habe auch mit einem Sondereffekt zu tun. Infolge des Zensus 2011 verlor Heilbronn rechnerisch auf einen Schlag 7000 Einwohner, im Landesvergleich ein hoher Wert. Und, das räumt auch der Stabsstellenleiter ein: "Trotz aller Anstrengungen und Erfolge im Wohnungsbau ist die Verfügbarkeit von preiswertem Wohnraum ein Hemmnis für ein weiteres Einwohnerwachstum." Auch zögen weniger Menschen aus dem Ausland zu. Die Stadt setzt auf ein "gemäßigtes Wachstum". Sprünge wie 2014 und 2015, als die Einwohnerzahl von etwa 118 000 auf mehr als 123.000 stieg, bedeuteten Stress für den Wohnungsmarkt.

Weniger Kleinkinder in Betreuung

Statistiker Brachat-Schwarz sieht viele Gründe für Heilbronns jüngste Entwicklung. Kultur- und Freizeitangebot, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und öffentlicher Nahverkehr seien zentrale Punkte, die Neubürger anzögen - und nicht zuletzt die Kinderbetreuungsangebote. Hier punktet Heilbronn seit 2008 mit der kostenlosen Kita-Betreuung für Kinder ab drei Jahren. Für die Jüngeren gibt es eine Gebührenstaffel, die sich seit Kurzem stärker an den Lebensverhältnissen der Familien orientiert. Hier, auch das belegt das Statistische Landesamt, gibt es Nachholbedarf. Knapp 25 Prozent der unter Dreijährigen in Heilbronn werden in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege betreut. Im Landesdurchschnitt sind es 30 Prozent.

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