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Heilbronns Baubürgermeister Wilfried Hajek wird 65 Jahre alt

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Seit 2006 ist Wilfried Hajek Chef der Heilbronner Bauverwaltung. Es waren nicht immer einfache Jahre. Besonders freut ihn, dass die Stadt dank ihrer städtebaulichen Entwicklung positiv wahrgenommen wird. 2022 wird er nicht mehr als Baudezernent kandidieren.

Seit 2006 ist das Technische Rathaus die berufliche Heimat von Bürgermeister Wilfried Hajek. Hier erfolgten wichtige städtebauliche Weichenstellungen.
Foto: Mario Berger
Seit 2006 ist das Technische Rathaus die berufliche Heimat von Bürgermeister Wilfried Hajek. Hier erfolgten wichtige städtebauliche Weichenstellungen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Die geänderte positive Wahrnehmung von Heilbronn bezüglich der städtebaulichen Entwicklung ist für Baubürgermeister Wilfried Hajek (CDU) eine sehr wichtige Erkenntnis seiner zurückliegenden 15-jährigen Amtszeit. Heute feiert der gebürtige Oberbayer seinen 65. Geburtstag. 2022 will er sich nicht mehr zur Wahl stellen.

 

Sie sagten 2006 bei Ihrer Antrittsrede, der Stadt muss baulich die Seele zurückgegeben werden. Ist Ihnen das gelungen?

Wilfried Hajek: Ja, in gewisser Weise schon, weil sich in der Stadt baulich viel verbessert hat. Mein Ziel war, dem Bürgerstolz, der durch die schwere Zerstörung im Zweiten Weltkrieg lange beschädigt war, zu neuem Bewusstsein zu verhelfen. Am besten wäre es aber, Auswärtigen diese Frage zu stellen, denn sie haben eine unverstellte Sichtweise auf den Wandel der Stadt.

 

Welchen Stellenwert hat die Bundesgartenschau für Sie im Vergleich zu anderen großen Projekten wie Bahnhofsvorstadt, Stadtgalerie, Klosterhof oder die Nordtrasse der Stadtbahn?

Hajek: Die Buga war die große Triebfeder für die gesamte Stadtentwicklung. Vieles hätte sich ohne die Buga nicht so entwickelt. Die Fokussierung auf dieses Ereignis hat die Kräfte gebündelt und auch die Entscheider diszipliniert. Das wirkt auch jetzt noch nach.

 

...und die anderen Projekte?

Hajek: Sie sind sehr wichtige Bausteine für die Stadtentwicklung. In viele Bauprojekte wurde die Erwartung der Buga und was die Schau aus der Stadt macht eingepreist. Die Buga hat zu vielen zusätzlichen Investition geführt.

 

Ihnen wehte und weht mitunter Gegenwind ins Gesicht. Ärgert Sie das? Leiden Sie darunter?

Hajek: Wenn einem der Wind ins Gesicht bläst, dann wird man wach und frisch. Zudem glättet das die Falten. Doch Spaß beiseite: Natürlich ärgere ich mich manchmal, aber das gehört zum Geschäft.

 

Welche Kernkompetenzen braucht man, um als Baubürgermeister zu bestehen?

Hajek: Man braucht eine solide Ausbildung, Sachverstand und Erfahrung, eine klare Haltung und Urteilsvermögen. Das sind wichtige Grundlagen zur qualifizierten Ausübung dieses Berufs.

 

Sind Sie, was die Stadtplanung anbelangt, immer in die richtige Richtung marschiert?

Hajek: Ich denke schon. Ich wüsste nicht, wo wir uns grundlegend vertan hätten. Ich behaupte sogar, nicht nur in die richtige Richtung marschiert zu sein, sondern vieles vor anderen Städten erkannt zu haben. So haben wir sehr früh über Themen wie Wohnen und Stadt der Zukunft nachgedacht. Vielleicht hat Heilbronn sogar die aktuelle Richtung mitgeprägt.

 

Was hat Sie am meisten in den zurückliegenden 15 Jahren gefreut?

Hajek: Die geänderte öffentliche Wahrnehmung von Heilbronn und damit das gewonnene Vertrauen in die Stadt.

 

Was hat Sie am meisten geärgert?

Hajek: Ungerechte Kritik. Da gab es einmal im Zusammenhang mit der Sanierung der Dammschule einen Moment, wo ich kurz davor war, hinzuschmeißen. Ich arbeite nämlich nur noch aus Leidenschaft.

 

Was würden Sie, wenn noch einmal 2006 wäre, anders machen?

Hajek: Persönlich würde ich versuchen, mich nicht mehr so bedingungslos selbst auszubeuten und mehr auf meine Gesundheit achten. Beruflich würde ich wieder nach Heilbronn kommen. Auf jeden Fall.

 

An welchem Projekt haben Sie sich die Zähne ausgebissen?

Hajek: Ich habe lange überlegt. Vielleicht bei der Saarlandstraße. Aber so richtig die Zähne ausgebissen - nein. Letztlich hat das Land ja die Zuschüsse nicht mehr geleistet.

 

Wird die Verlängerung der Saarlandstraße irgendwann doch Realität?

Hajek: Ich bin von der verkehrsentlastenden Wirksamkeit der Saarlandstraße und der Süd-Ost-Umfahrung von Leingarten nach wie vor überzeugt und glaube weiter fest an dieses Projekt.

 

Zur Person  

Wilfried Hajek (65, CDU) ist in Weilheim/Oberbayern geboren. Nach seinem Wehrdienst bei der Luftwaffe studierte er an der TU Stuttgart Architektur und Stadtplanung. In den Jahren 1985 bis 1987 arbeitete er in verschiedenen Architekturbüros, 1989 wurde er Regierungsbaumeister für Städtebau, Raumordnung und Landesplanung. Von 1989 bis 1997 war er Stadtplaner in Reutlingen und wurde 1998 zum Technischen Beigeordneten in Nürtingen gewählt. An der dortigen Hochschule für Wirtschaft und Umwelt ist er Dozent. Hajek ist verheiratet, hat drei Töchter und drei Enkelkinder. 

Wie läuft es trotz Corona auf den städtischen Baustellen?

Hajek: Erstaunlich gut. Anfangs hatte ich Bedenken, dass das Personal der Subunternehmen wegbleibt. Das hat sich nicht bewahrheitet.

 

So wie es aussieht, werden Ihre Dezernatskollegen Mergel und Christner 2022 noch einmal kandidieren. Martin Diepgen wurde unlängst im Amt bestätigt. Warum treten Sie nicht noch einmal an?

Hajek: Ich habe, wenn ich 2022 ausscheide, fast 25 Jahre als Baudezernent und Bürgermeister auf dem Buckel. Das ist, wenn man etwas erreichen will, kein Tanz auf Rosenblättern, sondern anstrengend und fordernd. Ich habe inzwischen drei Enkel, die mir sehr viel Freude machen. Sollte es mir langweilig werden, werde ich noch etwas anderes machen.

 

Verraten Sie, was Sie vorhaben?

Hajek: Meine Tochter Senta ist seit kurzem eingetragenes Mitglied der Architektenkammer und will sich selbstständig machen. Vielleicht kann sie ein wenig Unterstützung und Erfahrung gebrauchen...

 

Zu Ihrem 60. Geburtstag wünschten Sie sich ein Rennrad der Marke Bianchi. Ging dieser Wunsch in Erfüllung?

Hajek: Leider nicht, ich habe jetzt ein bianchifarbenes Gravel-E-Bike im Auge. Aber es ist gerade nicht lieferbar.

 

Wann sind Sie letztmals den italienischen Radklassiker L"Eroica in der Toskana gefahren?

Hajek: Das war 2018. 2019 war im Oktober das Buga-Finale, 2020 wurde die Veranstaltung wegen Corona abgesagt. In diesem Jahr bin ich wieder am Start.

 

Die Corona-Pandemie schränkt seit Monaten die Menschen ungemein stark ein. Was vermissen Sie im Alltag am meisten?

Hajek: Mit Freunden bei einem guten Glas Wein und italienischen Köstlichkeiten zusammenzusitzen und einen unbeschwerten Abend zu verbringen. Oder in der Wein Villa meine Mittagspause zu genießen.

 

 

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