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Heilbronner gibt Kontakte ins direkte NSU-Umfeld zu

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Michael Dangel, Netzwerker der rechten Szene, sagt im Untersuchungsausschuss aus. Einen Bezug zum Terrortrio um Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe verneint er ebenso wie eine Mithilfe am Polizistenmord in Heilbronn. Wie glaubwürdig ist er?

Von Carsten Friese
Aufmarsch der Rechtsextremen: eine Großdemo 2011 in Heilbronn. Foto: Veigel
Aufmarsch der Rechtsextremen: eine Großdemo 2011 in Heilbronn. Foto: Veigel  Foto: Veigel

Er war und ist eine gut vernetzte Figur der rechten Szene in Heilbronn. Die Frage, ob die Täter des Polizistenmords auf der Theresienwiese im April 2007 lokale Helfer hatten, wies Michael Dangel am Montag als Zeuge im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags weit von sich. Davon habe er nie etwas gehört, betonte der Steuerberater, der früher bei den Republikanern sowie der DVU aktiv war und stark rechtslastige Gruppen wie das "Nationale Bündnis Heilbronn" und die "Freiheitliche Initiative Heilbronn" aufgebaut hatte.

Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter falle in der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ja völlig aus dem Rahmen, sagte Dangel. Er könne sich nicht vorstellen, dass "ein halbwegs vernünftiger Mensch so einen Schwachsinn unterstützt". Er selbst sei an dem Tattag zu Hause gewesen, habe auf Bekannte zum Kartenspielen gewartet. Dann erhielt er nach seinen Worten kurzfristige Absagen, weil die Innenstadt von der Polizei komplett abgeriegelt war.

Bölkstoffpartys

Dangel, kahler Kopf, massige Statur, antwortete ausführlich auf Fragen im Ausschuss. Was aufhorchen ließ: Er kennt Nicole Schneiders gut, die Anwältin des im Münchener NSU-Prozess angeklagten Ralf Wohlleben. Dieser soll dem NSU-Trio eine Schusswaffe besorgt haben. Nach längerem Nachbohren räumte Dangel auch Kontakt zu Thomas S. ein, einem Neonazi, der mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe befreundet war. Auf einer von Dangel organisierten Bölkstoffpartys war S. einst zu Gast.

Dangel sagte, dass eine Gruppe Chemnitzer "mit Trabis vorgefahren sind". Aber: Engen Kontakt habe er zu S. nicht gehabt. Er würde ihn "in zehn kalten Wintern nicht erkennen". Bei einer Feier hat Dangel auch Tino Brandt kennengelernt, eine Führungsfigur des früheren rechtsextremen Bündnisses Thüringer Heimatschutz - in dem sich auch das NSU-Trio engagierte. Von den drei Thüringer Rechtsterroristen will Dangel erst aus den Medien erfahren haben.

Eine glaubhafte Einlassung? Für Ausschussvorsitzenden Wolfgang Drexler hat es in Dangels Vernehmung keine klaren Hinweise auf mögliche regionale Unterstützer der Tat gegeben. Der politische Hauptschwerpunkt des Zeugen sei offenbar vor dem Jahr 2000 gewesen. Ob der Zeuge die Wahrheit gesagt habe, "wissen wir natürlich nicht".

Agitation

Unpolitisch ist Dangel indes auch heute ganz und gar nicht. Im Frühjahr 2015 agitierte er gegen das Unterbringen von Flüchtlingen in der Heilbronner Nordstadt, verteilte Flugblätter, um Anwohner zu mobilisieren. Auf einer von ihm betriebenen Homepage stellt er aktuell Heilbronns Sozialbürgermeisterin als "Überfremdungs-Nessie" an den Pranger und verlinkt zu einem Textbeitrag, "warum Beate Zschäpe sofort freigelassen werden muss".

 

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