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Heilbronner Geheimnisse: Eine Art alternativer Stadtführer

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Die langjährige Stimme-Mitarbeiterin Stefanie Pfäffle beleuchtet in ihrem gleichnamigen Buch „Heilbronner Geheimnisse“. Eine ebenso informative wie unterhaltsame Neuerscheinung mit ungewöhnlichem Zugang.

Was soll denn die Dampfwalze vor der Hochschule? Wieso steckt in diesem Haus da eine Kanonenkugel? Wo kommen denn die kleinen Milchfläschchen an der Frankfurter Straße her? Fragen wie diesen ist Journalistin Stefanie Pfäffle nachgegangen – und sie liefert in ihrem neuen Buch „Heilbronner Geheimnisse“ ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Antworten.

Auf dem Cover eine Bombe! Stecken in dem Buch etwa richtige Knaller drin?

Stefanie Pfäffle: Ja, genau. 50 hochinvestigative und preiswürdige Storys (lacht). Ganz im Ernst, die Buchreihe ist tatsächlich preisgekrönt. Hinter der Bombe steckt eigentlich eine Kanonenkugel an einem Gebäude in der Altstadt. Die hat mich über Wochen hinweg am allermeisten Arbeit gekostet. Eine merkwürdige Geschichte, ein echtes Geheimnis also.

Die langjährige Stimme-Mitarbeiterin Stefanie Pfäffle hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben.
Die langjährige Stimme-Mitarbeiterin Stefanie Pfäffle hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben.  Foto: Mario Berger

Wie sind Sie denn an solche Geheimnisse gekommen?

Pfäffle: Der Punkt ist, dass ich jeweils etwas Handfestes, etwas Sichtbares, Greifbares im öffentlichen Raum brauchte und dazu einen Paten, der mir sein Wissen darüber preisgibt. Da bin ich auf Stadtführer zugegangen, auf Stimme-Kollegen, auf die Interessenskreise Heimatgeschichte, weil alle Stadtteile vertreten sein sollten. Das hatte dann mit Ideen und Paten einen Dominoeffekt.

Haben Sie ein Lieblingsgeheimnis?

Pfäffle: Die Kanonenkugel gehört dazu. Aber auch eine Plattform auf dem Gehweg an der Weinsberger Straße, die mit ihrem Durchmesser von 40 Zentimetern fast jeder schonmal gesehen haben muss, aber kaum einer bewusst wahrnimmt. Es handelt sich um ein Kunstwerk, ein Überbleibsel einer Ausstellung von 1993/94. Aber eigentlich mag ich alle Geheimnisse, auch weil ich bei der Recherche viel über meine Heimatstadt und ihre Geschichte gelernt habe.

Sie zogen nach dem Abi in die Welt, anders als andere kamen Sie aber zurück. Was gefällt Ihnen an Heilbronn?

Pfäffle: Ursprünglich wollte ich nach Studium und Ausbildung in Bamberg, USA und Vorarlberg ja nur so lange in Heilbronn bleiben, bis ich als Journalistin einen festen Job habe, einen echten, wie meine Oma so gerne sagte. Aber nach einem dreiviertel Jahr sagte ich mir, nein, ich bleibe. Wenn mir das jemand mit 19 gesagt hätte, hätt ich dem den Vogel gezeigt. Aber inzwischen habe ich auch durch meine Arbeit die Stadt und den Landkreis schätzen gelernt. Gerade Heilbronn hat sich in den vergangenen Jahren enorm gemausert, vom Stadtbild her, von den Angeboten, der Kultur. Ich habe Familie in Hamburg, und wenn die zu einem Konzert wollen, fahren die genauso lang wie ich nach Stuttgart, Heidelberg, Mannheim. Kurzum: Man findet hier alles, was man sucht.

Vielleicht trägt ihr Buch dazu bei, dass sich das rumspricht. Gleichwohl wählen Sie auf dem Cover den etwas angestaubten Begriff Käthchenstadt.

Pfäffle: Das ist einfach ein Begriff, mit dem man Heilbronn verbindet. Ob er altertümlich ist, weiß ich nicht. Im Übrigen wird das Käthchen auch touristisch und im Marketing genutzt, auch in modernen Formaten.

Welche Begriffe und Themen waren Ihnen für das Buch noch wichtig?

Pfäffle: Zunächst alle Stadtteile. Waldheide, Kilianskirche, Münster, Nikolaikirche, der Neckar, klar, der Hagenbucher, wo als Pate der OB mit der Experimenta alt und neu verbindet. Und natürlich der Wein.

Taugt das Buch als Reiseführer?

Pfäffle: Ja, es ist als eine Art alternativer Stadtführer gedacht, der zwar an wichtige Orte führt, allerdings mit einem anderen Zugang, hintergründig, geheimnisvoll.

Was verstehen Sie unter Geheimnis?

Pfäffle: Nichts Gespenstisches, sondern etwa Unbekanntes, etwas, das erst auf den zweiten Blick ersichtlich wird. Gleichzeitig ist das Buch fundiert und faktenreich. Ich habe mich jeweils vor Ort mit den Paten getroffen, die mir ihr Wissen mitgeteilt haben; eine kam sogar extra aus Schweden. Danach habe ich mich meist an das Archiv der Heilbronner Stimme gewandt oder ans Stadtarchiv, wo ich von August bis Mai sehr viele Stunden verbracht habe, teils in alte Bücher und Quellen vertieft. Manches konnte ich im Original gar nicht lesen, da haben mir Transskriptionen geholfen.

Haben Sie auch Neues erforscht?

Pfäffle: Teilweise. So hat sich ein Wappen von 1733 als echt herausgestellt, von dem alle, auch Wikipedia, meinten, es sei ein Gipsabdruck. Oder der Waldheide-Experte und Ex-US-Soldat Larry Nichols. Er erfuhr erst bei einer Exkursion mit Jäger Thilo Eberle von einem alten Army-Wachturm, der völlig abseitig im Wald versteckt steht. Auch der Poesie-Pfad in der Nordstadt ist kaum bekannt oder dokumentiert.

Da bliebe die Frage: Gibt es noch ungelüftete Geheimnisse?

Pfäffle: Erst lief ja alles schleppend an. Und jetzt habe ich noch einiges auf der Liste. Vielen Sachkundigen ist gar nicht bewusst, dass ihr Wissen Schätze enthält, die anderen gar nicht bekannt sind.

Verkauf und Lesung

Stefanie Pfäffle: Heilbronner Geheimnisse, Spannendes aus der Käthchenstadt mit Kennern der Heimatgeschichte, Heilbronner Stimme mit Bast Medien Überlingen, 192 Seiten, 19,90 Euro.

Autorenlesung am Donnerstag, 10. November, 19.30 Uhr, beim Verein für Genealogie Nordwürttemberg, Gartenstraße 64, Heilbronn. Anmeldung erwünscht über Axel.Koster@web.de.

 

 

Zur Person

 

Stefanie Pfäffle (45) ist in Heilbronn geboren und in Untergruppenbach aufgewachsen. Nach dem Abitur am Heilbronner Robert-Mayer-Gymnasium und einigen Praktika studierte sie in Bamberg Diplomgermanistik mit Schwerpunkt Journalismus und Nebenfach Anglistik, verbrachte zwei Semester in South Carolina (USA) und zog danach nach Lindau für eine multimediale Ausbildung am Vorarlberger Medienhaus. Seit 2005 ist sie als Freie Journalistin tätig, vornehmlich für die Heilbronner Stimme, aber auch für Verbände und Sozialunternehmen. In ihrer Freizeit widmet sie sich ihrem Shi-Tsu-Mix-Hund Manni und singt im Chorteam 2000.

 

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