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Heilbronner Gefängnismitarbeiter fliegt als Schmuggler auf

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Nach Informationen der Heilbronner Stimme hat ein Vollzugsbeamter heimlich Drogen und Handys in den Heilbronner Knast geschleust. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft.

Von Helmut Buchholz und Heike Kinkopf

Ein 37 Jahre alter Mann, der als Vollzugsbeamter im Heilbronner Gefängnis arbeitet, steht nach Stimme-Informationen im Verdacht, einem offensichtlich gut organisierten Schmugglerring anzugehören. Der Beamte sitzt nun in Untersuchungshaft und mit ihm einige weitere Verdächtige.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch. Die Vorwürfe lauten: Bestechlichkeit und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Kriminalpolizei geht dem Verdacht nach.

Häftling packt aus

Im April wurde die Sache ruchbar. Den Fall ins Rollen brachte offenbar ein Häftling, der sich bei der Stimme meldete, weil er glaubte, dass die Gefängnisleitung "alles unter den Teppich kehren will". Der 31-Jährige berichtet, dass es unter den Häftlingen ein offenes Geheimnis sei, dass der Justizvollzugsbeamte gegen Geld und auf Bestellung Handys, Drogen und Testosteron hinter Gittern schmuggele.

Der 31-Jährige sagt, dass auch er über den Beamten an ein Mobiltelefon kommen wollte. "Vereinbart war, dass ich dem Beamten über meine Familie ein Päckchen zu ihm nach Hause schicken lasse, mit dem Handy für mich und 300 Euro für ihn in einem Umschlag." Das Geld habe der Justizvollzugsbeamte behalten, das Handy jedoch nie ausgehändigt. Darum habe sich der 31-Jährige nach eigenen Angaben entschlossen, den Beamten zu verraten. Er habe den Gefängnisleiter Hans-Hartwig Dickemann informiert. Auf eine Anfrage dieser Zeitung reagiert Dickemann nicht.

Beliebte Ersatzdroge

Der verdächtige Justizvollzugsbeamte soll von "mehreren Gruppierungen" im Heilbronner Gefängnis Geld erhalten, so der Stimme-Informant. "Monatlich 1500 Euro von den Kurden." Auch an die Albaner würde der Mitarbeiter seine Dienste verkaufen.

Bei den Betäubungsmitteln soll es sich vor allem um die Ersatzdroge Subutex handeln. Die Substanz gilt bei vielen Gefängnisinsassen als beliebt. Häftlinge nahmen die Bestellungen ihrer Mitgefangenen entgegen und verteilten auch die Ware, die der 37-Jährige zuvor ins Gefängnis schleuste. Diese Häftlinge standen in Kontakt mit Personen außerhalb der Justizvollzugsanstalt. Diese wiederum übergaben dem Vollzugsbeamten die Dinge zum Transport. Die Ermittlungen richten sich deshalb auch gegen weitere Personen, darunter Inhaftierte, ehemalige Strafgefangene sowie Verdächtige aus deren Umfeld.

Am Arbeitsplatz klicken die Handschellen

Der Vollzugsbedienstete wurde am Donnerstag auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz festgenommen. Die Polizei beschlagnahmte dabei eine vorbestellte Lieferung. Außerdem nahmen die Ermittler drei Kontaktpersonen des Mannes fest. Die Tatverdächtigen wurden am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Jetzt sitzen sie in Untersuchungshaft. Die Polizei durchsuchte außerdem die Wohnungen der Beteiligten. Sie fanden weitere Beweismittel, darunter weitere Betäubungsmittel.

Das Justizministerium Baden-Württemberg hält sich mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen mit einer Stellungnahme zurück. Der vorliegende Verdachtsfall gegen einen Bediensteten ist dem Ministerium zufolge landesweit der zweite in diesem Jahr. In den Jahren 2013 bis 2017 habe es keine derartigen Vorkommnisse gegeben.

JVA mit durchschnittlich 320 Männern belegt 

Das Gefängnis an der Steinstraße in Heilbronn war vergangenes Jahr mit durchschnittlich 320 Männern belegt. Die Vollzugsanstalt verfügt laut Website über eine eigene Küche, Metzgerei und Bäckerei. Von einem Teil ihres Lohns können Gefangene zwei Mal im Monat zusätzlich Nahrungsmittel, Schreibmaterial oder Tabak und Zigaretten kaufen. Im sogenannten Werkhof gibt es rund 300 Arbeitsplätze in verschiedenen Betrieben. Weiter verfügt die Justizvollzugsanstalt über ein Wirtschaftsgebäude, eine Sporthalle und einen Sportplatz. Zur JVA gehört außerdem der Hohrainhof bei Talheim, eine landwirtschaftliche Außenstelle. In der JVA sind etwa 220 Mitarbeiter im Vollzugsdienst beschäftigt. 90 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen die Resozialisierung der Gefangenen. 

 

 

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