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Heilbronner Alpinzentrum wird zum Mekka für Kletter- und Boulderfans

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Die Heilbronner Sektion des Alpenvereins baut die Boulder- und Kletterfläche an ihrem Stammsitz massiv aus. Der Verein wächst rasant und schafft ein seltenes Kunststück: Jung und Alt gleichermaßen an sich zu binden. Wie macht er das?

Von Helmut Buchholz
Das Führungsteam an der neuen Außenboulderwand des Alpinzentrums (von links): Günter Geiger, Sektionssprecher Manfred Blatt, Geschäftsführer Thomas Pfäffle und Bernd Bührer.
Foto: Matthias Heibel
Das Führungsteam an der neuen Außenboulderwand des Alpinzentrums (von links): Günter Geiger, Sektionssprecher Manfred Blatt, Geschäftsführer Thomas Pfäffle und Bernd Bührer. Foto: Matthias Heibel  Foto: Heibel, Matthias

Es sind die Griffe und wie sie gesteckt sind, was Birke Wolf in der neuen Boulderhalle des Heilbronner Alpinzentrums gefällt. Das Klettern an Wänden ohne Seil und Gurt bis in zirka 4,50 Meter Höhe fasziniert die 34-Jährige. Bouldern ist ein Gemeinschaftserlebnis.

Birke Wolf lebt in Nürnberg, ist bei den Schwiegereltern zu Besuch und nun mit der Familie zum Bouldern in die neue Halle der Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins gekommen. "Es erinnert mich an die Kindheit, als wir auf Bäume geklettert sind", erklärt sie die Attraktivität des Trendsports. "Man hat kleine Erfolge, wenn man oben ankommt, kann seine Grenzen überwinden und sich Tricks von anderen abschauen." Viele sagen sogar, Bouldern macht glücklich und zufrieden.

Vergleichbare Hallen gibt es erst wieder in Stuttgart oder Heidelberg

Birke Wolf ist nur eine von vielen. Bouldern boomt. Indoor-Klettern mit Seil auch. Die Sportart ist sogar olympisch. Und das Heilbronner Alpinzentrum reitet gerade flott mit auf dieser Welle. Die neue Außenwand an der Boulderhalle ist gerade fertig geworden. Der 16 Meter hohe Kletterturm auf dem Außenbereich des Alpinzentrums mit seinen 70 Routen steht Kraxlern schon seit September 2018 zur Verfügung. Hinzu kommt die neue Geschäftsstelle und die neue Gaststätte, die Alpenstube, die Ende des Jahres im alten E-Werk der EnBW fertig werden soll, wo zurzeit auch die vierte 18,5 hohe Meter Wand in der Indoor-Kletterarena entsteht.

Etwa 3,5 Millionen Euro netto investiert die Sektion. Der DAV steigt mit dem erweiterten Angebot in die obere Liga der Branche auf. Vergleichbare Hallen und Wandflächen gibt es erst wieder in Stuttgart oder Heidelberg. Die Adresse in der Lichtenberger Straße 17 im Heilbronner Industriegebiet ist schon lange kein Geheimtipp mehr. "Hier könnte die Nationalmannschaft trainieren, wir sind außerdem Leistungszentrum in Nordwürttemberg", erklärt Geschäftsführer Thomas Pfäffle durchaus mit Stolz in der Stimme.

Der Kletterturm auf dem Außengelände des Alpinzentrums ist rund 16 Meter hoch. Kraxler können aus 70 Routen wählen. 
Foto: Matthias Heibel
Der Kletterturm auf dem Außengelände des Alpinzentrums ist rund 16 Meter hoch. Kraxler können aus 70 Routen wählen. Foto: Matthias Heibel  Foto: Heibel, Matthias

An Spitzentagen kommen bis zu 500 Besucher 

Der Aufstieg in die Kletteroberklasse hat System. "Wir wollen den Verein zukunftsfähig machen", sagt Sektionssprecher Manfred Blatt. "Da müssen wir besonders die Jugend an uns binden." Dass das Bouldern im Speziellen und das Klettern im Allgemeinen derartige Wachstumsraten hat, war vor 15 Jahren noch nicht so abzusehen, spielt der Sektion aber voll in die Karten. Das zeigt sich an den Mitglieder- und Besucherzahlen. An Spitzentagen kamen pro Tag bisher bis zu 500 Besucher in die Kletterarena.

Mit der Boulderhalle wird der Verein weitere Höhen erklimmen. Ende 2018 hatte der Heilbronner DAV 14.000 Mitglieder. "Wir hoffen, dass wir die 15.000-Marke Ende 2019 überschreiten", prognostiziert Vorstandssprecher Bernd Bührer. Die Kletterwände spielen dabei eine wichtige Rolle. "Wer bei uns Mitglied wird, erhält einen Preisvorteil für die Benutzung", sagt Bührer.

Per App kann man sich mit den Besten der Welt messen

Wenn das neue Alpinzentrum fertig ist, hat die Sektion ein breites Angebot für die ganze Familie, inklusive Fitnessraum und Sauna. "Hier kann man den ganzen Tag verbringen, Kindergeburtstage feiern", freut sich Geschäftsführer Thomas Pfäffle. Dabei zieht das Klettern nicht nur den Nachwuchs an, sondern auch erfahrenere Semester. Ab 67 Jahren darf das Sektionsmitglied kostenlos alle Kletterangebote im Alpinzentrum nutzen.

Drei von der neuen Geschäftsstelle (von links): Silvia Belschner-Weinreuter, Margit Walter und Felix Hofacker. 
Foto: Matthias Heibel
Drei von der neuen Geschäftsstelle (von links): Silvia Belschner-Weinreuter, Margit Walter und Felix Hofacker. Foto: Matthias Heibel  Foto: Heibel, Matthias

Sektionssprecher Manfred Blatt ist 69 Jahre alt und einer dieser Zielgruppe, die in diesem Alter mit dem Bouldern anfangen: "Ein Freund hat mich mal mitgeschleppt, ich habe es ausprobiert - und es macht einfach Spaß." Opa-Enkel-Klettern kommt in Mode. Ja sogar Hightech-Klettern mit Smartphone-App und Lichtdioden an bestimmten Griffen ist möglich. So kann man sich mit den Besten auf der Welt messen.

Kein Zweifel: Die Alpenvereine, speziell der Heilbronner, sind auf dem Weg, ein Kunststück zu vollbringen, das vielen anderen Institutionen misslingt: Jung und Alt gleichermaßen anzusprechen und zu binden. "Der Alpenverein hat den Imagewandel geschafft", konstatiert Manfred Blatt. Aus dem "früheren Knickerbockerverein" ist ein moderner Club für Berg-, Natur- und Sportbegeisterte geworden.

 
 
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