Heilbronn zählt nicht mehr zu den stauträchtigsten Städten
In welchen Städten stehen Autofahrer am längsten im Stau? Der Verkehrsdatenanbieter Inrix hat die Stauzeiten bundesweit verglichen. Heilbronn taucht nicht mehr unter den Top Ten auf - und das soll laut Stadtverwaltung auch so bleiben.

Um Verkehrsstaus zu vermeiden, verzichtet die Stadt Heilbronn während der Zeit der Bundesgartenschau von April bis Oktober auf geplante Großbaustellen. Im Hauptnetz habe man dies ganz bewusst vermieden, stellte Christiane Ehrhardt am Dienstag auf Anfrage fest, die Leiterin des Amts für Straßenwesen. Auch von der sechsspurigen Verkehrsführung auf der A 6 erhoffen sich die Planer, dass der Verkehr auf der Autobahn rollen wird.
Verkehrsdatenanbieter Inrix hat gestern eine neue Staudaten-Analyse für das Jahr 2018 veröffentlicht. Darin ist Heilbronn bundesweit nicht mehr unter den Top Ten der stauträchtigsten Städte vertreten. Im Jahr davor belegte Heilbronn noch Rang 7, im Jahr 2016 sogar Rang 2.

Nach den Daten von Inrix verlieren Autofahrer in deutschen Städten jedes Jahr viele Stunden auf überfüllten Straßen. Die meiste Geduld brauchen nach den Berechnungen von Inrix die Berliner. Sie büßten 2018 im Schnitt 154 Stunden ein durch dichten Verkehr und Stau, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Leidgeprüft sind auch Münchner und Hamburger, die 140 beziehungsweise 139 Stunden einbüßten. Deutsche Städte stehen aber noch recht gut da: Metropolen wie Rom, Paris, London und Moskau liegen deutlich über 200 Stunden.
Entlastung: Viele Baustellen vor der Buga sind bereits beendet
Erfreulich ist die Entwicklung in Heilbronn für Straßenamtsleiterin Christiane Ehrhardt. Dass Heilbronn sich im Vergleich der Städte bei den Stauzahlen deutlich verbessert habe, kann ihrer Einschätzung nach an der Fertigstellung vieler Baustellen auch für die Bundesgartenschau liegen. Das soll auch während der Buga möglichst so bleiben. Die Stadt hat nach Angaben von Ehrhardt bewusst auf geplante Großprojekte im Hauptstraßennetz verzichtet.
Als Heilbronn noch auf Rang 2 landete, hatte die Stadt sich gewehrt und gemutmaßt, dies könne nur daran liegen, dass Inrix offenbar auch Staus auf direkt anliegenden Autobahnen wie der A6 einbeziehe. Auf Nachfrage hat der Verkehrsdatenanbieter eingeräumt, dass man nicht Stadtgrenzen als Kenngröße erfasse, sondern „Verkehrsgrenzen“. Mit der neuen Datenerhebung 2018 hat das Unternehmen auch gleich klargestellt, dass es im Vergleich zu früher etwas veränderte Parameter herangezogen hat. Neben Staus wurde auch zähfließender Verkehr erfasst – was die Gesamtzahl an Staustunden erhöhte, allerdings in allen erfassten Städten.
Was man über die Verkehrsanalysen von Intrix wissen muss
Inrix verkauft Verkehrsanalysen und Dienstleistungen für vernetzte Autos an Verwaltungen und Unternehmen. Je größer die Stau-Probleme erscheinen, desto besser sind seine Geschäftsaussichten. Nach den aktuellen Daten ist die Belastung in den zehn am dichtesten befahrenen Städten Deutschlands 2018 aber durchweg gesunken.
Zu Staus gibt es unterschiedliche Statistiken. Der Autofahrerverein ADAC etwa untersucht die Staulängen auf Autobahnen. Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ist demnach am stärksten belastet. Inrix dagegen hat Städte im Blick und dort alle Straßen. Die Daten kommen unter anderem von Autoherstellern und Verkehrsbehörden. Verglichen wird die durchschnittliche Fahrtdauer mit der schnellstmöglichen Verbindung.
Autofahrer in Leipzig und Stuttgart hätten demnach im Vorjahr 108 Stunden sparen können, wenn ihre Straßen frei gewesen wären. In Nürnberg und Frankfurt waren es 107 Stunden. Auch entlang des Rheins brauchen Fahrer gute Nerven: Bonn (104 Stunden), Düsseldorf (100) und Köln (99) belegen die Plätze acht bis zehn der Rangliste.
Im Vergleich von 200 Städten weltweit liegt Berlin auf Platz 40, München und Hamburg auf den Plätzen 58 und 60. Dabei ist die Auswahl durch Inrix höchst unterschiedlich: Neben Ballungsräumen wie Mexiko-Stadt stehen auch beschaulichere Städte wie Bordeaux auf der Liste. Welche die staureichste Stadt Deutschlands ist, ändert sich nach der Erhebung häufig. In den vergangenen Jahren standen auch München, Stuttgart und Köln vorn. Das hänge besonders von Baustellen ab, hieß es zur Erklärung. Anders als in den Vorjahren wurde für 2018 nicht nur die Zeit erfasst, die Autofahrer im Stau verbrachten, sondern auch die Zeit in zähfließendem Verkehr. Dadurch erhöhte sich der durchschnittliche Zeitverlust gegenüber 2017. Auf vergleichbarer Basis gerechnet sei die Belastung aber gesunken, betonte das Unternehmen.