Gymnasium ist und bleibt für viele das Ziel
Die Frist für die Anmeldung an den weiterführenden Schulen endete vor einigen Tagen. Es zeichnen sich Trends ab, die Herausforderungen mit sich bringen.

Die Tendenz scheint sich im kommenden Schuljahr fortzusetzen: Für viele Eltern und ihre Kinder ist das Gymnasium die weiterführende Schule. Vor kurzem endete die Anmeldefrist für die angehenden Fünftklässler. Wir haben uns bei einigen Bildungseinrichtungen umgehört.
Bisher war das Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) in Neckarsulm in der Regel vierzügig. Im aktuellen Schuljahr sind es allerdings schon fünf fünfte Klassen. Die künftigen Neulinge setzen im Herbst noch eins drauf: "Wir gehen davon aus, dass wir sechszügig werden", sagt Oberstudiendirektor Marco Haaf, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Gräbt seine Schule den Gymnasien in der Umgebung das Wasser ab? Das verneint der Schulchef, der die Direktoren in der Region als Sprecher vertritt. "Sie sind ja auch stabil."
ASG Neckarsulm hat Herausforderungen
Haaf gibt einen anderen Grund an: Ein Teil der Kinder mit einer Empfehlung fürs Gymnasium gehe üblicherweise an eine Realschule - doch dieser Teil werde kleiner, glaubt Haaf. "Es gibt einen Trend hin zum Gymnasium." Für das laufende Schuljahr hatten sich 44 Prozent der rund 92.000 Neu-Fünfer im Land für ein Gymnasium entschieden. Bei nur noch 5,7 Prozent liegt dagegen der Anteil der Haupt- und Werkrealschulen.
Haaf freut sich zwar über die Beliebtheit seiner Schule. Doch sie birgt Herausforderungen: "Es geht nun darum, die Lehrerversorgung sicherzustellen." Ebenso die Versorgung mit Essen. Die Mensa des ASG hat 120 Sitzplätze. "Schon jetzt haben wir bis zu 400 Essen am Tag."
Dass weniger Kinder auf eine Werkrealschule wechseln, davon berichtet auch Monika Germann. Die Rektorin der Lauffener Hölderlin-Realschule hat während der Anmeldefrist "enorm viele Anmeldungen mit einer Empfehlung für die Werkrealschule bekommen. Das war in dem Ausmaß bisher nicht so." Ganz wohl ist ihr nicht dabei. "In Klasse fünf und sechs werden bei uns in Geo und Kunst alle Kinder bilingual unterrichtet. Das könnte für einige schwierig werden."
So sieht es an Realschulen aus
Immerhin rund ein Viertel der künftigen knapp 80 Fünfer der Hölderlin-Realschule hat keine Empfehlung für diese Schulart. Zudem sind es grundsätzlich weniger Anmeldungen als in den Vorjahren. Drei fünfte Klassen werden wohl gebildet. Monika Germann: "Darüber bin ich nicht traurig. Aber nächstes Mal wären wir gern wieder vierzügig." Die Rektorin bedauert, dass es pandemiebedingt erneut keine Tage der offenen Tür gab, bei denen die Schulen die Eltern niederschwellig und umfangreich hätten informieren und beraten können.
Nicole Schluchter leitet die Otto-Klenert-Schule in Bad Friedrichshall, die aus Werkrealschule und Realschule besteht. Die Rektorin spricht von Zahlen, die "in etwa so stabil sind wie in den Vorjahren". Stand jetzt werden drei Realschulklassen und eine Werkrealschulklasse gebildet. Vielleicht läuft es in der Werkrealschule aber auch wie im aktuellen Fünfer-Jahrgang: Nach der Anmeldefrist ging die Rektorin auch von nur einer fünften Klasse aus, und "dann kamen noch ein paar Nachmeldungen, und es wurden doch noch zwei". Rita Eichmann von der Weinsberger Weibertreuschule bilanziert: "Wir haben unser Ziel erreicht." Stand jetzt hat sie 37 Anmeldungen für den Realschul- und 20 für den Werkrealschulzweig. Auch sie geht davon aus, dass noch Nachzügler kommen. Der Infofluss sei nicht so gut, und auch Rita Eichmann bedauert, dass wieder keine Präsenz-Infotage möglich waren. "Die direkte Begegnung fehlt. Mit Online-Formaten erreicht man nicht alle."
Gemminger Gemeinschaftsschule ist ein Erfolgsmodell
Christian Mair, Rektor der Gemeinschaftsschule in Gemmingen freut sich, dass es zum zweiten Mal in Folge drei fünfte Klassen geben wird. "Vorher waren wir zweizügig." Außerdem erfreulich: Prozentual habe das Niveau, auf dem die Gemeinschaftsschüler jeweils lernen, zugenommen. Für das Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen, eine G9-Schule, bilanziert Leiter Frank Schuhmacher: "Wir liegen bei den künftigen Fünftklässlern etwas höher als im laufenden Schuljahr." Zum Schuljahr 2021/22 wurden 187 Fünftklässler angemeldet. Voraussichtlich werde es auch im kommenden Herbst wieder sieben Eingangsklassen geben. "Weit unter zehn Prozent" kämen ohne Gymnasial-Empfehlung.
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