Großübung unterm Heilbronner Schweinsberg: Hunde nehmen im Trümmerfeld Witterung auf
Die Rettungshundestaffel Unterland, Feuerwehr, THW und ASB proben den Ernstfall. Das "Drehbuch" für die Großübung sieht nach einem überraschenden Unwetter elf Vermisste vor - Brände und herabstürzende Gebäudeteile inklusive. Nicht nur für die Suchhunde ein herausfordernder Einsatz.

Debbie bellt und bellt. Der Golden Retriever hat Witterung aufgenommen. Hat er den Verschütteten entdeckt? Nach dieser ersten Anzeige wird zur Bestätigung Tala geholt, ein Labradormädchen, ebenso wendig und geschmeidig. Und tatsächlich, auch sie schlägt an derselben Stelle im Trümmerfeld an. Die beiden Vierbeiner gehören zur Rettungshundestaffel (RHS) Unterland, die am Samstagnachmittag bei einer Großübung mit der Feuerwehr Heilbronn, dem Technischen Hilfswerk und der Bevölkerungsschutz-Gruppe des Arbeiter-Samariter-Bunds Heilbronn-Franken den Ernstfall probt.
Drehbuch: Vermisste nach Unwetter
"In dieser Größe passiert das nicht jedes Jahr", sagt RHS-Staffelleiter Walter Baer. Er schlüpft für das "Drehbuch" in die Rolle des Steinbruchbesitzers, dessen Besuchergruppe von einem Unwetter überrascht wird. Elf Teilnehmer werden vermisst - auf dem Trümmerfeld am Übungsgelände der RHS, im Steinbruch sowie im Waldstück dazwischen. Ein Blitzeinschlag verursacht kleinere Brände, sodass mehrere Gebäudeteile einstürzen: Das ist das Ausgangsszenario für die Einsatzkräfte.
Staubexplosionen mit Feuerball

Das THW sorgt mit Nebelmaschinen und pyrotechnischen Effekten, wie Staubexplosionen, die einen Feuerball produzieren, für eine realitätsnahe Schadenslage, wie der Sprengberechtigte des Ortsverbands erklärt.
Es muss gelöscht werden. Das übernimmt die Feuerwehr, die mit zwei Fahrzeugen anrückt. Schnell ist die erste Schlauchleitung gelegt: "Wasser marsch!" Das zweite HLF20/16-2 versorgt über eine weitere Leitung das erste mit Wassernachschub, denn an der Einsatzstelle unterm Schweinsberg kann kein Wasser angezapft werden.
Überblick aus der Luft mit der Drohne
Rolf Kohl von der Feuerwehr hat die Einsatzleitung. Er stimmt mit dem Rettungsdienst ab, was zu tun ist. Das Dutzend Helfer packt das Material aus dem Gerätewagen aus, entfaltet die Tragen, baut einen Sichtungsbock auf, auf dem die Opfer untersucht und je nach Schwere der Verletzung kategorisiert werden. Ein ASB-Helfer lässt die Drohne steigen, so dass das Trümmerfeld auch aus der Luft im Blickfeld ist. Schließlich treffen Hundeführer und Tiere, die am Hochschul-Parkplatz in die Einsatzfahrzeuge umgestiegen sind, am RHS-Sitz in den Weinbergen ein.

Der THW-Nachwuchs und RHS-Leute, die die Vermissten geben, haben sich in ihre "Verstecke" begeben. Für Luca (14) ist das eine Premiere. Aufgeregt ist er nicht, "ich weiß ja, was auf mich zukommt". Er schlüpft in eines der Betonrohre auf dem Trümmerfeld, auf dem die Nebelmaschine immer noch Qualm produzieren, den der wechselhafte Wind anfacht.
Woher kommt der Wind?
So kann der Hundeführer leicht die Windrichtung erkennen und sein Tier "in den Wind schicken", damit dieser Witterung aufnehmen kann, wie Anja Wagner, dritte Vorsitzende des RHS-Vereins, erklärt. "Die Hunde haben einfach nur Spaß. Der Ernst der Situation ist ihnen nicht bewusst", ergänzt Wagner. Etwa eine halbe Stunde könne das Tier nach einem Opfer suchen, dann verklebe die Nase, und es brauche eine 20-minütige Pause, sagt Walter Baer. Die Hitze setzt den Hunden zu. "Das geht ganz arg auf die Kondition", weiß Wagner. Kai Weeber belohnt Debbie für die erfolgreiche Suche mit einem Leckerli. Manchmal gibt es auch ein Spielzeug.
Einsatzkräfte ziehen Luca vorsichtig aus dem Betonrohr. Jetzt wird er stabilisiert und auf dem Rettungsbrett dem ASB übergeben, der die Verletztenanhängerkarte erstellt. "Es war ein bisschen dunkel und ein bisschen eng", schildert Luca seinen Eindruck.
Einsatzgebiet
Einschließlich der Anwärter hat die Rettungshundestaffel Unterland, die älteste privatrechtlich organisierte Staffel in Deutschland, rund 40 Aktive. Sie verfügt über 18 zertifizierte Teams. Der Zuständigkeitsgebiet umfasst den Stadt- und Landkreis Heilbronn, die Kreise Hohenlohe, Schwäbisch-Hall, Main-Tauber, Neckar-Odenwald, Rhein-Neckar, Ludwigsburg und Rems Murr.


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