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Gratisparken: Geschenk mit Nebenwirkungen für Kirchheim

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Der Verband Region Stuttgart will Pendlerparkplätze an der Tarifgrenze in Kirchheim pachten und kostenlos anbieten. Die Gemeinde reagiert reserviert.

Von Alexander Hettich
Autos am P+R-Platz beim Kirchheimer Bahnhof: Der Ort ist bei Pendlern aus der Region Heilbronn beliebt, die dann weiter Richtung Stuttgart fahren. Foto: Archiv/Hettich
Autos am P+R-Platz beim Kirchheimer Bahnhof: Der Ort ist bei Pendlern aus der Region Heilbronn beliebt, die dann weiter Richtung Stuttgart fahren. Foto: Archiv/Hettich  Foto: Hettich

Die Gemeinde Kirchheim am Neckar streicht Pacht ein, Pendler parken kostenlos am Bahnhof, der Umstieg auf die Schiene wird attraktiver: Alle gewinnen, könnte man meinen. Die Euphorie in Kirchheim hält sich aber in Grenzen.

Teil der Stuttgarter Park-and-Ride-Offensive

Der Verband Region Stuttgart will im Rahmen seiner Park-and-Ride-Offensive die Anlage am Kirchheimer Bahnhof pachten und Pendlern ermöglichen, ihr Auto dort kostenlos abzustellen. Derzeit liegen die Tarife zwischen 1,50 Euro pro Stunde und 80 Euro im Jahr. Die Kommune bekäme 180 Euro pro Stellplatz und Jahr - ein lukratives Angebot, das in Kirchheim allerdings auch Sorgen schürt. So hat sich der Gemeinderat zwar grundsätzlich aufgeschlossen gezeigt, will aber eine Probephase, anstatt die Plätze wie vom Verband angestrebt gleich für 20 Jahre zu verpachten.

Dahinter steckt die Sorge, dass sich die ohnehin beträchtliche Sogwirkung Kirchheims als Drehscheibe für Umsteiger noch verstärken wird. Auch Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), sieht Kirchheim in einer Sondersituation, die der 6000-Einwohner-Ort mit anderen Bahnhaltestellen an Verbundgrenzen teilt. "In solchen Konstellationen schafft man mehr Verkehr", ist Lieb überzeugt. Für Pendler werde es attraktiver, etwa mit dem Auto aus dem südlichen Landkreis Heilbronn nach Kirchheim zu fahren und dann in den Zug nach Stuttgart umzusteigen, anstatt vielleicht gleich die komplette Strecke mit Bahn und Bus zu absolvieren. Dieser Effekt wird sich zum 1. April verstärken.

Mehr zum Thema: Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart plant eine Großreform. Aus 52 Zonen sollen fünf Ringe werden. Viele Fahrten würden günstiger, auch für Bus- und Bahnfahrer aus dem Raum Heilbronn

 

VVS-Tarifreform wird Sogwirkung verstärken

Dann greift die größte Tarifreform in der Geschichte des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Viele Pendler fahren dann günstiger. Ein Monatsticket von Kirchheim in die Landeshauptstadt wird noch 139,17 Euro kosten statt bisher 163,33 Euro. Das könnte mehr Umsteiger bringen - und noch mehr Autos nach Kirchheim, das vor allem entlang der Hauptachse B 27 täglich im Verkehr erstickt.

Die Karten würden neu gemischt, wenn Lauffen dem VVS beiträte. Die Stadt liebäugelt seit langem mit einer Doppelmitgliedschaft im Stuttgarter Verbund und im Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV). Gespräche laufen, spruchreif ist klaut einer VVS-Sprecherin nichts. Sollte es zur Einigung kommen, wäre Lauffen für Stuttgart-Pendler der Außenposten im VVS-Land - und ein Teil der Park-and-Ride-Debatte würde sich nach Norden verlagern.

 

 

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