Gipsbergwerk Haßmersheim soll reaktiviert werden
Die Energiewende macht's möglich: Der Rohstoffkonzern Heidelberg Materials will den Abbau in der seit 2003 ruhenden Grube wieder aufnehmen.

Gerade mal acht Jahre lang war die Grube Hassmersheim bislang in Betrieb. Seit 2003 ruht der Abbau. Aber nicht mehr lange, wenn es nach den Plänen von Heidelberg Materials geht: Der börsennotierte Rohstoffkonzern möchte das Bergwerk wieder hochfahren. Dazu hatte er am Dienstag die Bevölkerung von Haßmersheim und Umgebung zu einer Informationsveranstaltung in die Sport- und Festhalle eingeladen. Und etwa 100 Zuhörer waren gekommen.
Zugang zum Bergwerk in Haßmersheim über einen bestehenden Stollen
Viel von dem künftigen Betrieb werden die Anlieger kaum mitbekommen, berichtete ihnen Projektleiter Jens Reimer: Abgebaut wird eine sechs bis neun Meter dicke Gipsschicht in 100 bis 160 Meter Tiefe. In die Grube gelangen die Bergleute und Arbeitsgeräte über einen Stollen, der bereits seit langem existiert – er verbindet die Schiffsanlegestelle, zwischen Haßmersheim und Neckarmühlbach gelegen, mit dem Steinbruch von Haßmersheim, der ebenfalls dem Rohstoffkonzern gehört.
Gegenwärtig wird über diesen gut einen Kilometer langen Gang allerdings Getreide transportiert – ein Mühlenbetrieb hat dazu Silos im Steinbruch angemietet und nutzt die Anlegestelle, um es zu verschiffen, erklärt eine Heidelberg-Mitarbeiter.
Von diesem Stollen aus wurde von 1995 bis 2003 bereits ein Gipsbergwerk betrieben. Diese Gänge sollen nun wieder geöffnet und weiter ausgebaut werden. Etwa 40 Prozent des Gesteins könne dem Berg entnommen werden. Der Rest muss stehenbleiben, damit die Stollen nicht einbrechen.
Abbaumenge von 860.000 Tonnen pro Jahr – Vorräte reichen für 60 Jahre
Starten soll der Abbau 2026, erläuterte Reimer. Alleine das Südfeld habe ausreichend Rohstoff für 30 Jahre bei einer vorgesehenen Abbaumenge von 860.000 Tonnen pro Jahr. Von ihnen werden etwa 600.000 Tonnen als Gips genutzt, der Rest werde abgetrennt und zur Verfüllung stillgelegter Stollen verwendet. Wenn das Südfeld abgebaut ist, soll es im Nordfeld weitergehen. Auch dort lagern Vorräte für etwa 30 Jahre Betrieb, berichtete Reimer.
Dass das Unternehmen das Bergwerk wieder auffährt, liegt vor allem an der Energiewende, erläuterte der Projektleiter: Momentan verwenden die deutschen Hersteller von Gipskartonplatten als Ausgangsmetrial Gips, der bei der Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken anfällt. Mit dem Kohleausstieg ist damit in absehbarer Zeit Schluss und es müssen anderen Quellen erschlossen werden. Die Schichten westlich von Haßmersheim seien dafür bestens geeignet. "Wir sind froh, dass wir hier eine so gute Lagerstätte haben", sagte Reimer. "Der Abbau macht auch Sinn, um sich nicht so abhängig vom Ausland zu machen." Außerdem entstehen mehr als 30 Arbeitsplätze in dem neuen Bergwerk.
Wenig zusätzlicher Lkw-Verkehr für Haßmersheim
Nur wenige zusätzliche Lastwagen werden durch den Betrieb zusätzlich Haßmersheim ansteuern, berichtete der Projektleiter weiter: etwa zwei innerhalb von drei Stunden, also etwa sechs in einer Schicht. Zunächst muss nun der sogenannte Rahmenbetriebsplan genehmigt werden. Eine Bürgerbeteiligung sei dabei gar nicht mal vorgesehen. Heidelberg Materials wolle aber von Anfang an für Transparenz sorgen. Und so ballten sich nach dem 15-minütigen Vortrag die Menschen an den vier Infoständen, um sich über Geologie, Abbau, Naturschutz und Verwendung zu informieren. Und über die Grube Obrigheim. Denn die baut ebenfalls in jenen Schichten ab - wenn auch Anhydrit und nicht Gips.