Genossenschaftskellerei Heilbronn trotz allgemeiner Krise optimistisch
Der Umsatz der Genossenschaftskellerei Heilbronn blieb 2022 stabil – vor allem durch Preiserhöhungen. Mit neuen Produkten will man der Krise am Weinmarkt trotzen und weiter punkten.

Die bundesweit größte Weingärtnergenossenschaft mit eigenen Trauben trotzt der allgemeinen Branchenkrise. Pünktlich zum Weindorf und zur bevorstehenden Traubenlese legte die Führungsspitze der Genossenschaftskellerei Heilbronn - namentlich Justin Kircher, Daniel Drautz und Rainer Weber - am Montagabend auf ihrer Mitgliederversammlung und zuvor auf einer Pressekonferenz einen stabilen Geschäftsbericht für 2022 vor, tippte das laufende Jahr an und wagte Prognosen für den Jahrgang 2023.
Ausblick auf die Traubenlese
Dank guter Blüte und ausgiebigem Sommerregen dürfte die Menge beim 2023er Jahrgang mit 120 bis 140 Kilogramm pro Ar zehn bis 20 Prozent über dem Vorjahr liegen. Gleichzeitig bestehe wegen praller Trauben gerade bei kompakten Sorten aber eine gewisse Fäulnisgefahr. Diese Woche sei eigentlich nur die Lese für Federweißen vorgesehen. "Nächste Woche aber geht es mit der Burgunderfamilie richtig los", sagte Arne Maier, der die Kellerführung Ende des Jahres nach seinem 27. Heilbronner Herbst an Tobias Zeller übergehen wird.
Weinmarkt gewaltig unter Druck
Die Stimmung unter den Winzern ist trotz guter Ernteaussichten und idealem Herbstwetter schon lange getrübt. So sackte der Gesamtabsatz von Wein 2022 bundesweit um acht Prozent ein, der von deutschen gar um 11,4 Prozent. Der Jahresverbrauch sank um rund eine Flasche pro Kopf. Und: Im laufenden Jahr sieht es angesichts von Inflation und Kaufzurückhaltung nicht besser aus. Heilbronn dagegen habe 2022 mit einem Weinabsatz von 8,81 Millionen Liter nur 3,67 Prozent verloren, beim Umsatz (insgesamt 29,74 Millionen Euro) sogar nur 1,1 Prozent: dies vor allem durch Preiserhöhungen um acht bis zehn Prozent, die allerdings die seit dem Ukrainekrieg sprunghaft gestiegenen Kosten etwa für Energie und Flaschen nicht auffangen konnten.
So sei der Durchschnittserlös nur von 3,24 auf 3,38 Euro pro Liter gestiegen. Bei den Auszahlungsleistungen an die 1400 Mitglieder, also beim Traubengeld, musste man sogar Abstriche machen. Hier liege der Basispreis mit 0,78 Euro pro Kilogramm zwei Cent über dem Vorjahr, wobei es je nach Erntemenge naturgemäß Schwankungen gebe, wie Kircher betonte.
Wo der Wein gut läuft
Wie fast alle Betriebe habe man nach einem gewissen Hoch zur Corona-Zeit im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verloren. Positiv hätten sich andere Absatzwege entwickelt, also Fachhandel, Gastronomie, Vereine, Feste und gegen alle Erwartung auch Firmen.
Trotz der schwierigen Marktlage zeigen sich Drautz, Kircher und Weber demonstrativ optimistisch und blicken nach eigenen Angaben "innovativ nach vorne". "Besonders stolz" seien sie über den Sprung in den renommierten Weinführer Gault Millau, der den Betrieb als "sehr empfehlenswert" einstuft. Bei der Frühjahrsverkostung des Mundus-Vini-Wettbewerbs sei der "G zwei" aus Grantschen zum besten seiner Klasse gekürt worden. Und beim internationalen Wettbewerb "Best of Riesling" habe die WG gleich mehrfach punkten können.
Neue Produkte für neue Märkte
Gleichzeitig lasse man bei neuen Produkten nicht locker. So legte die Jungwinzergruppe Triebwerk zur Messe Prowein im Frühjahr einen sortenreinen Wein aus der besonders robusten Neuzüchtung Sauvitage vor. Regelrechte Renner seien die alkoholfreien Weine aus der Zero-Linie sowie Schorle-Mixgetränke, die inzwischen sogar bei Konzerten im Münchener Olympiastadion ausgeschenkt würden. Inzwischen exportiere man sogar in die Schweiz Wein. Auf dem Wachstumspfad wandle auch die eigene Rebschule, wo die Nachfrage nach pilzwiderstandsfähigen Sorten, kurz Piwis, ständig steige, wobei Schulleiter Wolfgang Keicher diese gar in Weinentwicklungsländer in Skandinavien exportiere.