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Verein Wissensstadt: Geeint gegen den Konkurrenzkampf in Heilbronn

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Der Heilbronner Verein Wissensstadt möchte die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen der Stadt erleichtern. Geschäftsführer Micha Andree berichtet von Zukunftsplänen, Hemmschwellen und Synergien in der Wissenschaft.

von Annika Heffter
In Heilbronn gibt es verschiedene Bildungswege und Institutionen. Wem etwa das Uni-Studium nicht gefällt, findet auch duale Angebote und umgekehrt.
Foto: Mugler
In Heilbronn gibt es verschiedene Bildungswege und Institutionen. Wem etwa das Uni-Studium nicht gefällt, findet auch duale Angebote und umgekehrt. Foto: Mugler  Foto: Mugler

Wenn sich verschiedene wissenschaftliche Institutionen an einem Standort ansiedeln, herrscht oft ein gewisses Konkurrenzdenken: Wer hat das größte und angesehenste Lehrangebot, die am besten ausgestatteten Labore und die meisten Studierenden?

Heilbronn deckt alle Arten höherer Bildung ab

Auch in Heilbronn gibt es sehr viele Bildungseinrichtungen. Seit rund einem Jahr agiert hier aber auch der Verein Wissensstadt, der sich unter anderem das Ziel gesetzt hat, die Zusammenarbeit zwischen den vielen Hochschulen und Instituten zu stärken. "Es gibt unglaublich viele Synergien zwischen den wissenschaftlichen Institutionen hier", sagt Micha Andree, der Geschäftsführer des Vereins. Und nicht nur das: Die Stadt decke alle Arten von höherer Bildung ab.

"Es gibt eine Universität, eine Hochschule, duale Bachelor- und Master-Angebote sowie die neue Programmierschule 42, die noch einmal eine andere Lernweise bietet", berichtet Andree. Damit sei, zumindest im Informatik-Bereich, für jeden etwas dabei. "Als IT-Standort ist Heilbronn einzigartig", sagt der Wissensstadt-Geschäftsführer.

Jede Einrichtung hat Schwerpunkte und eine bestimmte Ausstattung

Die Profile der Institutionen seien so unterschiedlich, dass sie sich gegenseitig nichts wegnehmen würden. Im Gegenteil: Die Vielfalt sei bereichernd. Wenn an einem bestimmten Thema zum Beispiel an der Hochschule geforscht würde und die Wissenschaftler wissen wollten, welche Anwendungsbereiche es für die theoretische Forschung gibt, könnten sie sich an Kollegen von der Dualen Hochschule wenden. Und ginge es dann letztendlich an die praktische Umsetzung eines Themas, könnte zum Beispiel die Coding School 42 hinzugezogen werden. Jede Einrichtung habe Expertise, Schwerpunkt-Bereiche und eine bestimmte Ausstattung, die so zum Erfolg aller ausgetauscht werden könnten.

"Der Verein bietet eine Plattform für Kommunikation, damit etwa die Hemmschwelle zum Kollegen aus einer anderen Institution leichter überwunden werden kann", erklärt Micha Andree. Dabei biete der Verein auch bestimmte Dienstleistungen an, um gemeinsame Projekte oder Events zu organisieren oder die technische Basis zu schaffen. "Zum anderen wollen wir den Menschen den Campus näherbringen und Heilbronn als Bildungsstandort, als Wissensstadt, nach außen tragen", sagt Andree.

Podcast-Projekt geplant

Neben gemeinsamen Veranstaltungen wie dem Studieninfo-Tag aller Hochschulen plant der Verein Wissensstadt für nächstes Jahr unter anderem ein Podcast-Projekt: Der Verein biete den Rahmen, ein Online-Portal, und die Partner sollten es mit Inhalt, also mit Podcasts, füllen. "Das hilft auch den Menschen in der Region zu sehen, was auf dem Bildungscampus alles passiert und erforscht wird", sagt Andree. Außerdem möchte der Verein im Frühjahr alle Einrichtungen an den Tisch holen, um über gemeinsame Forschungsprojekte zu reden.

 


Kommentar "Eigenbrötlerisch"

Jeder will der Beste sein, aber nur gemeinsam kann man Großes erreichen. Auch wenn dieser Spruch locker aus dem heutigen Adventskalender-Türchen stammen könnte, steckt doch Wahrheit darin. Heilbronn ist seit Anfang des Jahres Universitätsstadt, aber bei den Menschen in der Region ist davon noch nicht viel angekommen. Der Überblick fällt schwer: Allein auf dem Bildungscampus wimmelt es nur so von unterschiedlichen Einrichtungen. Und was in denen so geschieht, ist ebenfalls oft ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn jede Institution nur eigenbrötlerisch vor sich hin forscht und dann seine Ergebnisse veröffentlicht, reicht das nicht aus, um den Eindruck eines zusammengehörenden Bildungsstandorts zu vermitteln. Dabei kann der Verein Wissensstadt helfen. Immerhin sind alle wichtigen Akteure, die Hochschulen, die Institute und Akademien, die Stadt Heilbronn und etwa die Experimenta, Mitglieder in dem Verein. Sie scheinen den Kooperations-Bedarf also erkannt zu haben.

Das Studienangebot in Heilbronn geht noch stark in Richtung BWL und Informatik. Einerseits schränkt das die Forschungsgebiete ein, in denen Heilbronn brillieren kann. Andererseits ist das ein Vorteil: Dadurch, dass die Einrichtungen ganz unterschiedliche Lehr- und Forschungsformate haben, können sie sich theoretisch wunderbar ergänzen. Dafür müssten sie sich allerdings noch viel mehr miteinander austauschen und gegenseitig vertrauen, damit die Besten auch Großes erreichen können. Dann wird das gewollte Image vielleicht auch bei den Menschen in der Region ankommen: Heilbronn kann Bildung, Heilbronn ist Universitätsstadt.

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