Frankfurter Immobiliengruppe kauft Knorr-Verwaltungsgebäude
Der Immobilienspezialist Aamundo plant die Umwandlung der Flächen in Büros ab 400 Quadratmetern. Dass sich der Verkaufsprozess hingezogen hat, hängt damit zusammen, dass die Gebäude eine komplett neue Infrastruktur brauchen.

Das Knorr-Verwaltungsgebäude in Heilbronn hat einen neuen Besitzer. Die Aamundo Immobiliengruppe aus Frankfurt hat das traditionsreiche Gebäude gemeinsam mit einer norddeutschen Versicherungsgruppe von der Knorr-Mutter Unilever gekauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Seit vielen Jahren standen die Verwaltungsgebäude der früheren Knorr-Zentrale an der Sontheimer Straße und der Knorrstraße leer. Seit Frühjahr vergangenen Jahres suchte Unilever einen Käufer für die Immobilien, die der Konzern im Jahr 2000 zusammen mit dem Unternehmen Knorr erworben hatte. Und wurde bei Aamundo fündig.
Die Frankfurter sind spezialisiert auf die Entwicklung und Vermarktung von Wohn- und Gewerbeimmobilien. "Wir freuen uns, ein traditionsreiches Gebäude im Herzen Heilbronns erworben zu haben", sagt Stefan Bögl, Head of Asset Management bei Aamundo.
17.000 Quadratmeter Fläche, einen Teil mietet Unilever
Exakt ein Jahr, nachdem sich Unilever zu exklusiven Verkaufsverhandlungen mit Aamundo entschieden hatte, wurde das Geschäft am 14. Juli notariell besiegelt. Ab dem heutigen Dienstag sind die Frankfurter neuer Besitzer des Areals, das nicht die verbliebene Produktion am Standort betrifft. Die beiden Verwaltungsgebäude mit dem markanten Rundbau in der Mitte umfassen den Angaben zufolge 17.000 Quadratmeter Mietfläche. Davon hat Unilever zehn Prozent, also 1700 Quadratmeter, langfristig zurückgemietet. Ein Teil des Innenhofs mit 80 Stellplätzen hat Aamundo ebenfalls gekauft.
Nach den anstehenden Renovierungs- und Infrastrukturarbeiten will Aamundo Büroflächen ab 400 Quadratmetern anbieten. Im Blick hat Bögl dabei klassisches Gewerbe, aber auch Arztpraxen seien denkbar. Eine Wohnbebauung ist nicht geplant, betont Bögl. "Das gibt schon das Baurecht nicht her."
Der Manager ist zuversichtlich, dass die Nachfrage nach den Büroflächen vorhanden ist. "Wir haben schon einige Anfragen von potenziellen Mietern, Mietverträge sind aber noch keine unterschrieben." Bernhard Berg, Geschäftsführer von Aamundo Commercial, betont: "Wir haben eine sehr intensive Marktstudie gemacht." In diesem Segment gebe es kein großes Angebot in Heilbronn. Dennoch sei man darauf eingestellt, dass es mindestens ein Jahr dauern werde, bis die Flächen vermietet sind. "Wir haben es nicht eilig", sagt Stefan Bögl.
Lob für die Zusammenarbeit mit der Stadt
Dass sich der Verkaufsprozess über ein Jahr vergleichsweise lang hingezogen hat, erklärt Bögl mit den Besonderheiten des Areals. So sei die komplette Haustechnik, also Strom, Wasser, Heizung, bisher an den Knorr-Campus angebunden. Dies müsse nun in einem ersten Schritt getrennt werden, die Verwaltungsgebäude bekommen also eine neue eigene Infrastruktur. Diese Arbeiten sollen im Herbst beginnen. In einem zweiten Schritt werden die Gebäude im Inneren nach den Wünschen der Mieter komplett renoviert.
Ausdrücklich loben die Aamundo-Manager die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt und Baubürgermeister Wilfried Hajek. Schließlich habe man sich aufgrund des komplexen Grundrechtszuschnitts und diverser baurechtlicher Fragen intensiv mit Hajek und seinem Team ausgetauscht. "Das war wirklich eine positive Erfahrung", betont Berg.
Dass der neue Eigentümer die traditionsreiche Immobilie als "Landmark-Gebäude", also als prägendes, charakteristisches Gebäude für Heilbronn, bezeichnet, soll auch in Zukunft deutlich werden. "Den Knorr-Campus wollen wir in seiner Dominanz so belassen, wie er ist", sagt Bögl. Die Fassade werde nicht geändert, und der markante Knorr-Schriftzug auf dem Dach soll das Gebäude auch in Zukunft zieren. "Das haben wir bewusst miterworben", sagt der Aamundo-Manager.
Der einst stolze Heilbronner Knorr-Standort ist in den vergangenen Jahren immer weiter geschrumpft, weil der Mutterkonzern Unilever zahlreiche Bereiche wegverlagert hat. Daher standen auch die Verwaltungsgebäude leer. Kürzlich hat das Unternehmen eine Standortsicherung bis 2030 unterzeichnet.
Kommentar: "Gute Lösung"
Von Jürgen Paul
Wieder geht ein Stück Heilbronner Knorr-Geschichte zu Ende. Der markante, verglaste Rundbau und die sich anschließenden ehemaligen Verwaltungsgebäude an der Sontheimer Straße und der Knorrstraße gehören seit heute nicht mehr dem Knorr-Mutterkonzern Unilever. Der Lebensmittelmulti hat in den zurückliegenden Jahren immer mehr Bereiche des einst so stolzen Standorts wegverlagert, so dass immer mehr Teile des Areals im Heilbronner Süden nicht mehr benötigt wurden und leerstanden. Folgerichtig begann Unilever im vergangenen Jahr mit der Suche nach einem Käufer für die früheren Verwaltungsgebäude.
Nun ist mit der Frankfurter Aamundo-Gruppe ein neuer Eigentümer gefunden, dessen Pläne sich gut anhören. Der Immobilienspezialist will den in die Jahre gekommenen Gebäuden zunächst eine komplett neue Infrastruktur verpassen und dann moderne Büroräume einrichten, die explizit auch für kleinere Unternehmen gedacht sind. Dabei zeigen sich die neuen Eigentümer offen für gewerbliche Mieter aller Art – eine Festlegung auf bestimmte Branchen würde vor dem Hintergrund der unsicheren konjunkturellen Aussichten auch wenig Sinn ergeben.
Erfreulich ist auch die Ankündigung der neuen Eigner, den besonderen Charakter des Knorr-Areals erhalten zu wollen. Schließlich werden am Standort noch mindestens zehn Jahre Tütensuppen und Gewürzmischungen produziert.