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Forum vor Landratswahl: Einigkeit statt Wahlkampf

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Vier Kandidaten wollen Nachfolger von Detlef Piepenburg als Landrat des Landkreises Heilbronn werden. Beim Online-Forum der Heilbronner Stimme haben sie sich den Fragen der Redaktion gestellt.

Redakteur Wolfgang Müller im Gespräch mit den Kandidaten. Foto: Kunz
Redakteur Wolfgang Müller im Gespräch mit den Kandidaten. Foto: Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Große Herausforderungen warten auf den nächsten Landrat des Landkreises Heilbronn. Die finanziellen Folgen der Coronapandemie, Mobilitätswende, der Klimaschutz oder die Schaffung bezahlbaren Wohnraums gehören zu den Aufgaben der Zukunft. Vier Männer wollen sich ihnen stellen: Norbert Heuser, Ralf Steinbrenner, Steffen Liebendörfer und Torsten Kunkel bewerben sich als Nachfolger von Detlef Piepenburg, der nicht mehr zur Wahl antritt. Die ist am 28. Juni im Kreistag. Bei einem Online-Forum der Heilbronner Stimme haben sich die Kandidaten den Fragen von Redakteur Wolfgang Müller gestellt.

>>Hier ist das Online-Forum in voller Länge zu sehen

Dabei wurde deutlich, dass zwei Bewerber zu Recht als Insider gelten. Norbert Heuser, Bürgermeister in Neuenstadt, und Ralf Steinbrenner, Bürgermeister in Leingarten, sind beide im Kreisrat und damit Insider in Landkreisfragen, involviert in aktuelle Entscheidungen und vertraut mit den Details des Verwaltungshaushalts. Beide betonten die finanzielle Stärke des Landkreises. Mögliche Sparpläne müsse man mit dem Kreistag besprechen:. „Die Schwerpunkte sind zwingend in einer Klausur festzulegen“, erklärte Steinbrenner. Das sei nicht Aufgabe des Kandidaten allein, erklärte auch Heuser. Wichtig ist beiden die Stärkung der öffentlichen Nahverkehrs.

Während Heuser in Zukunft „Mobilität neu denken“ will und auf eine Vernetzung setzt, aber gleichzeitig betont, wie gut man schon unterwegs sei, fordert Steinbrenner eine „konzertierte Aktion“, um den ÖPNV voranzubringen. Noch nie sei die Förderkulisse für die Reaktivierung von Strecken wie der Zabergäubahn besser gewesen. „Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, betont der 49-Jährige.

Verkehrspolitik ist ein zentrales Thema

In Sachen Verkehrswende bringt Kunkel eine Idee mit. Der 57-Jährige schlägt den zweigleisigen Ausbau der Stadtbahn bis Eppingen vor, warnt aber auch, dass im Koalitionsvertrag „große Konzepte unter Finanzierungsvorbehalt“ stehen. Da bleibt Liebendörfer eher pauschal: „Mobilität wird sich radikal erneuern“, sagt er ohne konkreten Bezug auf die Region zu nehmen. Beide präsentieren sich bewusst als Alternative von außen. Liebendörfer, der in Bad Rappenau aufgewachsen ist, arbeitet im Landratsamt des Wartburgkreises in Thüringen. Dass er „gewisse Nachteile bezüglich der Vernetzung“ innerhalb des Kreistags habe, sie völlig klar, sagt der 38-Jährige. Kunkel, Bürgermeister in Pfedelbach und Hohenloher Kreisrat stellt sich ebenfalls als Kandidat für „neue Wege“ dar.

Das zeigt sich auch beim Thema Krankenhaus. Anstelle der erst kürzlich vom Kreistag engagierten Personalagentur Lumis Südwest, einer Leiharbeitsfirma, die Personal für die SLK Kliniken rekrutieren soll, würde der Hohenloher „Personal im Ausland akquirieren“. Man müsse den Fachkräften ein attraktives Angebot machen, erklärt er. Während Heuser die Gelegenheit nutzt, den Mitarbeitern im Krankenhaus „Respekt zu zollen“, fordert Steinbrenner ergänzend ein Konzept von der Geschäftsführung. „Klatschen allein ist nicht genug“, sagt auch Heuser. Liebendörfer drängt generell auf zeitnahe Maßnahmen: „Die Bedürfnisse werden nach der Pandemie nicht mehr so prominent auf der Agenda stehen.“

Wie es mit der Kreisberufsschule weitergeht

Bei einem der großen anstehenden Projekte, der Erneuerung der Kreisberufsschulen in Böckingen, herrscht ebenfalls weitgehend Einigkeit. „Die Entscheidung ist überfällig“, sagt Steinbrenner. Auch Heuser nennt das Thema „eins der wichtigsten“. Der 56-Jährige spricht sich klar für einen Neubau aus: „Alles andere würde den Betrieb stark beeinträchtigen.“ Steinbrenner würde als Landrat schnell das Gespräch mit der Stadt Heilbronn suchen, um Grundstücksmöglichkeiten - zwingend in Stadtbahnnähe - auszuloten. Für den Neubau plädiert nach eigenen Sanierungserfahrungen im Pfedelbacher Rathaus auch Kunkel. Nur Liebendörfer bleibt unentschlossen. Er habe „persönlich keine Präferenz“ und würde eine „sachliche Entscheidung“ nach „nüchterner Wirtschaftlichkeitsprüfung“ fällen.

Konkret wird der Beamte aus Thüringen in Sachen Arbeitsweise der Zukunft. Sollte mehr Raumbedarf im Landratsamt bestehen, würde er zuerst auf Desksharing und Homeoffice setzen. „Die Schaffung von mehr Büroflächen ist im 21. Jahrhundert nicht die intelligenteste Lösung.“ Allerdings bestehen nach Recherchen unserer Zeitung durchaus Pläne zur Erweiterung des Landratsamtes. Die Beratungen seien allerdings nichtöffentlich, betonen Steinbrenner und Heuser unisono. Was den Unterschied zwischen ihnen beiden ausmacht? Bei dieser Frage halten sich Heuser und Steinbrenner mit Aussagen zurück. Wie sich das auf die Wahl auswirkt, wird sich am 28. Juni zeigen. Bis dahin üben alle vier Kandidaten Zurückhaltung im Wahlkampf - oder wie Steinbrenner es beschreibt: „Ich mache Werbung für meine Person, nicht gegen eine andere.“

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