Forstamt limitiert Abgabe von Brennholz im Landkreis Heilbronn
Nur noch Bestandskunden werden mit Brennholz aus Wäldern im Landkreis Heilbronn bedient. Die Kreisverwaltung möchte damit Hamsterkäufen vorbeugen und Holztourismus zuvorkommen.

Wegen des Ukrainekrieges und der enorm gestiegenen Preise für Gas, Öl und Strom hat die Nachfrage nach Brennholz so zugenommen, dass die Telefone bei den Förstern in den Revieren und im Forstamt des Landkreises Heilbronn nicht mehr stillstehen. Die Förster ziehen nun die Reißleine. Nur noch Bestandskunden könnten sicher mit Brennholz versorgt werden. Für Neukunden könne keine Garantie gegeben werden. Das teilen Forstamtsleiter Martin Rüter und Chef-Holzverkäufer Jürgen Kuhn mit.
Auch in der Menge gibt es eine Deckelung. Die liegt bei 90 Prozent der in den Vorjahren bezogenen Menge je Kunde. Mit den Maßnahmen möchten die Kreisförster die Versorgung der Brennholzbezieher sicherstellen, Hamsterkäufen zuvorkommen und die Industrie mit der benötigten Menge weiter beliefern.
Buche-Industrieholz hat sich um 60 Prozent verteuert
"Wir betreuen 46 Gemeinden, alle sind Waldbesitzer", teilt Kuhn mit. 25 bis 30 Prozent des Einschlags ist demnach Brennholz. Das sind 25.000 Festmeter pro Jahr aus kommunalen Forsten und von Privatwaldbesitzern, die vom Kreisforstamt mit betreut werden. Damit können rund 4000 Haushalte versorgt werden, rechnet Kuhn vor.
Ortstermin im Wald bei Bad Rappenau mit Rüter, Kuhn und dem örtlichen Revierförster Claus Schall. Die Förster kommen an einem Polter vorbei: Grobastige Buchen, daneben liegen zwei ebenfalls astige Kirsch-Stämme: "Das hier ist Industrieholz", erläutert Kuhn. "Das kriegt bald Füße, wenn das nicht bald abgeholt wird" lacht er. 3500 Tonnen Buchen-Industrieholz gehen jährlich allein an das Zellstoffwerk Waldhof in Mannheim, bekannt durch die Marke Zewa. "Wir tragen hier zur Sicherung von Arbeitsplätzen ein", so Rüter.

Das in Mannheim hergestellte Hygienepapier sei ein regionales Produkt. Industrieholz hat sich im Vergleich zum Vorjahr stark verteuert. Der Festmeter Buche etwa ist von 50 Euro netto auf 81 Euro emporgeschnellt.
Wie höherwertiges Stammholz gesichert wird
Die Förster berichten auch bei Brennholz von enormen Preissteigerungen. Dabei werden die Preise im Heilbronner Landratsamt nicht täglich an den Marktwert angepasst, sondern für jede Einschlagsperiode definiert. Die erstreckt sich von September bis März. Die Preissteigerung in der Einschlagssaison 2021/22 beläuft sich auf 91 Euro brutto pro Festmeter. Im Vorjahr lag der Preis noch bei 62 Euro. Revierförster Schall rät Kunden, jetzt nicht ohne konkreten Bedarf das teure Brennholz zu beziehen. Stattdessen sollten erst die individuellen Vorräte peu à peu aufgebraucht werden.
Das höherwertige Stammholz wird zum Teil mit Transpondern gegen Diebstahl gesichert. jeder Stamm ist mit einer "Waldnummer", einem Plättchen, versehen. Oft wird es zu Furnierholz verarbeitet "China liebt Buche, Eiche entspricht eher dem deutschen Geschmack", weiß Holzverkäufer Kuhn. Eiche mit kleinen schwarzen Pünktchen sei besonders attraktiv, Wasserreiser ließen Fußböden rustikal erscheinen. Zur Herstellung von Weinfässern dagegen müsse das Holz nahezu makellos sein.
Was die Forstleute in Sachen Heizen so umtreibt
Die Qualität teilen die Holzhändler in vier Stufen ein: A steht für Furnierware, das ist die höchste Stufe. B bedeutet gute Sägeware, C steht für "mit Fehlern". D heißt "fehlerhaft, aber noch verwendbar". Während Industrieholz mit 19 Prozent besteuert wird, erhebt der Staat auf Brennholz für Privatkunden nur sieben Prozent Mehrwertsteuer. "Das zählt zur Grundversorgung", so Rüter.
Die Forstleute befürchten, dass in diesem Jahr oft zu feuchtes Holz verfeuert wird, das zuvor aus Sorge über explodierende Heizkosten frisch gekauft wurde. Holz müsse aber gut getrocknet sein, ehe es zum Heizen genutzt werden darf, bekräftigen Rüter und Kuhn. Zwei Jahre benötige Holz normalerweise, ehe es zum Feuern geeignet sei. In optimalen Bedingungen, etwa wenn Holz auf der Südseite an einer Hauswand zum Trocknen gelagert werde, könne man es auch in frühestens einem Dreivierteljahr schon benutzen. Bei zu feuchtem Holz entsteht Glanzruß im Kamin. Der könne zu gefährlichen Bränden führen.
Warum Brennholz gut für den Wald ist
Die Nutzung von Brennholz sei gut für den Wald, bekräftigen die Förster. Schließlich durchforsten die Waldpfleger ihre Bestände regelmäßig, um Platz für besonders vielversprechende Exemplare im Wald zu schaffen. Die Förster sprechen von Zukunftsbäumen oder auch kurz Z-Bäumen. Beim Durchforsten fällt das Brennmaterial als Nebenprodukt ab. "Ein durchforsteter Wald bindet mehr Kohlendioxid, als ein Urwald", berichtet Rüter: "Vor allem, wenn aus den Stämmen langlebige Produkte gemacht werden."
Für klassische Bestellungen von Holz aus dem Kommunalwald empfiehlt es sich, mit dem jeweiligen Rathaus oder Forstrevier Kontakt aufnehmen. Daneben gibt es Versteigerungen im Wald oder im Wirtshaussaal und Submissionen, das sind schriftliche Versteigerungen. In diesen Tagen wird in vielen Gemeindemitteilungsblättern der Starttermin genannt. Und dann gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Besondere Konditionen, etwa nur Bestandskunden oder Deckelung der Menge können gelten.


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