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Flüsse in der Region zu stark belastet

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Der ökologische und chemische Zustand von Neckar, Jagst, Kocher und anderen Gewässern in der Region ist mäßig bis schlecht. Oft fehlt die Durchgängigkeit für Fische. Naturschützer sehen aber noch ein ganz anderes Problem.

Von Reto Bosch
Die Jagst bezaubert Jung und Alt mit ihren lauschigen Ufern. In gutem Zustand ist sie aber nicht.
Fotos: Cosima Macco
Die Jagst bezaubert Jung und Alt mit ihren lauschigen Ufern. In gutem Zustand ist sie aber nicht. Fotos: Cosima Macco  Foto: Cosima Macco

Einige Gewässer im Raum Heilbronn sind in mehrerlei Hinsicht in einem schlechten Zustand. Das geht aus einer Antwort des Umweltministeriums auf eine aktuelle Anfrage des Heilbronner Landtagsabgeordneten Nico Weinmann (FDP) hervor. Für den Geschäftsführer des BUND-Kreisverbands Heilbronn-Franken, Gottfried May-Stürmer, ist das keine Überraschung. Er sieht gar Probleme, die in den vorliegenden Untersuchungen gar nicht angesprochen seien.

Zu viel Quecksilber in den Flüssen

"Meine Anfrage soll die Grundlage für eine intensivere Befassung mit diesem Thema sein", erklärt Nico Weinmann. Das Umweltministerium stützt sich in seiner Antwort auf die aktuellsten vorliegenden Daten aus dem Jahr 2015. Demnach schneiden Zaber, Schozach, Leinbach, Sulm, Böllinger Bach, Neckar, Kocher, Jagst und Elsenz mit Blick auf den chemischen Zustand schlecht ab. "Nicht gut" lautet die Bewertung. Dies vor allem, weil die überall verbreitete Belastung durch Quecksilber zu hoch ist.

"Diese Stoffe resultieren überwiegend aus historischen sowie aus diffusen Einträgen wie aus dem Luftpfad", schreibt das Umweltministerium. Dazu kommen im Neckar bromiertes Diphenylether und Fluoranthen, im Kocher und in Teilen der Jagst Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Eine Belastung mit Nitrat ist laut Ministerium im Neckar festzustellen. Dieses stamme unter anderem aus kommunalen Kläranlagen und der Landwirtschaft.

Naturschützer kritisieren Keim-Belastung

Gottfried May-Stürmer sieht im Quecksilber nicht das Hauptproblem: Teilweise seien die Flüsse und Bäche zum Beispiel zu stark mit Keimen aus der Kanalisation belastet. Und das in besonders hohem Maße nach Starkregen, wenn die Kläranlagen die Wassermassen nicht mehr bewältigen können. May-Stürmer fordert die Kommunen auf, die Leistungsfähigkeit ihrer Kanalisation zu verbessern.

Beim ökologischen Zustand erhalten Kocher, Neckar und Elsenz ein "unbefriedigend". Das Ministerium weist darauf hin, dass die Flüsse für Fische nicht durchgängig genug sind, die Gewässerstruktur nicht stimmt und teilweise Nährstoffeinträge feststellbar sind. Urbanisierung, Landwirtschaft und Verkehr hätten die Entwicklung der Gewässer zum naturnahen Zustand stark eingeschränkt. BUND-Mann May-Stürmer sieht Handlungsbedarf: Die Flüsse müssten durchlässiger werden. Realität sei allerdings, dass Zeitpläne für Verbesserungen ständig gekippt würden.

Auswirkungen von Mikroplast noch nicht ausreichend erforscht

Ganz aktuelle Zahlen nennt das Stuttgarter Ministerium für die Belastung mit Mikroplastik. Diese stammen aus einer bundesländerübergreifenden Studie. Im Neckar bei Kochendorf wurden elf Partikel Mikroplastik pro Kubikmeter gemessen, im Kocher bei Oedheim 23 und in der Jagst bei Bad Friedrichshall fünf. Diese Konzentrationen entsprächen jener Größenordnung wie sie in anderen europäischen und nordamerikanischen Gewässern mit vergleichbaren zivilisatorischem Muster anzutreffen seien. Zu den Auswirkungen könne man noch nichts sagen, da entsprechende Untersuchungsergebnisse fehlen.

"Wir haben es mit einer Vielzahl an Problemen zu tun, denen zum Teil schwer beizukommen ist", erklärt Nico Weinmann. Es gebe chemische Belastungen des Wassers, ohne dass eine konkrete, aktive Quelle zu benennen wäre (Quecksilber). "Das erschwert Verbesserungsmaßnahmen." Der Landtagsabgeordnete will nun zu erwartende Auswirkungen von Gewässerschutzmaßnahmen auf die Landwirtschaft klären, um dann mit den Akteuren vor Ort in Kontakt zu treten.

In den vergangenen Jahren wurden einige Biotope gebaut

Der FDP-Landtagsabgeordnete Nico Weinmann hat bei der Landesregierung auch abgefragt, welche Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern in der Region Heilbronn umgesetzt worden sind. Dabei zeigt sich, dass Kommunen, die Deutsche Bahn, Wasserverbände und andere Träger einige Projekte angestoßen haben. Vielerorts wurden Bach- und Flussläufe in einen naturnäheren Zustand versetzt. Die meisten Biotope entstanden als Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur durch Baugebiete und Hochwasserschutzprojekte. An der Jagst beispielsweise wurden Auenbiotope angelegt. Die Kosten für die Verbesserungen an Jagst und Kocher belaufen sich laut Umweltministerium in den vergangen zehn Jahren auf drei Millionen Euro.

Gewässerqualität in der Region

 

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