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Feuerwehr extrem: Warum Zusammenarbeit über Ortsgrenzen hinweg immer wichtiger wird

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Interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren sorgt für den Blick über den Tellerrand.

Von Nicole Theuer
Die Wasserförderzüge aus Bad Rappenau und Bad Friedrichshall befüllen in Obergimpern gemeinsam ein 15.000 Liter fassendes Faltbecken.
Die Wasserförderzüge aus Bad Rappenau und Bad Friedrichshall befüllen in Obergimpern gemeinsam ein 15.000 Liter fassendes Faltbecken.  Foto: Theuer, Nicole

Die Anforderungen steigen, die Zahl der Einsätze auch, aber immer weniger Mitglieder arbeiten vor Ort: Die Freiwilligen Feuerwehren müsse auf diese Veränderungen reagieren. Eine Möglichkeit ist, die interkommunale Zusammenarbeit zu verstärken. Wie dies funktionieren kann, demonstrierten die Wasserförderzüge (WFZ) der Freiwilligen Feuerwehren Bad Rappenau und Bad Friedrichshall zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Neckarbischofsheim, Abteilung Untergimpern, dieser Tage bei einer gemeinsamen Übung.

Feuer in einer Firma mit Sitz zwischen Obergimpern (gehört zu Bad Rappenau) und Untergimpern (Neckarbischofsheim) - so lautete das Szenario. Weil die Wasserversorgung dort schlecht sei, werde auch der Wasserförderungszug der Feuerwehr Bad Rappenau alarmiert, erklärt Philipp Kern, Leiter des WFZ Bad Rappenau. Gebraucht wird eine etwa 800 Meter lange Förderstrecke vom Ortsausgang Untergimpern im Rhein-Neckar-Kreis bis an den Faltbehälter (15.000 Liter) im Bereich der Zufahrt zur Firma und der L549. Weil Urlaubszeit ist, wird außerdem entschieden, den Fachzug Wasserförderung der Feuerwehr Bad Friedrichshall anzufordern.

Fazit: Zusammenarbeit muss weiterlaufen

Knapp zwei Stunden üben die beiden Förderzüge zusammen, am Ende sind sowohl Philipp Kern als auch Ralf Wolpert, Abteilungskommandant in Duttenberg und Leiter des WFZ Bad Friedrichshall, zufrieden und sich einig: "Die Zusammenarbeit muss weiterlaufen."

Während es in der Kurstadt diese Einsatzgruppe seit 13 Jahren gibt, befindet sich die Bad Friedrichshaller Gruppe noch im Aufbau. "Wir haben den WFZ seit zwei Jahren und profitieren immer von dem, was wir sehen", sagt Wolpert. Der Vorschlag, sich zu vernetzen, kam von Kern, erklärt Marcel Vogt, Kommandant der Friedrichshaller Wehr. Gemeinsame Übungen seien wichtig. Nur wenn man sich kenne, könne man auch gut zusammenarbeiten.

Kooperation auch über Kreisgrenzen hinweg

In Bad Rappenau arbeitet man jedoch nicht nur mit dem Nachbarn aus der Salzstadt zusammen. Bei Einsätzen in Wollenberg wird automatisch die Wehr aus Hüffenhardt (Neckar-Odenwald-Kreis) mit alarmiert, während der Baustellenphase dort war auch Helmstadt-Bargen (Rhein-Neckar-Kreis) im Boot. "Im ländlichen Raum wird dies die Zukunft sein", sagt Ilja Woitaschek, Pressesprecher der Rappenauer Wehr.

Für Kreisbrandmeister Bernd Halter hat die Zusammenarbeit, die teilweise über Landkreis- oder Regierungspräsidiumsgrenzen hinausgeht, durchaus ihre Vorteile. "Sie sorgt dafür, dass man über den Tellerrand schauen muss und das Kirchturmdenken zurückgeht. Viele erkennen den Bedarf einer Wasserförderung auf lange Strecken. Wenn sich wie in Rappenau und Friedrichshall zwei Einheiten darauf spezialisiert haben, dann bietet es sich an, Einsatzpläne auszutauschen und gemeinsam zu üben."

Aushelfen, wenn es nicht genug Wehrleute gibt

Zusammengearbeitet wird aber nicht nur bei speziellen Einsätzen. Nicht immer ist eine Feuerwehr nämlich von der Manpower her in der Lage, einen Einsatz allein zu bewältigen. "Die Tagesverfügbarkeit ist ein Thema", so Halter. Gelinge es nicht, dass in einer bestimmten Zeit genügend Feuerwehrmitglieder einsatzbereit sind, "muss die Alarm- und Ausrückordnung umgestaltet werden, und das geht dann nur über die interkommunale Zusammenarbeit." Ein Beispiel: In Bad Wimpfen eilen bei Bedarf tagsüber Neckarsulm oder Bad Rappenau zu Hilfe.

Ganz wichtig ist es Halter, zu betonen, dass diese Zusammenarbeit nicht deshalb erforderlich sei, weil es an der Ausbildung hapere, sondern weil manchmal "einfach nicht genügend Einsatzkräfte zur Verfügung stehen". Ganz klar spricht sich der Kreisbrandmeister aber auch gegen die Bildung von zu vielen Fachgruppen aus. Die Zusammenarbeit habe nämlich Vor- und Nachteile. Ein Vorteil sei sicher, dass man ein hohes Fachwissen habe und im Einsatzfall verlässliche Aussagen bekomme. Ein Nachteil sei aber, dass man sich genau darauf verlasse und Verantwortung abgebe. Deshalb "muss man sich generell gut überlegen, was man macht".

Spezialisierte Gruppen

Neben der Fachgruppe Elektro, die bei der Feuerwehr Neckarsulm aufgebaut wurde und angesiedelt ist, gibt es noch Fachgruppen für die Höhen- und Tiefenrettung mit einfachen Mitteln und die Vegetationsbrandeinheit. "Bei diesen spezialisierten Gruppen hat man aber, das muss man wissen, einen erhöhten Ausstattungs- und Ausbildungsaufwand", macht Kreisbrandmeister Bernd Halter deutlich.

Geplant für die Zukunft sind noch fünf sogenannte Großschadensergänzungseinheiten. "Das ist dann die ganz klassische interkommunale Zusammenarbeit. Der Landkreis beschafft die Mittel, die Feuerwehren stellen das Personal."

 

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