Evangelische Kirche wählt neuen Württemberger Landesbischof
Der Württemberger Landesbischof Frank Otfried July tritt im Juli in Ruhestand. Am 17. März wird der Nachfolger gewählt. Zwei Kandidaten haben familiäre Beziehungen in die Region Heilbronn.

Am 17. März wird in Württemberg ein neuer evangelischer Landesbischof gewählt, von 91 Synodalen, nicht direkt von 1,9 Millionen Mitgliedern. Bischof Frank Otfried July tritt im Juli mit 67 Jahren ab. Er war 2005 im ersten Wahlgang gewählt worden. Diesmal ist es spannender. Nicht nur, weil es drei Kandidaten gibt - von denen zwei familiäre Beziehungen in die Region haben.
Viele Spannungsmomente

In der Synode sitzen inzwischen nicht nur drei, sondern vier Fraktionen, von denen aber keine die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit hat, also 61 Stimmen. Und: Es gibt zwar eine Koalition, die aber nur auf 42 Stimmen kommt. Nach dem dritten - und falls nötig dem fünften - Wahlgang fällt der Kandidat mit den wenigsten Stimmen raus, beide dürfen aber bei späteren Wahlgängen wieder nominiert werden, aber auch andere könnten dann spontan antreten. Das ist neu. Was sich mit der Synodalwahl 2019 noch geändert hat: die Kräfteverhältnisse.
Der früher dominante konservative Kreis Lebendige Gemeinde (LG) schrumpfte auf 30 Sitze, die liberale Offene Kirche (OK) wuchs auf 31, wodurch sie jede Zwei-Drittel-Mehrheit blockieren könnte. Doch dies ist unwahrscheinlich, man ist ja schließlich Christ. Alle Rechenspiele stehen unter dem Corona-Vorbehalt, denn das Virus dürfte vor Synodalen nicht Halt machen - und für die Wahl in Stuttgart greift die Präsenzpflicht.
Gottfried Heinzmann aus Brettach

Fürs Unterland wird es richtig spannend: Zwei der drei Kandidaten haben einen Bezug zur Region, - einem schreiben manche gar die größten Chancen zu: Gottfried Heinzmann (56) ist in Neuenstadt geboren und in Langenbrettach-Brettach aufgewachsen. Nach dem Progymnasium in Neuenstadt machte er das Abitur am Neckarsulmer Albert-Schweitzer-Gymnasium. Eltern und Schwestern leben heute noch im Heimatort. Schon in der Jugend sei er ermutigt worden, Verantwortung zu übernehmen.
"Ich habe früh erlebt, dass mir was zugetraut wird", sagte er der Stimme mit Blick auf die Zeit als Jungschargruppenleiter und seine Mitarbeit in Zeltlagern, im Posaunenchor oder im Jugendchor. Seit 2017 ist Heinzmann Vorstandsvorsitzender von "die Zieglerschen", einem diakonischen Unternehmen mit 56 Einrichtungen für Alte, Behinderte, Suchtkranke, Jugendhilfe und einem Hör-Sprach-Zentrum. Zuvor leitete er seit 2008 das Evangelische Jugendwerk in Württemberg und war Gemeindepfarrer. Heinzmann ist also sehr gut vernetzt. Er ist von der LG nominiert, wird aber auch von der 2001 gegründeten Reforminitiative Kirche für morgen (Kfm) unterstützt; sie hat zwölf Stimmen.
Viola Schrenk hat Verwandte in Heilbronn

Die OK schlägt Viola Schrenk (51) vor, Schwester des Heilbronner Stadtarchiv-Direktors Christhard Schrenk. Mit ihm verbindet die Schwester "auch das historische Interesse, das er gefördert hat". Beim Stichwort Heilbronn habe sie natürlich die Verwandten vor Augen, aber auch "den schönen Deutschhof" mit Archiv und Münster, in dem sie "das unkomplizierte ökumenische Zusammenwirken" zu schätzen lernte.
Gerne erinnere sie sich ans Frauenmahl 2017, zu dem sie als Referentin eingeladen war. Für sie als Ehemalige zähle die Sommertagung 2016 in Heilbronn mit dem Fest an der Kilianskirche zu den "synodalen Highlights". Heute wirkt die gebürtige Oberkochenerin als Studieninspektorin am Stift in Tübingen. Zuvor war sie Gemeindepfarrerin und arbeitete an der Theologischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität am Lehrstuhl für Neues Testament und Christlich-Jüdische Studien, wo sie auch promoviert wurde.
Kandidat Nr. 3: Dekan Gohl aus Ulm

Der in der Mitte verortete, 17 Synodale zählende Kreis Evangelium und Kirche (EuK) tritt mit dem Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl (58) an. Er stammt aus Stuttgart und wirkte auch als Pfarrer in Böblingen und Plochingen.
Wer die größten Chancen hat? Greift wie zuletzt in Baden ein Frauenbonus? Gibt die Führungserfahrung den Ausschlag, vielleicht auch das Netzwerk? Oder womöglich der Reformwille? Frühestens Donnerstag um 18 Uhr weiß man mehr.
Synodale aus dem Großraum Heilbronn
Aus den Bezirken Besigheim, Brackenheim: Matthias Böhler, Christiane Mörk (OK), Oliver Römisch (Kfm).
Heilbronn: Jörg Beurer (OK), Michael Schneider (EuK), Erhard Mayer (OK)
Weinsberg, Neuenstadt, Öhringen: Susanne Jäckle-Weckert (LG) Bernd Wetzel (Kfm), Hannelore Jessen (OK), Thomas Burk (LG).
Künzelsau, Schwäbisch Hall und Gaildorf: Andrea Bleher (LG), Annette Sawade (EuK), Holger Stähle (OK). Ludwigsburg, Marbach: Ines Göbbel (OK), Reiner Klotz (Kfm), Thomas Hörnig (OK), Thomas Stuhrmann (LG).

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