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Erstaunen über Großmuscheln am Heilbronner Trappensee

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Rentnerinnen finden am abgelassenen See Prachtexemplare. Der Fischereiverein Heilbronn hatte im Herbst 180 Kilogramm in Sicherheit gebracht. Wieso jetzt wieder einige am See auftauchen, die kaum überleben können, ist unklar. Genießbar sind sie wohl eher nicht.

von Carsten Friese
Beeindruckende Funde im Schlamm des Trappensees: Zwei Rentnerinnen zeigen große Teichmuscheln, die hier aus dem Boden ragen. Manche haben Muschelfleisch im Innern, andere nicht. Die geschützten Exemplare werden bis zu 30 Jahre alt.
Fotos: Friese
Beeindruckende Funde im Schlamm des Trappensees: Zwei Rentnerinnen zeigen große Teichmuscheln, die hier aus dem Boden ragen. Manche haben Muschelfleisch im Innern, andere nicht. Die geschützten Exemplare werden bis zu 30 Jahre alt. Fotos: Friese  Foto: Friese, Carsten

Von ihrem Fund sind sie auch beim zweiten Besuch am abgelassenen Trappensee noch ganz begeistert. "Die sind so schön, so groß, haben einen tollen Perlmuttglanz", schwärmt eine 86-jährige Heilbronnerin. "Solche Exemplare hätte ich hier wirklich nicht erwartet", sagt ihre 72-jährige Freundin.

Große Muscheln, teilweise bis zu 20 Zentimeter lang, mal leer, mal mit Muschelfleisch im Innern, haben die zwei Heilbronnerinnen bei einem Spaziergang am Heilbronner Trappensee entdeckt. Im Schlamm des Seegrunds steckten sie fest. Birgt der See, der seit Herbst zu Bauarbeiten für einen verbesserten Hochwasserschutz abgelassen ist, eine besondere Delikatesse?

An Meeresküsten haben die beiden Rentnerinnen früher oft Muscheln gesammelt. Aber solche Exemplare? "Ich wüsste gern, ob man die essen kann", fragt sich die 86-Jährige. Mit Knoblauch und Olivenöl könnte sie sich es vorstellen. Da die Schale eines Fundexemplars mit dem orangefarbenen Fleisch jedoch bereits geöffnet war, hat sie darauf verzichtet. Nur: Was sind das für Muscheln? Wieso tauchen sie jetzt am Seegrund auf? Und: Darf man sie einfach so mitnehmen?

Die Muscheln stehen unter Naturschutz

Der Trappensee ist im Besitz der Stadt Heilbronn. Die Abteilung für Hochwasserschutz hat das Seeprojekt initiiert. Sachgebietsleiterin Jakobine Biehl weiß von den Muscheln. Es seien Teichmuscheln, eine in Deutschland typische Art für stehende Süßgewässer. Sie stehen unter Naturschutz.

Anfang Oktober habe der Fischereiverein Heilbronn den abgelassenen See abgefischt, die Fische umgesetzt und dabei auch rund 180 Kilogramm Teichmuscheln abgelesen und in Sicherheit gebracht. Warum auf einmal weitere Exemplare auftauchen? Biehl kann es sich durch intensive Regenfälle der vergangenen Wochen erklären, dass Regen Erde an Böschungen oder Grund weggespült und Muscheln freigelegt habe.

Tatsächlich stecken einige Muscheln bei unserem Besuch im Schlamm fest, ragen mit einem Teil aus dem Morast. An manchen Schalen sind nach der Frostnacht kleine Eiskristalle gewachsen. Einige geöffnete Schalen sind leer, in anderen sieht man Muschelfleisch. Vielleicht an die 50 Exemplare sind bei einem kurzem Rundumblick zu erkennen.

Warum die Muscheln jetzt zutage treten, weiß auch Udo Schlichtherle vom Fischereiverein Heilbronn nicht. Im Oktober habe man alle sichtbaren Muscheln eingesammelt. Und auch bei Kontrollgängen ein paar Tage später habe man nichts mehr gefunden. Die 180 Kilo Teichmuscheln, die eingesammelt wurden, leben vorübergehend in Zuchtbecken. Ist der Trappensee wieder aufgefüllt, wird der Verein sie in das Seewasser zurückbringen. Der Verein betreibe die Umsiedlung "sehr gewissenhaft".

Gute Wasserfilterer, die die Wasserqualität verbessern

Am Auslassbauwerk wird derzeit gebaut. Die Technik soll Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser bieten. Dazu wurde der Trappensee abgelassen.
Am Auslassbauwerk wird derzeit gebaut. Die Technik soll Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser bieten. Dazu wurde der Trappensee abgelassen.  Foto: Friese, Carsten

Wem die Muscheln gehören? Dem Verein, der den See gepachtet hat? Da ist Schlichtherle unsicher, Fische und Krebse auf jeden Fall, ob Muscheln auch dazu zählten, weiß er nicht. Für die Fischer seien sie indes keine Delikatesse. "Essen würde ich sie nicht." Sie filterten das Wasser von Schweb- und Feststoffen und verbesserten dadurch die Wasserqualität. Man wisse nicht, ob sie genießbar sind. Meeresmuscheln seien etwas anderes, lebten in saubererem Wasser, ist er überzeugt.

Ob alle Muscheln, die dort mit Muschelkörper liegen, verendet sind? Nach einer Visite vor Ort ist Schlichtherle skeptisch, ob sie überleben können - bei geöffneten Muschelschalen eher nicht. Als man den See Ende 2021 abgefischt habe, sei deutlich mehr Wasser über dem Seegrund gestanden, vergleicht er. Als biologische Besonderheit empfindet der Fischerei-Experte die Teichmuscheln nicht. Bei einer Abfischaktion am Pfühlsee im Jahr 2019 habe man schon einmal über 600 Kilo der großen Muscheln gefunden und umgesetzt. Aber: Es sei erfreulich, dass so viele Exemplare vor Ort sind.

Die zwei Rentnerinnen sind von der Nachricht überrascht, dass ihre gesammelten Muscheln unter Naturschutz stehen. Die Muschelfinderinnen vom Trappensee sagen artig zu, dass sie ihre Exemplare rasch zurückbringen wollen.

Hochwasserschutz

Beim Hochwasserschutzprojekt am Trappensee kommen die Arbeiten nach Angaben der Stadt gut voran. Ziel: ein zweigeteilter Hochwasserschutz. Neben den erneuerten Ein- und Auslassbauwerken entsteht ein Hochwasserentlastungsabfluss durch eine leichte Senke mit Betonschwelle. Eigentlich sollte ein Schutzzaun den Zugang zum See verhindern, da man im Schlamm tief einsinkt. Er soll wieder aufgestellt werden. Ende Februar/Anfang März wird der See wieder mit Wasser gefüllt.

 
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