Menschen erschrecken nach Überschallknall: Bundeswehr erläutert Eurofighter-Einsatz
Ein Überschallknall hat am Dienstag zahlreiche Menschen im Raum Heilbronn/Hohenlohe erschreckt. Zeugen berichten von extremer Lautstärke. Jetzt sind die Details zum Eurofighter-Einsatz bekannt.

Tausende Menschen in der Region haben am Dienstag gegen 15 Uhr einen gehörigen Schrecken bekommen. Ein Überschallknall eines Eurofighters der Bundeswehr war so laut, dass Ohrenzeugen davon sprachen, dass "Wände gewackelt" hätten. Entsprechende Schilderungen gab es in zahlreichen Gemeinden, von Bad Rappenau bis nach Möckmühl und von Öhringen bis nach Künzelsau.
Tatsächlich ist es nach Angaben der Bundeswehr so, dass in bestimmten Fällen, "zum Beispiel bei niedrigen Flughöhen", die Druckwelle des Überschallknalls sogar Fenster zum Wackeln bringen oder Autoalarme auslösen könne. In der Regel sei ein Überschallknall aber ungefährlich, heißt es.
Überschallknall erschreckt Menschen: "Eltern haben verängstigt geschaut"
Auch der Bundeswehr ist bewusst, dass Menschen, die das Phänomen nicht kennen, es "häufig als erschreckend oder bedrohlich empfinden". Das laute Geräusch werde manchmal als Donnern oder auch als Kanonenschlag beschrieben.
In Bad Rappenau nahmen es manche sogar wie die Explosion einer Bombe wahr. In Zeiten des Krieges in der Ukraine reagierten einige Menschen vielleicht nochmals sensibler auf Militärflüge, meint eine Mutter, die sich zum Zeitpunkt des Geschehens mit ihren Kindern auf einem Spielplatz aufhielt. "Eltern haben ganz verängstigt geschaut", sagt sie. Kinder dagegen seien weniger verdutzt gewesen.
Luftwaffe teilt auf X, ehemals Twitter, zum Überschallknall mit: Alarmrotte aktiviert
Die Luftwaffe der Bundeswehr informierte schnell auf dem Portal X über den Einsatz, den sie flog. "Alarmrotte aktiviert!", teilte sie mit. Die Deutsche Flugsicherung hatte die Kampfflieger zur Unterstützung gerufen. Am Stützpunkt in Neuburg an der Donau sei der Quick Reaction Alert aufgestiegen, informierte die Luftwaffe im Militärjargon.
Dabei handelt sich um eine Stufe der Gefechtsbereitschaft in der Militärfliegerei. Ein ziviles Luftfahrzeug ohne Funkkontakt sollte identifiziert werden. Es habe technische Probleme gegeben. "Dabei sind wir auch in den Überschall gegangen", schreibt Team Luftwaffe – über Südhessen sei das gewesen. "Nach Kontaktaufnahme mit dem Piloten wurde der Einsatz beendet." Das Privatflugzeug war von Budapest in Ungarn nach Le Bourget bei Paris unterwegs.
Auch wenn der Einsatz viele Menschen aufgeschreckt hat, Kritik daran übt Thomas Marwein nicht. Marwein ist lärmschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag und war vormals Lärmschutzbeauftragter der Landesregierung. "Not kennt kein Gebot", sagt er. Zwischenzeitlich habe man angesichts des Ukraine-Krieges ja auch eine Situation, in der vieles denkbar sei. Vor 50 Jahren sei ein Überschallknall übrigens nichts Ungewöhnliches gewesen, erinnert er sich. "Das hat damals niemanden aufgeregt."
Überschallknall erschreckt Menschen: Schutz des Luftraums hat Priorität
Um Lärm zu vermeiden, darf nach Angaben der Bundeswehr im Regelflugbetrieb nur bei Test- und angemeldeten Übungsflügen mit Überschallgeschwindigkeit geflogen werden. Das sei nur werktags zwischen 8 und 12.30 Uhr sowie von 14 bis 20 Uhr zulässig, heißt es auf einer Informationswebseite der Bundeswehr. Anders sei es bei Abfangeinsätzen.
"Der Schutz des Luftraums über Deutschland ist der wichtigste Auftrag der Luftwaffe." Wenn ein unbekanntes Fluggerät identifiziert werde, starte eine Alarmrotte aus zwei Eurofightern. Um den Einsatzort möglichst schnell zu erreichen, flögen sie mit Überschallgeschwindigkeit. "Hierzu muss die Lärmvermeidung dem Schutz der allgemeinen Sicherheit untergeordnet werden", erklärt das Militär.
Ein Überschallknall entsteht, wenn ein Flugzeug die Schallmauer durchbricht. Damit sind Schallwellen gemeint, die sich bei zunehmender Geschwindigkeit vor dem Flugzeug verdichten. Hinten breitet sich trichterförmig eine Druckwelle aus, die am Boden als lauter Knall wahrgenommen wird. Der Pilot selbst hört diesen nicht. Oft könne man danach einen zweiten Knall hören, erklärt die Bundeswehr. Denn nicht nur an der Nase des Flugzeugs, sondern auch am Heck entstehe ein Schalltrichter. Einzelne Zeugen in der Region berichten, am Dienstag einen solchen zweiten Knall gehört zu haben. Manche Menschen waren derart verunsichert, dass sie den Polizei-Notruf wählten.