Landkreis-Feuerwehren: Weniger Brände, mehr Einsätze wegen Unfällen, Starkregen und Sturm
Die Unwetter-Einsätze der Landkreis-Feuerwehren nehmen zu. Warum angehende Zug- und Gruppenführer viel Geduld brauchen.

Die Zahl der Einsätze ist im vergangenen Jahr bei den Feuerwehren im Landkreis Heilbronn im Vergleich zu 2020 gestiegen. 3975 waren es nach zuvor 3634.
Kreisbrandmeister Bernd Halter machte bei seinem Jahresbericht im Rahmen der Dienstversammlung der Feuerwehren am Samstag in der Stadthalle Lauffen allerdings deutlich, dass man die Zahlen differenziert betrachten müsse: "Wir hatten weniger Brände, aber mehr Technische-Hilfe-Leistungen." Zu Letzteren zählen Unfälle, aber auch Einsätze aufgrund von Wetterereignissen. Halter: "Die witterungsbedingten Einsätze aufgrund von Starkregen, Hagel und Stürmen nehmen zu."
Die Zahl der Fehlalarmierungen war im Corona-Jahr 2020 auf 810 zurückgegangen, im Folgejahr jedoch auf 892 gestiegen. Die Statistik weist allerdings eine Unschärfe auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Feuerwehr 2021 die mobilen Corona-Impfteams mit Personal und zum Beispiel Mannschaftstransportwagen unterstützt hat. Diese 219 Einsätze sind zwar in der Unterteilung der Einsatzart enthalten, nicht aber in der Gesamtzahl, so dass diese bei 4194 liegen würde.
Probleme gibt es hinsichtlich der Aus- und Fortbildung. "Wir haben einen Ausbildungsstau, der nur langsam abebbt", sagt Halter. Deutlich wird das vor allem bei den Zug- und Gruppenführern. "In diesen Bereichen hat die Feuerwehrschule ein Kapazitätsproblem. Es dauert zu lange." Ein Lehrgang für einen Zugführer dauert eine Woche, bei einem Gruppenführer sind es zwei Wochen. Und der Bedarf der Feuerwehr an diesen Führungsfunktionen ist hoch.
Der Landkreis hatte für das Jahr 2021 einen Bedarf an 81 Gruppenführern für die Feuerwehrschule in Bruchsal angemeldet, aber nur 19 nahmen tatsächlich teil. Bei den Zugführern lag der Bedarf bei 57, lediglich 16 waren dabei.
Problem erkannt
Die Aufgabe ist Sache des Landes. "Dort hat man das Problem erkannt", so Halter. Dass nicht alle Plätze belegt werden konnten, liege an der Ehrenamtsstruktur und den daraus resultierenden Terminkonflikten. Hinzu kommt, dass die Technik insgesamt komplexer wird, unter anderem durch neue Fahrzeug-Antriebe und dass die Feuerwehr entsprechend gezielt geschult werden muss. Halter: "Hier gilt es, entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen." Der Verbandsvorsitzende Reinhold Gall forderte eine dezentrale Ausbildungs- und Übungsstätte.
Die Mitgliederzahl der Feuerwehr ist 2021 insgesamt gestiegen: Von 6861 auf 6941. Allerdings hatte die Zahl 2019 bei 6969 gelegen. Und Bernd Halter will die Zahl ohnehin nicht überbewertet wissen: "Eine Betrachtung der Mitgliedersituation über den gesamten Landkreis spiegelt nicht die Personalprobleme einzelner Feuerwehren wieder", will er vielmehr genauer in die einzelnen Wehren schauen. Besonders beim Nachwuchs zeichnet sich ein Rückgang ab. Den Höchststand verzeichnete die Jugendfeuerwehr 2019 mit 1300 Mitgliedern und ging in den vergangenen beiden Jahren über 1217 auf 1193 kontinuierlich zurück.
In die Ausrüstung sind 2021 rund 2,7 Millionen Euro geflossen. Dafür gab es Zuschüsse an die Kommunen in Höhe von einer Million Euro.
Länger im Einsatz
Der Verbandsvorsitzende Reinhold Gall sprach sich dafür aus, die Zeit in den Einsatzabteilungen zu verlängern, da Kameraden zwischen 50 und 65 Jahren oft in die Altersabteilungen wechselten oder ihren Dienst beenden würden. Der Schwerpunkt der Personalentwicklung sei daher neben der Jugendarbeit die Initiative "bis 65 aktiv". "Hierbei erwarten wir die Unterstützung des Landes." Mit Blick in die Zukunft erwartet der Verband mehr Eigenverantwortung von den Bürgern. Gall nannte die Ölspurbeseitigung als Beispiel.