Engpässe erreichen Schuhhändler in der Region
Die Sportschuh- und Outdoorbranche leidet unter den Spätfolgen der Corona-Krise. Der Lockdown in Asien hat die Märkte kalt erwischt. Hinzu kommen Ausfuhrprobleme in den Containerhäfen.

Zuerst kam der Corona-Schock, jetzt folgen Lieferengpässe in vielen Branchen. Die Krise hat jetzt auch die Sportschuh- und Outdoorhersteller erreicht - mit Auswirkungen bis zum Einzelhandel in der Region. "Wir haben zahlreiche Entwicklungen, die uns enorm belasten", sagt Elena Nölscher, Geschäftsführerin des Schuhhauses Kaufmann in Heilbronn.
Fehlende Teile
Dazu zählen Corona-Einschränkungen in mehreren asiatischen Ländern, die Überlastung der Containerhäfen und Lieferengpässe Kleber, Kunststoffen und Schnürsenkeln, die in Asien produziert werden. "Viele Outdoorlieferanten hängen förmlich in den Seilen. Die können in Europa nicht produzieren, weil Teile fehlen", schildert Elena Nölscher die Lage. Zudem seien die Preise in die Höhe geschossen. Die Kosten für einen Container betrugen früher 1000 Euro, heute sind sie auf 6000 bis 10.000 Euro gestiegen", klagt die Geschäftsführerin.
Zwar sind die Regale im Geschäft in der Fleiner Straße nach wie vor gut gefüllt, aber nicht mehr mit allen Marken. "Wir konzentrieren uns jetzt auf italienische oder andere europäische Hersteller mit guter Liefertreue", sagt Nölscher. Sie glaubt, dass die Engpässe auch im kommenden Jahr anhalten. Erst im Herbst 2022 werde es besser.
Lager leegefegt
"So etwas habe ich noch nie erlebt, die Lieferengpässe sind brutal", berichtet Stefan Geiger aus Eppingen, dessen Familie seit 1976 ein Sportbekleidungsgeschäft in der Eppinger Bahnhofstraße betreibt. So habe ihm beispielsweise die Lowa Sportschuhe GmbH aus dem bayerischen Jetzendorf mitgeteilt, dass sie bis Dezember "nichts mehr liefern können, weil die Lager leergefegt sind". Geiger führt dies in zweierlei Hinsicht auf die Corona-Pandemie zurück.
Weil für die meisten Leute durch Lockdown und Reiseeinschränkungen der Urlaub im Ausland flach gefallen sei, "gab es bei uns einen regelrechten Outdoor-Boom", sprich: "Alle sind gewandert, gejoggt oder einfach raus in die Natur." Vom Wanderstiefel über den Laufschuh bis zur passenden Kleidung - alles "lief wie geschmiert".
Gleichzeitig hätten während der Pandemie etliche Produktionsstätten in Fernost oder in Südeuropa geschlossen werden müssen. Es gebe auch Anbieter ohne Lieferprobleme, wie die durch ihr Wolken-Logo bekannte Schweizer Firma On. "Die haben gerade Zulauf ohne Ende." Wie Geiger darauf reagiert? "Nicht mit Preiserhöhungen", betont er.
Glück hat, wer große Lager hat
"Zum Glück sind wir nicht so stark betroffen, da wir weniger auf Modeartikel setzen, sondern mehr auf zeitlosen Komfort", berichtet Karl Kühner aus Neckarsulm, dessen Familie seit 90 Jahren an der Marktstraße ein Schuhgeschäft betreibt. Zudem habe man im Stammhaus ein großes Lager mit bis zu 18.000 Paar Schuhen.
Gleichzeitig weiß Kühner von den Engpässen in der Branche. Neben dem zeitweiligen Produktionsstopp während der Pandemie falle inzwischen vor allem der Container-Mangel in Fernost ins Gewicht. "Da lief erst gar nichts mehr, und nun staut es sich in den Häfen, teils haben die sogar freie Kühl-Container rekrutiert."
Kühner berichtet außerdem von einen Hacker-Angriff auf ein Rechenzentrum, das den zentralen Schuheinkaufsverband über drei Wochen blockierte.
Als weiteren Grund nennt er das veränderte Geschäftsgebaren mancher Marken-Anbieter. So gebe es bestimmte Artikel von Asics oder Adidas nur noch in besonderen Läden oder online. Deshalb würden zum Beispiel manche Birkenstock-Sandalen bald um rund 15 Euro teurer und seien nur noch in "Luxus-Shops zu haben, weil die mit ihrer Korksohle und zwei Lederriemen auf Luxus machen wollen", kritisiert Kühner.