Einmal waschen und legen mit Mundschutz
Am Montag dürfen Friseurläden unter verschärften Hygienemaßnahmen wieder öffnen. Die neuen Bedingungen gefallen nicht jedem Kunden. Zudem droht eine Preissteigerung.

Die nächste Woche ist in Zeiten der Corona-Krise einschneidend, buchstäblich: Nach sechs Wochen dürfen Friseursalons ab Montag wieder öffnen. Viele Menschen werden sehnsuchtsvoll darauf gewartet haben. Denn wer sich seit dem 21. März nicht getraut hat, selbst zu Schere oder Rasierer zu greifen, wird einen Gang zum Friseur dringend nötig haben.
„Wir erwarten, dass wir einiges ausbessern müssen“, sagt Susann Büttner, Inhaberin von Hairloft im Kaiserturm, lachend. Sei es, selbst verpasste Frisuren zu korrigieren oder Ansätze zu kaschieren. Darüber hinaus erwartet die Friseure viel Arbeit, denn in den Salons darf nur unter verschärften Hygienemaßnahmen hantiert werden.
Nicht alle Kunden begrüßen die Maßnahmen
Susann Büttner hat ihren Salon umbauen müssen, damit die 1,50 Meter Mindestabstand eingehalten werden können. Auch Thomas Muth musste in seinem Friseurgeschäft Hairlounge in Heilbronn Platz schaffen und Spuckschutze aufstellen.
Ihre Kunden – 95 Prozent davon sind Stammklientel – hat Büttner längst kontaktiert und die Termine vergeben. „Der ganze Mai ist verplant.“ Die Friseurmeisterin hat ihre Kunden auch über die Infektionsschutzmaßnahmen informiert – nicht alle würden diese Regelungen begrüßen. Dazu gehört unter anderem, dass Kunden einen eigenen Mundschutz mitbringen, allein kommen und ihr Aufenthalt dokumentiert wird.
Friseure hoffen auf Verständnis
Der Mundschutz, glaubt Thomas Muth, wird ein Störfaktor bei der Arbeit sein. Was vielen Kunden ebenfalls nicht gefallen wird: „Durch den größeren Aufwand mussten wir die Preise erhöhen“, sagt Susann Büttner. Für die Kunden sowie das Desinfizieren und Reinigen der Plätze und des Materials müsse deutlich mehr Zeit eingerechnet werden. „Vorher hat es ausgereicht, das Material mit einem Desinfektionstuch und einem Spray zu reinigen. Jetzt muss es mindestens zehn Minuten einwirken“, erklärt Thomas Muth, der eine Preiserhöhung wegen des Mehraufwands ebenfalls nicht ausschließt.
Er bedauert schon jetzt, dass Kunden manchmal vor dem Salon warten werden müssen statt gemütlich im Innern mit einem Kaffee. „Man kann sich nicht mehr um mehrere Kunden gleichzeitig kümmern.“ Thomas Muth hofft daher auf Geduld und Verständnis. Denn wenngleich die Wiedereröffnung seines Salons ins Haus steht, fragt sich der Friseurmeister, wie die Situation auf lange Sicht weiterlaufen wird. „Schon zu Beginn der Corona-Krise blieb die Hälfte der Kunden aus Angst fern. Schwer einzuschätzen, wie sich die Kundenfrequenz in einigen Monaten entwickeln wird.“
Der "Zwangsurlaub" ist endlich vorbei
Trotz allem freuen sich sowohl Susann Büttner als auch Thomas Muth auf die Wiedereröffnung und ihre Kunden, allein wegen der sozialen Kontakte. Die Zeit, in der ihr Friseurgeschäft schließen musste, habe sich für sie wie Zwangsurlaub angefühlt. Als Kleinunternehmer wurden sie vom Corona-Soforthilfeprogramm des Bundes begünstigt. Susann Büttner etwa erhielt einen einmaligen Zuschuss über 9000 Euro. Für sie geht die Corona-Krise wohl glimpflich aus – einige Friseurläden, weiß sie aus Kollegenkreisen, können nicht mehr aufmachen.